Man findet die Liebe,
wenn man nicht nach ihr sucht.
Schon manchen hat sie
mit ihrem Charme verflucht.So sehr ich auch achtgab,
ihr Fluch traf auch mich
und als Ziel meiner Liebe
wählte er Dich.Schloss ich mein kleines, in blauen Samt gebundenes, Büchlein und lag noch bauchlinks auf meinem weichem Bett. Gedichte zu schreiben war einer meiner liebsten Beschäftigungen und sie waren Balsam für meine Seele. Ich legte das Büchlein auf den kleinen Nachttisch neben meinem Bett, auf dem noch die ausgebrannte Öllampe von gestern Abend stand. Mein Bett wollte ich am liebsten noch nicht verlassen, doch hatte ich keine andere Wahl, als es an der Tür zu meinem Zimmer klopfte. Das Klopfen hörte sich dumpf an. Ich vermutete meinen Vater. "Einen Moment!" rief ich dann und quälte mich aus dem, mit Daunen gefüllten, Bett. Ein Gähnen überflutete ein letztes Mal meinen Körper, dass ich keine andere Wahl hatte, als mich dem Strecken meines Körpers hin zu geben. Ich nahm dann meinen Morgenrock um mir diesen über zu ziehen. Mit Schwung zog ich meine Haare noch aus dem Nacken und band ihn dann auch sorgfältig zu. Es klopfte erneut. "Ich komme!" rief ich um die Ungeduld zu beschwichtigen, die von dem Störenfried aus ging. Ich öffnete nun die Tür und blickte voller erstaunen in die Augen meiner Schwester. "Raus aus den Federn Schwester! Wir reisen in ein paar Minuten ab." Das war heute? , meinte die Stimme in meinem Kopf verwundert. "Wollte wir nicht erst am Mittwoch abreisen?" fragte ich Helene dann entrüstet. "Heute ist Mittwoch", gab sie zurück und sah mich etwas vorwurfsvoll an. "Beeil dich dein Gepäck wurde schon von Mutter zusammen gepackt." Meine Augen wurden etwas größer, denn ich wusste was das bedeutete. Mutters und mein Geschmack waren definitiv nicht der selbe und ich hoffte inständig das wenigstens ein Kleid dabei war das mir nicht den Atem abschnüren würde. Helene kehrte mir dann den Rücken und ich suchte mir in meinem Schrank schnell ein Kleid das reisetauglich war. Mein Lieblingskleid! Mutter mochte es zwar nicht, aber ich fühlte mich darin am wohlsten. Es war dunkelblau und extra zum Reiten gedacht. Es ging mir bis zu den Knöcheln und hatte hübsche Verzierungen am Rock, wie auch am Saum. Diese ähnelten Blumen, die auf dem Wasser blühen. Die Schultern lagen frei und das Beste, kein Mieder. Der Stoff an der Taillier war enger genäht das man noch atmen konnte. Ich setzte mir dazu noch einen Hut auf und ließ mein langes welliges Haar offen. Mutter konnte sowieso nichts mehr dagegen sagen wenn wir es eilig hatten. Meine Schuhe band ich mir noch schnell zu und lief mit eiligen Schritten durch die Flure nach draußen. Bevor ich durch die Tür nach draußen trat sah ich im Augenwinkel meinen Vater in der Tür zum Salon stehen. Etwas konfus sah ich ihn dann an, da ich dachte er würde uns begleiten. "Papa?", sagte ich nur. Er lächelte mich nur abwinkend an und umarmte mich kurz. "Hab eine schöne Reise mein Kind" Es schien ihn nicht zu stören das er hier blieb. Womöglich würde er seine Jägerschaft einladen. Eines war sicher, langweilen würde er sich nicht, da Marie, die kleinste von uns auch hier blieb. Sie stand an seiner Seite und hab mir auch noch eine Umarmung zum Abschied.
