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„Hallo Harry."
„Was machst du hier?", fragte er freudig überrascht und umarmte mich herzlich.
„Lange Geschichte. Anscheinend haben wir ja genug Zeit, dass ich dir alles erzählen kann", sagte ich grinsend. Er grinste ebenfalls und während wir in ein belangloses Gespräch verfielen, merkte ich, wie er mich musterte. Ich war älter geworden. Als ich vor drei Jahren nach London gegangen war, um dort Karriere zu machen, war unser Altersunterschied von zwei Jahren noch bedeutend gewesen, auch wenn ich nie irgendwelche romantischen Gedanken an ihn gepflegt hatte. Ich kannte ihn durch meine Freundin Helen, er war ihr älterer Bruder. Helen war genau so alt wie ich und gehörte zu meinen besten Freundinnen. Daher kannten wir beiden uns auch sehr gut, wir waren immer gute Freunde gewesen, aber nie das ich sagen würde 'er ist für mich wie ein Bruder'. Ich musterte ihn ebenfalls. Auch wenn er einen Anzug anhatte, sah ich die Muskeln und die braun gebrannte Haut. Seine dunklen, warmen Augen wurden von langen Wimpern umrahmt und sahen mich sanft an. Während er redete, gestikulierte er ruhig mit seinen großen Händen. Und seine Haare. Genau wie damals. Lang, aber nicht zu lang und nach hinten gestylt.
„Sprechen wir nachher nochmal?", fragte er mich schließlich, denn er musste noch mit ein paar Leuten reden. Ich nickte und lächelte noch einmal, dann sah ich mich nach Rose um. Sie redete gerade mit jemandem, der im Vorstand war und ungefähr ihr Alter sein musste. Ich sah wie er sie musterte. Endlich eine Chance für sie!
Ich schlenderte rüber zum Buffet und tat mir ein paar Kleinigkeiten auf einen Teller, denn das war das Einzige, was es hier gab. Dann stellte ich mich mit einem Sektglas und dem Teller an einen hübsch geschmückten Stehtisch. Immer wieder beobachtete ich Harry und spürte auch seine Blicke auf mir. Warum war ich nur auf einmal so interessiert an ihm? Früher hatte ich auch nie in diese Richtung gedacht, wir waren einfach Freunde gewesen. Ich nahm einen Biss von einem Lachshäppchen. Rose gesellte sich wieder zu mir und ich fragte sie lachend über den Typen aus, doch sie wehrte ab und errötete leicht.
Ich führte noch weitere Gespräche mit wichtigen Leuten und das Hauptthema war überall mein neues Konzept, dass mich hier so populär machte.
Die Meisten gingen nach zwei Stunden wieder, so dass sich das Dach nach einiger Zeit leerte. Die Musik änderte sich, die Hintergrundmusik, die bisher gespielt wurde, ging nun über zu Tanzmusik. Geschäftsmänner, die ihre Ehefrauen als Begleitung mitgebracht hatten, forderten sie nun auf und die Paare bewegten sich im Takt der Walzermusik. Ich schaute ihnen eine Weile zu und versank in meine eigenen Gedanken.
Aufgeschreckt wurde ich durch Rose, die mir einmal gegen die Schulter schlug, um mich auf etwas aufmerksam zu machen. Besser gesagt auf jemanden. Ich sah auf und beobachtete Harry, wie er sich durch die Menge auf mich zu bewegte. Allein wie er mich ansah, lud mich elektrisch auf. Die Luft schien sich aufzuheizen, als er bei mir ankam.
„Darf ich um diesen Tanz bitten?", fragte er höflich, doch ich sah das Feuer in seinen Augen. Ein Schauer durchlief mich, als ich nickte und er meine Hand in seine nahm.
Er führte mich auf das Parkett und legte seine andere Hand an meine Hüfte. Meine freie Hand legte ich auf seine Schulter. Wir begannen uns im Takt der Musik zu bewegen und ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. Seine Augen fesselten mich.
„Was ist mit dir?", flüsterte er mir rau ins Ohr. Zuerst dachte ich, dass er meinte wie ich ihn anstarrte. Doch das meinte er nicht.
„Du bist so erwachsen geworden. Hätte mir jemand vor fünf Jahren gesagt, dass dein Anblick mir Gänsehaut beschert, hätte ich wahrscheinlich gelacht."
Einerseits war ich leicht gekränkt, da er mich damals wohl nur als "kleines Mädchen" betrachtet hatte, aber sein Kompliment ließ mich das schnell vergessen.
Was sollte ich denn jetzt antworten?
Ich beugte mich leicht vor, so dass mein Mund direkt neben seinem Ohr war.
„Wie wärs, wenn du aufhörst über die Vergangenheit nachzudenken?", flüsterte ich.
Ich spürte wie ein Schauer seinen Körper durchlief.
Hmm, 1 zu 1, triumphierte ich innerlich.
Ich hatte nie einen Tanzkurs oder ähnliches gemacht und doch beherrschte ich jeden Schritt. Er führte mich so bestimmt, dass ich gar nicht nachdenken musste.
Wir führten nebenbei ein mehr oder weniger normales Gespräch, ohne aus dem Takt zu kommen. Die Spannung zwischen uns baute sich weiter auf und mittlerweile konnte er sein Gesicht nicht mehr von mir abwenden. Das Lied endete viel zu schnell und ging in ein anderes über, das sehr nach Jazz klang.
Wir verließen die Tanzfläche und stellten uns wieder zu Rose.
Nach einer Weile meldeten sich meine menschlichen Bedürfnisse und ich ging in Richtung Toilette. Dafür musste ich mit dem Fahrstuhl ein Stockwerk nach unten fahren. Ich drückte auf den Knopf und die Fahrstuhlstüren öffneten sich nach kurzer Zeit. Ich wühlte in meiner Clutch und suchte nach meinem Lippenstift. Ich betrat währenddessen den Fahrstuhl. Kurz bevor sich die Türen schlossen, schob sich noch jemand durch den Schlitz.
Harry.
Sofort wurden alle meine Sinne wachsam und meine Armhaare stellten sich auf. Er stellte sich neben mich.
Ganz nah.
Und als sich die Türen schlossen, drehte er sich zu mir um.
Einen Moment lang sahen wir uns in die Augen, wie um die Bestätigung des Anderen zu suchen, dann presste er mich schon an die Wand und küsste mich stürmisch.
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Ich half Harry den Reißverschluss meines Kleides zu öffnen, dann zog ich ihn wieder zu mir aufs Bett um ihn zu küssen. Die Fahrt von der Feier zu ihm nach Hause war mir vorgekommen wie 3 Sekunden, dabei sind wir tatsächlich 20 Minuten mit dem Taxi gefahren.
„Du bist wunderschön", flüsterte er und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge, sanft hinterließ er Knutschflecken in meinem Nacken.
Ich ließ meinen Kopf nach hinten fallen und er begann mein Dekolletee zu küssen. Ich sah ihm wieder in die Augen und öffnete den Gürtel seiner Hose, dann streifte er sie ab.
Ich drehte ihn um, so dass ich nun auf ihm saß. Mit meinem Zeigefinger zeichnete ich sanft eine Linie von seinem Schlüsselbein zu seinem Bauchnabel, dann fuhr ich diese Linie mit dem Mund nach, indem ich kleine Küsse auf ihm verteilte. Ich bemerkte seine Gänsehaut und lächelte. Er setzte sich wieder auf und ich schlang meine Beine um seine Hüfte um ihm ganz nah zu sein. Wir küssten uns wild, dann drehte er mich wieder um und beugte sich über mich. Atemlos sah er mich einen Augenblick an, als wenn er es nicht glauben könnte. Ich biss mir auf die Lippe und legte meine Hände auf seine muskulöse Brust. Er war nun wieder ganz nah bei mir und flüsterte:
„Willst du das wirklich?"
Ich vergrub meine Hände in seinen Haaren und küsste ihn ein weiteres Mal stürmisch. Dann sah ich ihn und hauchte:
„Ja."
Es war eine der besten Nächte meines Lebens.



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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 30, 2015 ⏰

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The day I opened my eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt