Prolog

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„Ich gehe." - rief die junge Frau ihrer Mutter zu, die in der Küche des Bauernhauses am Herd stand. „Sei vorsichtig mein Schatz. In letzter Zeit tummeln sich viele Orks durch diesen Teil von Mittelerde." - antwortete die Elbin. Die Jüngere gab ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange zum Abschied, dann trat sie aus der Tür. Draußen hackte ihr Vater Holz. „Bis nachher Ada." Ihr Vater sah auf. Selbstverständlich wusste er was sie gesagt hatte, schließlich liebte er eine Elbin, aber dennoch missfiel es ihm dass seine Tochter ihn auf elbisch grüßte. „Sei vorsichtig mein Kind." - erwiderte er nur. Das Mädchen nickte und lief davon, in den Wald.

Seit ihre Mutter mit einem Zwerg verheiratet war, wurde sie im Düsterwald nicht mehr geduldet. Sie hatte ihren Posten im Königsheer verloren, sowie ihre Kammer in der sie lebte. Einzig zu ihrer Schwester hatte sich der Kontakt gehalten. Sie kam ab und an zu Besuch.
Jains Vater war es ähnlich ergangen. Nur das man ihm „nur" das Zuhause im Erebor verwehrt hatte, nicht aber den Führungsposten in Thrors Armee. Seit Jahren lebte das Paar hier draußen. Am Rande des Düsterwaldes, nicht allzu weit weg vom Erebor. Oft nahm der Zwerg seine Kinder mit, wenn er seine ehemalige Heimat besuchte und seinen Dienst antrat.
So geschah es das Thorin, Sohn des Thrain, Sohn des Thror, eine freundschaftliche Bindung zu seiner Tochter Jain aufgebaut hatte. Die Beiden übten oft zusammen, auch wenn Jain aufgrund ihrer Mutter ein gutes Stück größer war als der Zwergenprinz.

Der Wald lag still und friedlich da. Die junge Halbelbin, mit ihren gerade mal 20 Jahren, streifte oft lange durch den Wald und über die Wiesen. Es gab nicht viele Bäume, in der näheren Umgebung, auf die sie noch nicht geklettert war. Hier hatte ihre Mutter sie das Bogenschießen gelehrt. Aber auch das Reiten und den Schwertkampf hatte das Mädchen von ihrer Mutter übernommen. Mit Messern, Dolchen und Allerlei anderen scharfen Gegenständen zu werfen brachte sie sich selbst bei.
Sie liebte ihre Eltern. Und die Völker deren Blut durch ihre Adern floss. Auch wenn sie mehr Sympathien den Zwergen gegenüber empfand, da die Elben die sie kannte nie besonders gut auf sie zusprechen gewesen waren.

