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''Papa, tu mir das nicht an'' rief ich weinend, als ich von zwei Wärtern den Gang entlang gezerrt wurde. Sie sperrten mich in einen kalten, dunklen Raum. Tränen rannten meine Wangen runter während ich schrie und  verzweifelt gegen die Tür hämmerte. Doch es hatte keinen Zweck. Sie würden mich hier drin lassen, bis es für Papa genug war. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Tür und ließ mich diese hinunter sinken. Ich zog meine Knie an meinen Oberkörper und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als ich plötzlich Schritte hörte. War es endlich hinüber? Langsam richtete ich mich auf und wartete, doch es geschah nichts. Ich hatte mich geirrt. Ich setzte mich wieder auf den Boden. Diese Dunkelheit verunsicherte mich. Ich hatte schon längst vergessen wie der Boden oder die Wände aussahen und wie groß, wie hoch dieser Raum eigentlich war. Es verging wieder etwas Zeit. Ich hatte mich auf dem Boden zusammengekauert, versucht dadurch etwas Wärme abzubekommen, doch viel half es nicht. Letztendlich schlief ich jedoch trotzdem. Ein sanftes Rütteln an meiner Schulter lies mich langsam zu mir kommen und ich öffnete meine Augen. ''Hey'' vernahm ich die Stimme von jemanden, jedoch war noch alles etwas verschwommen und ich musste mich an das grelle Licht, welches in den kleinen Raum fiel, gewöhnen. Als ich dann einigermaßen bei mir war musterte ich die Person die vor mir kniete und mich anlächelte. Es war ein Pfleger mit blonden Haaren, die meisten nannten ihn Dr. Ballard. Die anderen Kinder schwärmten immer nur von ihm, da er so nett zu ihnen war. Er half mir auf die Beine und begleitete mich zum Regenbogenraum, in welchem er mich dann noch zur Zeichenecke brachte. Er hatte wohl bemerkt, dass ich meine meiste Zeit hier verbrachte. ''Setz dich an deine Kunstwerke, übe dein Talent aus'', das war das letzte, was ich von ihm hörte, bevor er den Raum verließ. Ich wollte gerade anfangen zu zeichnen, da veränderte sich die Umgebung plötzlich. Ich stand in einem der vielen Gänge, welche es hier gab. Gegenüber von mir stand Papa und sah mich wütend an. ''Du hast dich nicht an die Regeln gehalten, schon wieder.'' Während er redete, bewegte er sich langsam auf mich zu. Schritt für Schritt. Je näher er mir kam, je weiter ging ich zurück, doch plötzlich stieß ich gegen jemanden. Ruckartig drehte ich mich um, vor mir stand einer der Wärter. Doch etwas stimmte nicht mit ihm. Er war voller Blut und kippte langsam nach hinten um. Alles war voller Blut.  ''Es ist vorbei, du hast dir zu viele Fehltritte erlaubt'', rief Papa hinter mir und rüttelte an meinen Schultern. ''Nein!'' rief ich panisch und kniff die Augen zusammen. 

Schweißgebadet wachte ich auf und blickte mich verängstigt um. Ich packte mir an die Brust und versuchte mich zu beruhigen. Es war nur ein Albtraum, Rachel. Nur ein Albtraum. Nicht real. Ein Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass in wenigen Minuten mein Wecker klingeln würde. War ja klar, dass ich jetzt keinen ruhigen Schlaf mehr bekommen würde. Seufzend schlug ich die Decke zur Seite und stand langsam auf. Mir wurde kurz schwarz vor Augen, weshalb ich mich an dem Regal direkt neben meinem Bett festhielt, bis es wieder besser wurde. Ich griff nach meinem Wecker und schaltete diesen aus, damit ich das nicht in ein paar Minuten noch tun müsste. Gähnend trottete ich zu meinem Kleiderschrank und öffnete diesen. Etwas planlos betrachtete ich die Klamotten in diesem und überlegte, was ich heute anziehen sollte. Es war mein dritter Tag an der Highschool und ich wollte einen guten Eindruck machen, damit ich bald Freunde finden würde. Die einzigen Personen die ich kannte waren Mike, Dustin und Lucas. Mein Vater war tot und meine Adoptivschwester, Mikes Freundin Elfi war mit den Byers weggezogen. Ich hatte eine etwas komplizierte Vergangenheit, über welche ich ungerne sprach. Mein Blick fiel auf mein linkes Handgelenk, auf welchem ich die Zahl 017 tätowiert war. Mike, Dustin und Lukas wussten nichts von meinen Kräften, dass ich früher eine Labor Ratte war, welche für Experimente benutzt wurde. Die einzigen die darüber bescheid wussten waren Elfi und Hopper. Sie wollten, dass ich die Kräfte geheim halte, da es immer noch Leute gab, die Leute mit solchen Kräften einfangen, sogar töten wollten. Also verdeckte ich das Tattoo immer mit Armbändern, auch wenn ich mich irgendwie schlecht fühlte, meine einzigen Freunde hier zu belügen. Ich vermisste Hopper und Elfi, sehr sogar. Doch ich wollte die Stadt nach Hoppers Tod nicht verlassen, blieb in der Hütte, in welcher wir lebten. Doch eines Tages fanden mich Dustin und Mike, die irgendwas in der Hütte suchten. Anfangs hatte ich Angst, doch irgendwie freundete ich mich mit ihnen an und Dustin konnte seine Mutter überreden, mich aufzunehmen, da ich nicht alleine in der Hütte bleiben sollte. Ich wurde aus Gedanken gerissen, als es an meiner Tür klopfte. ''Rachel, wir wollen langsam frühstücken.'' rief Claudia. Mit einem knappen ''komme gleich'' griff ich mir irgendwelche Klamotten aus dem Schrank und zog mich rasch um. Ich blickte kurz in den Spiegel und kämmte meine Haare. Dann ging ich zu den beiden Frühstücken. Anschließend machten Dustin und ich uns auf den Weg zur Schule. Dort angekommen trennten sich unsere Wege, da wir in verschiedenen Kursen waren. Mein Orientierungssinn war nicht sonderlich ausgeprägt, weshalb ich verwirrt durch die Flure irrte. Ab und zu bekam ich noch komische Blicke zugeworfen, da ich immerhin neu war und außerdem aussehen musste, wie eine Verrückte, da ich bei meiner Klamotten Auswahl nicht wirklich auf die passenden Farben geachtet hatte, wahrscheinlich aussah wie ein bunter Vogel, und mich durchgehend suchend umsah. Es war schon komisch, zur Schule zu gehen und ich musste mich zuhause auch noch viel hinsetzen um die Sachen zu verstehen. Meine Freizeit kam dadurch seit dem ich mich auf die Schule vorbereitete etwas kurz. Ich verbrachte den Tag entweder in der Bibliothek oder zuhause an meinem Schreibtisch. Meinen Freunden erzählte ich, dass ich die letzten Jahre in der Schule nicht viel aufgepasst hatte und dadurch nicht viel konnte. Sie waren etwas misstrauisch, kauften es mir dann aber ab und versuchten mir etwas zu helfen. Nach einiger Zeit fand ich dann den Raum, in welchem jedoch schon alle saßen und mich anstarrten. ''Sie sind zu spät.'', merkte der Lehrer genervt an und notierte sich etwas. War ja klar. Augenrollend suchte ich mir einen freien Platz und packte meine Sachen aus. Nach einigen langweiligen Unterrichtsstunden und kurzen Pausen war dann die langersehnte Mittagspause. Hilflos stand ich am Eingang der Cafeteria und schaute mich im Raum um. Es gab hier viele Gruppen, das hatte ich schon an meinem ersten Tag bemerkt. Mein Blick bleib an Dustin hängen, der mir zuwinkte. Er saß dort mit seinem Club an einem Tisch. Ich war mir unsicher, ob ich wirklich dort hin gehen sollte, doch nun winkte mir auch Mike zu und sie sahen mich auffordernd an. Also hatte ich vermutlich keine Wahl. Ich begann also auf den Tisch zuzulaufen, doch plötzlich kletterte einer von ihnen auf den Tisch und lief langsam über diesen. Etwas erschrocken blieb ich stehen und beobachtete ihn bei seiner Tat. Ich hatte ihn schon ein paar mal gesehen, da er auch in ein oder zwei gleichen Kursen mit mir war. ''Aber wenn man natürlich aufs Schulorchester steht, oder Wissenschaft, oder Partys oder ein Spiel, bei dem man Bälle in Wäschekörbe wirft'' rief er und blickte die jeweiligen Gruppen, die er damit ansprach abfällig an. Ein Junge der letzten genannten Gruppe stand nun auf und blickte zu ihm. ''Hast du ein Problem, Freak?'' daraufhin machte der braunhaarige eine Geste, die wohl einen Teufel darstellen sollte. Nach dem ganzen verschreckte er noch Schüler, die gerade an dem Tisch vorbeiliefen und setzte sich wieder. Ich atmete tief durch und setzte mein Weg zu dem Tisch langsam fort, unsicher darüber was mich erwarten würde.

Maybe love isn't that bad. | Eddie MunsonWhere stories live. Discover now