***
Der Wind blies sanft durch das Fenster und die Wiesen zogen in vollem Grün an uns vorbei. Der Duft der Blumen wehte mir um die Ohren und ich kam aus dem bestaunen dieser Schönheit nicht mehr raus. "Sisi! Lehn dich nicht so weit raus! Bis es dir den Hut wegweht!" schimpfte mich meine Mutter und sah mich mit einem vorwurfsvollen Blick an. "Ist ja nicht schon genug das deine Haare so aussehen. Nicht mal die Mühe hast du dir gemacht sie hoch zu stecken" rügte sie mich weiter während meine Schwester ihr leichtes Lachen verkneifen musste. Was machte sie nur für einen Aufstand, wir gehen schließlich auf kein Staatsbankett. "Du solltest sie einweihen Mutter", kam es von Helene und meine Ohren spitzen sich. Einweihen? Aber worin einweihen? meldete sich wieder diese Stimme in meinem Kopf und meine Aufmerksamkeit hing gebannt an den Lippen meiner Mutter. Sie blickte kurz zu meiner Schwester, dann warf sie einen grübelnden Blick auf mich zu und schließlich gab sie ihrem inneren Kampf nach. "Wir verreisen nicht aus Spaß mein Kind. Helene wird sich verloben." Meine Augen weiteten sich und auf meinem Gesicht bildete sich ein breites Grinsen. "Wer ist es?!" brach es vor Neugier aus mir heraus und ich wurde ganz aufgeregt. Es muss ja mindestens ein Herzog sein, wenn meine Mutter so ein Geheimnis daraus machte. Meine Schwester errötete schon fast und fing plötzlich an zu strahlen. "Wo habt ihr euch kennengelernt?" Natürlich war ich der Meinung es sei eine Liebeshochzeit doch bremste meine Mutter meine Euphorie dann sogleich. "Helene wird sich mit Franz Josef verloben und ihr wird die Ehre zu teil werden Kaiserin von Österreich zu werden." löste meine Mutter dann das Rätsel auf und mir wurde klar, dass es sich hierbei um etwas rein politisches handelt. Dennoch ließ ich mir meine Missgunst nicht anmerken und umarmte meine geliebte Schwester sofort nach der Offenbarung meiner Mutter. Helene konnte besser mit der Tatsache ,ohne Liebe zu heiraten, umgehen und war wahrscheinlich die Beste Wahl für so eine große Aufgabe. "Weiß Vater bescheid", richtete ich meinen Blick wieder auf Mutter und hatte mich auf meinem Platz zurück fallen lassen. Sie schwieg und sah nur mit einer verzogenen Miene aus dem Fenster. Das bedeutete wohl das er es nicht wusste. In mir tat sich ein ungutes Gefühl auf. "Du musst es ihm sagen schließlich ist das eine große Entscheidung?!" versuchte ich meiner Mutter Vernunft einzureden. Doch sie winkte nur ab. "Es war nicht meine Idee sondern die deiner Tante, was glaubst du wieso du mit durftest? Dein Vater würde außerdem nie zustimmen, mit seiner Einstellung zur Monarchie" noch immer sah sie aus dem Fenster mit, jetzt, verhärteter Miene. "Er soll keinen Verdacht schöpfen." Es kränkte mich doch etwas das sie so forsch war, aber ich wusste das sie wohl sehr nervös und aufgeregt war, weswegen ich ihr ihre Art auch verzeihen konnte. "Wir sind gleich da, ich sehe den Kirchturm schon!" rief Helene aufgeregt und ich richtete meinen Blick aus dem Fenster und tatsächlich Ischl war nicht mehr weit.
***
Die Ortschaft war entzückend und die Leute die hier lebten unglaublich Freundlich. Ob alle Österreicher so waren? fragte mich die Stimme in mir und ich zuckte nur mit den Achsel. Die Fahrt endete dann vor der kaiserlichen Residenz. Meine Mutter stieg als erstes aus der Kutsche aus, gefolgt von meiner Schwerster. Anschließend wurde mir die Hand gereicht, doch ich lehnte dankend ab, da ich schon allein aus dem Ding aussteigen konnte. Ich stellte mich neben meine Schwester und schnell fiel mir auf das es hier doch etwas frischer war als in Bayern. Eine leichte Gänsehaut fuhr mir über den Nacken und ich bemerkte wie sich meine Brustwarzen verhärteten. Vielleicht wäre eine Mieder in dieser Situation doch ganz praktisch gewesen. Als meine Mutter und meine Schwester sich verbeugten, verstand ich zuerst nicht wieso, doch ich bemerkt dann, dass meine Tante auf uns zukam. Sie stieg anmutig die Treppen hinunter, die zum Eingang der Residenz führten. Ich war zu sehr damit beschäftig ihren Stolz und ihre Schönheit zu bewundern, das