Ein Geräusch riss die Frau aus ihren Gedanken. Abrupt bliebt sie stehen. Sie spitzte die Ohren und versuchte sich ganz auf das eben gehörte Geräusch zu konzentrieren. Sicher waren ihre Ohren und auch ihre Augen besser als die der Menschen und der Zwerge, aber noch lange nicht so gut wie die von reinen Elben.
Es war ein Knurren und Bellen, dann ein schmerzerfülltes Wiehern. Wieder ein Knurren und dann, ganz leise und zaghaft, noch ein Wiehern.
Jain lief los. So schnell sie ihre Beine trugen rannte sie quer durch den Wald, immer näher auf die Geräusche zu. Die Bäume rauschten an ihr vorbei. Je weiter sie lief desto bedrückender wurde die Stille. Kein Vogel sang mehr und auch die Insekten waren nicht mehr zu hören. Nur der typische Geruch des Waldes, nach Gras, feuchter Erde und Regen hing noch in der Luft.
Sie sprang über einen im Weg liegenden Baum, schwang sich an einem Ast weiter vorwärts und rollte sich elegant ab.
Irgendwann stolperte sie auf eine Lichtung. Vor ihr lag ein, offensichtlich verwundetes Fohlen. Einige Meter vor ihm stand ein Warg. Er war dunkelgrau und ziemlich groß. Aber zu spät. Er hatte sie bemerkt. Das Tier fletschte seine widerlich gelben Zähne und setzte zum Sprung an. Das kleine hilflose Pferd, das vor ihm lag, schien er völlig vergessen zu haben.
Langsam löste sich Jain aus ihrer Schockstarre und zog ihr Schwert, welches an ihrem Rücken befestigt war.  Der Warg sprang, sie wich aus und stach dem Raubtier, das wie eine Mischung aus Raubkatze und Wolf aussah, in die Seite. Er winselte auf, dreht sich aber trotzdem wieder zur Halbelbin um. Seine ebenso gelben Augen blitzen sie hasserfüllt an. Für einem Augenblick dachte Jain er würde wieder angreifen, doch der Warg drehte sich um und verschwand im Wald.
Atemlos stand sie da. Warum hatte er nicht noch einmal angegriffen? - fragte sie sich. Doch es war nun egal. Sie wollte nich darauf warten das er zurück kam. 
Sie steckte ihr Schwert zurück in die Scheide auf ihrem Rücken, dann sah sie sich auf der Lichtung um. Das Fohlen lag immer noch da. Einige Meter weiter hinten lag ein weitaus größeres Pferd. Sie ging auf es zu, nur um festzustellen das es tot war. Der Warg musste es getötet haben. Und so wie es aussah war es die Mutter von dem Kleinen.
Ohne lange zu zögern näherte sich Jain dem verletzten Tier. Zuerst schien es große Angst zu haben, doch nach einigen Minuten des guten Zuredens durfte das Mädchen es streicheln.
„Ich helfe dir, aber dafür muss ich dich hier weg bringen." - sagte sie mit ruhiger Stimme zu ihm. Sie sah dem Tier in die Augen und als ob es sie verstanden hätte, senkte es den Kopf. Vorsichtig hob sie das Fohlen hoch und legte es sich über die Schultern, seine Beine vor ihrer Brust haltend. Und so machte sie sich auf den Heimweg.

„Jain!" - rief ihre Mutter aus, sobald das Mädchen in Sichtweite kam. Sie lief ihr entgegen. „Was machst Du mit dem Fohlen?" - wollte ihre Mutter wissen. „Ich habe es gerettet. Es wurde mit seiner Mutter von einem Warg angegriffen. Ich habe es gehört und bin zu ihnen gelaufen. Seine Mutter ist tot und der Warg verschwunden, aber er ist verletzt. Kannst Du ihm helfen Mutter? Wir können ihn nicht sich selbst überlassen." - erklärte sie.
„Was sagst Du da? Ein Warg? In diesen Landen? Dann können Orks auch nicht weit sein. Bring ihn in den Stall zu den anderen Tieren, ich komme gleich nach." - und damit verschwand ihre Mutter im Haus.

Im Stall schlängelte sie sich zwischen den Ziegen und ein paar Kühen durch, zu den Boxen in denen drei weitere Pferde standen. Oder besser: Ein Pferd und zwei Ponnys. Dort legte Jain das Fohlen in einer leeren Box ab. Draußen hörte sie ihre Mutter fluchen. Vermutlich war sie über eines der Hühner gestolpert, die frei über den Hof streiften.

Es war ein Glück, dass ihre Mutter sich so gut mit Elbenheilkunde auskannte. Sie reinigte die Wunden, strich eine Paste darauf und verband sie.
„In ein paar Tagen dürfte es ihm besser gehen." - sagte sie abschließend. „Danke Mutter." - Jain lächelte und umarmte sie. „Das Essen ist fertig, mein Schatz. Kommst Du?" - erwiderte diese lächelnd. „Wenn es dich nicht stört, dann würde ich gerne bei ihm bleiben." - meinte die Jüngere schüchtern. Zuerst musterte ihre Mutter sie mit einem undefinierbaren Blick, dann lächelte sie jedoch. „Natürlich. Aaron wird dir später etwas zu Essen bringen." „Danke." - erwiderte das Mädchen nur und schon war ihre Mutter verschwunden. Sie setzte sich neben das Fohlen ins Stroh und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. „Bald geht es Dir besser kleiner, keine Sorge."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 07, 2023 ⏰

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(K)Eine von unsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt