Kapitel 1

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An den kalten Kerkerwänden hallten Schritte zurück. Da kommt jemand! Das ist meine Chance zu entkommen! Seit fast 10 Jahren habe ich das Tageslicht schon nicht mehr erblickt oder die frische Luft in meinen Lungen gespürt...
Aber heute wird sich das ändern! Die Person knallte gegen die Gitterstäbe und es brauchte einen Moment sie zu identifizieren, aber dann... „Jaime!!?" Der Königsmörder atmete schwer und unter ihm breitete sich eine Blutlache aus. Hastig und mit letzter Kraft schloss er meine Zelle auf und brach dann an der Wand zusammen.
Erschrocken hastete ich zu ihm. Versteht mich nicht falsch, ich verabscheute diesen Mann. Es war nur so, dass ich ihm irgendwie mein Leben verdankte...
Khenyra...?...Cersei...ich... lieb-...", hauchte Jaime mit letzter Kraft bevor ihm das Licht aus den Augen wich.

Ich konnte es gar nicht glauben. Ich war frei!? Mein Herz klopfte schneller bei dem Gedanken die Sonne wieder auf der Haut zu spüren und andere Überlebende meiner Familie zu finden. Doch bevor ich weit kam, setzte mein Verstand wieder ein. Es war unmöglich aus der Stadt einfach raus zu spazieren. Aber wenn ich den tödlich verwundeten Bruder der Königin "rette", würde die Königin mich sicher reich entlohnen. Zum Glück hatte ich nicht die typisch weißen Haare meiner Geschwister, sondern dunkelbraune. Früher hat mich meine Familie verspottet und mein Vater dachte, dass meine Mutter ihm fremdgegangen war. Bis heute hab ich keine Ahnung ob das stimmt, aber das macht jetzt auch nichts, weil mich jetzt sicher niemand als Targaryen erkennen würde und der Königsmörder sicher nicht mehr im Stande ist, es allen zu erzählen.

Auch war es eine glückliche Fügung des Schicksals, dass ich in den Jahren meiner Gefangenschaft durch das Training meiner Muskeln die Zeit tot geschlagen habe, sonst wäre ich unter dem Gewicht von Jaime Lennister und seiner Rüstung wahrscheinlich zusammengebrochen. Ich zog ihn bis zur versteckten Falltüre, welche nach draußen führt. Dann stockte ich. Okay, tief durchatmen... Du schaffst das!
Mit einem kräftigem Hieb sprang die Falltür auf und ich kletterte mit dem Königsmörder heraus. Wir befanden uns in einer verlassenen Gasse und das Tageslicht blendete mich in meinen Augen. Meine Sicht schärfte sich nach ein paar Sekunden und über mir erstreckte sich der klare blaue Himmel. Ich atmete ein letztes Mal tief durch und rannte dann mit dem Königsmörder im Schlepptau auf den Hof. "Hilfe!!! Wir brauchen Hilfe!!!". So laut ich konnte, schrie ich, als eine Truppe von Wachen auch schon angeeilt, kam. Drei Männer trugen den Königsmörder zügig in seine Gemächer. Der vierte Mann hielt mich schmerzhaft am Oberarm fest und sagte grimmig: "Die Königin wird dich sprechen wollen".

Als wir den Thronsaal betraten, zog sich in mir alles zusammen. Es sah noch genauso aus wie früher. Bei dem Gedanken, wie mein Vater verblutend vor dem Thron lag, wurde mir ganz übel. Schwer schluckend näherte ich mich dem eisernen Thron und Wut flammte in mir auf. Das alles hier gehört rechtmäßig meiner Familie und eines Tages werden die übrigen Targaryens, falls es noch welche gibt, und ich uns das zurückholen.

Anstatt der Königin kam ein kleinwüchsiger Mann herein gewatschelt. Er setzte sich auf den viel zu großen Eisernen Thron und stellte sich als Tyrion Lennister vor, alias der Gnom und derzeitige Hand des Königs. Er gab der Wache ein Handzeichen mich loszulassen und fragte mit gefasster Stimme: "Wie lautet dein Name, Kind?"

Das war also Jaimes und Cerseis Bruder!? Ich hatte nach den Geschichten, die Jaime mir bei seinen täglichen Besuchen über seinen rumhurenden gewitzten Bruder erzählt hat, nicht diesen niedergeschlagenen Gnom erwartet. "K- Katherine Mylord", log ich.

Das genügte dem Gnom zum Glück schon und ich musste mir gar keine Lüge wegen meines Familiennamens ausdenken.
Er fuhr fort: „Erzähl mir doch bitte was genau geschehen ist bevor die Wachen dich mit meinem Bruder gefunden haben..."

Ich schluckte und schaute verlegen auf den Boden bevor ich zu „weinen" begann. Das brachte ich mir selbst bei. Auf Knopfdruck zu weinen ist schließlich eine wertvolle Waffe. Schluchzend antwortete ich: „Es war ja so schrecklich! Ich war auf der Durchreise auf der Suche nach Arbeit, als ich ihn bemerkte. Er lag regungslos in einer Gasse und ich wollte nicht wahr haben, dass er tot war. Also nahm ich ihn und rief so laut ich konnte um Hilfe..." Langsam sah ich auf und fragte mit gespielter Zerbrechlichkeit: „Lebt er?"
Tyrion versuchte sich die Trauer nicht anzumerken und schüttelte den Kopf.
Ich atmete scharf ein und legte mir die Hand auf den Bauch. „Mir ist schon ganz schlecht... A-Aber ich fürchte dass ist alles was ich weiß"
Tyrion nickte nachdenklich. "Du hast für Jaime Lennister getan, was du konntest. Du sollst dafür entlohnt werden."

Erwartungsvoll sah mich Tyrion Lennister an. Das war meine Chance. Ich dachte kurz nach.

"Wenn es Mylord gestatten würde, würde ich gerne eine Stelle als Dienstmädchen antreten."

Er wirkte misstrauisch.
"Gibt es einen bestimmten Grund für deinen Wunsch?"

"Ja, Mylord. Wie erwähnt war ich auf der Suche nach Arbeit und bin daher nach Königsmund gekommen, um mich als Dienstmädchen zu bewerben"

Der Gnom nickte kurz und antwortete dann: "Glückwunsch. Du wirst der Königin Mutter zu Diensten gestellt".

Ich versuchte mein Entsetzen zu verstecken. Die Königin Mutter, Cersei Lennister, war die schlimmste von allen. Der Königsmörder hat oft bei seinen Besuchen zu meiner Zelle auch von ihr und ihm gesprochen. Wie sehr er sie liebte und was für Monster sie doch beide waren.
Und jetzt soll ich der dazu noch trauernden Giftschlange zugewiesen werden.
Ich machte einen sauberen Knicks und antwortete: "Ich bin geehrt, Mylord".
Der Gnom verschwand auch wieder so plötzlich, wie er gekommen war. Eines der Dienstmädchen kam herangeeilt und unterwies mich kurz. Danach beschloss ich mich zu vergewissern, dass Jaime auch wirklich tot war.
Mit ein wenig Geschick fand ich schnell die Gemächer des Königsmörders. Die Tür war einen Spalt offen und ich warf einen Blick hinein. In dem Raum befand sich ein Maester, der versuchte der aufgebrachten Frau zu erklären, dass Mylord nicht mehr gerettet werden konnte. Bei der Frau handelte es sich um eine blonde hübsche Frau, die nur Cersei Lennister sein konnte, die Königin Regentin, und sie war tatsächlich wunderschön. Der Gnom stand neben dem Bett seines Bruders und war still.

Es roch furchtbar nach Verwesung und Tod. Das Bett war blutrot gefärbt und der Königsmörder reglos. Die Königin versuchte sich zu fassen. Der Gnom griff trauernd nach ihrer Hand. Sie riss sich von ihm los und fauchte ihn mit Tränen in den Augen an: "Sie hätten dich töten sollen! Fass mich nie wieder an!!!"

Plötzlich kam Cersei Richtung Tür. So schnell ich konnte rannte ich hinter die nächstgelegene Ecke. Sie stürmte heraus und brach weinend an der Wand im Gang zusammen. Ein magerer blasser blonde Junge mit der Krone auf dem Kopf stand plötzlich neben mir und sah sie erschrocken an. Er stotterte: "Mutter!?"

Cersei sah peinlich erwischt auf. Und bevor ich darüber nachdachte, was ich tat, trat ich hinter der Ecke hervor und redete auf den Jungen, bei dem es sich um hundert Prozent um König Tommen handelte, ein: "Euer Gnaden. Gebt eurer hohen Mutter einen Moment. Sie wird sich euch gleich annehmen". Der König gehorchte und ging irritiert weg. Cersei Lannister sah mir das erste Mal in die Augen. Sie hatte solche schönen Augen, dass mir der Atem stockte. Aber es war ihr wie ins Gesicht geschrieben... Wie sehr der Verlusts ihres Zwillings sie wirklich belastete. Das letzte Mal hatte ich solch einen Schmerz in den Augen meiner hochgeborenen Mutter gesehen. Cersei hat ihren Bruder wirklich geliebt. Ich machte mich auf mein sicheres Todesurteil von Cersei gefasst, doch sie blieb still. Bevor die Königin sich es doch anders überlegte, verbeugte ich mich kurz und verschwand wieder hinter der nächsten Ecke. Die Wand war schön kühl und mein Herz pochte wie wild. Das Blut schoss mir durch die Adern. Was zur Hölle?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 12 ⏰

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