meine Mutter kurz meinen Namen zischen musste bevor ich wieder zu meinen Manieren gefunden hatte und mich ebenso verbeugte. "Ludovika" sprach sie und reichte meiner Mutter die Hand das sie, sie küsste. "Sophie", küsste meine Mutter ihren Handrücken und richtete sich dann auf. "Wie war die Reise?", erkundigte sich meine Tante und trat dann zu Helene um sich auch von ihr die Hand küssen zu lassen. "Häuprig aber ohne Komplikationen" gab meiner Mutter zur Antwort und Helene richtete sich auf. "Bildschön Kind, dein Porträt wird dir gar nicht gerecht." lobte Tante Sophie meine Schwester. Ich fand ja, dass die etwas zu perfekt aussah, aber sie hatte schon recht. Meine Schwester war bildschön und das wusste sie auch. Helene lächelte leicht verlegen vor unserer Tante und blickte kurz unschuldig zu Boden "Ich danke euch", brachte sie lieblich hervor und blickte dann wieder demütigst auf. Schließlich trat Tante Sophie an mich heran und reichte mir die Hand um diese von mir geküsst zu bekommen. Insgeheim fand ich diese Regel albern und lächerlich, aber ich hab sie ja nicht gemacht also tat ich was ich musste und richtete mich dann auf. Sophie musterte mich dann etwas länger als wolle sie etwas sagen. Ihr Blick durchbohrte mich förmlich. Hab ich was im Gesicht? Stehen meine Haare komisch? Ist etwas mit meinem Kleid? Was?! schnautze meine innere Stimme ihr zu und mein Mimik veränderte sich nicht. Erst als wir Hufgetrapp hörten entfernten sich ihre strengen Augen von mir und richteten ihre Aufmerksamkeit auf die Reiter die kam. Alle Blicke richtete sich neugierig dem Klappern der Hufe entgegen. Es waren zwei. Der eine, etwas fester gebaut, mit einem kleinen Bauch, der die Uniform etwas spannte. Er hatte einen Vollbart und schien so um die Mitte 30 zu sein. Meine Aufmerksamkeit lag, aber auf dem zweiten dahinter liegenden Reiter. Groß, leicht blondes Haar, ein schön gepflegter Schnauzbart und diese Augen. Ozean blaue Augen. Er steig vom Pferd und machte in seiner weißen Uniform und seinen vielen Abzeichen auf der Brust einen sehr stattlichen Eindruck. Er kam auf uns zu und küsste zuerst die Hand unserer Tante. "Mutter" richtet er sich auf und sie lächelte ihn an, aber erwartete wohl noch etwas. "Verzeiht das ich mich verspätet habe", nun schien sie zufrieden und verlor kein Wort mehr darüber. "Franz darf ich vorstellen, meine Schwester Herzogin Ludovica und ihre Töchter, Herzogin Helene und Herzogin Elisabeth aus Bayern. Erneut musste wir uns wohl verbeugen und das Spiel ging von vorne los. Er begrüßte zuerst meine Mutter mit einem Handkuss "Tante Ludovica", dann trat er an meine Schwester heran, die ihm wohl am liebsten um den Hals gefallen war. Ich hätte schwören können sie sogar etwas sabbern zu sehen. "Herzogin Helene." Zum Schluss kam wieder ich an die Reihe und der Kaiser reichte mir die Hand. Ich legte meine in diese und spürte dann sogleich auch schon seine weichen Lippen auf meinem Handrücken. "Herzogin Elisabeth" grüßte er mich respektvoll. "Meine Freunde nennen mich Sisi" entgegnete ich ihm nur und richtete dann erst meinen Blick auf ihn und in sein Gesicht. Kurz verharrte ich wieder bei dem Anblick seiner Augen und war für kurze Zeit nicht fähig mich zu bewegen. "Sisi" hörte ich nur aus seinem Mund entweichen und es trieb mir die Gänsehaut wieder in den Nacken. Ich bereute es jetzt schon mit auf diese Reise gekommen zu sein..
//Bitte um etwas Feedback, da es meine Erste veröffentlichte Story nach Jahren ist. Solltet ihr Fehler finden, sprecht sie ruhig an, selbst ich finde nicht alle, bemühe mich aber so wenig wie möglich zu machen. Ich bin nicht empfindlich also offen für Kritik an Stil, Inhalt oder Sonstiges. Danke schon im voraus und ich hoffe dennoch euch gefällt meine Sisi Version//
DU LIEST GERADE
Die unsterbliche Kaiserin - SISI
Historical FictionÖsterreich 1853: Kaiser Franz Joseph feiert nun seinen 23. Geburtstag. Seine Mutter, Erzherzogin Sophie drängt ihn dazu sich eine Braut zu suchen. Österreich braucht eine starke Kaiserin und die Linie der Habsburger muss schließlich fortbestehen. Im...