Kapitel 9

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Die erste Nacht in meinem „neuen alten" zu Hause war schwer. Auch wenn ich glücklich war, hier zu ein und eigentlich alles gut sein sollte, das war es nicht. Die Erinnerungen der vergangenen Jahre saßen zu tief in meinen Gedanken. Es war kaum möglich, einen klaren Gedanken zu fassen. Vor allem jetzt, nachts, wo ich allein war. Ja, Ju schlief neben mir und sein gleichmäßiger Atem beruhigte mich. Trotzdem war es schwer, mit allem gleichzeitig klarzukommen. Mir war klar, dass es ein langer, schwerer Weg in mein Leben sein würde. Und dass ich darum kämpfen musste. Aber ich war bereit, diesen Kampf aufzunehmen. Mit meinen Freunden an meiner Seite würde ich es schaffen, da war ich mir sicher. Ich checkte meine Sozialen Medien, auf denen in der Zeit viel passiert war. Mein Verschwinden hatte in den Medien scheinbar aufsehen erregt. Viel zu viele Kommentare, so viele Nutzer, die immer noch kommentierten und auf meine Rückkehr hofften. Während ich einzelne Kommentare las, wurde mir erst so richtig bewusst, was ich verpasst hatte. So viel war an mir vorbeigezogen. Das würde einiges an Zeit brauchen, das wieder aufzuholen. Ich drehte mich auf den Rücken und starrte in die leere Dunkelheit. Morgen würde ich alle über meine Rückkehr informieren, da war ich mir sicher. Egal wie schwer es werden würde.

Ich wachte, fest umschlungen von Juliens Armen, in meinem warmen Bett auf. Zwei Monate waren seit meiner Rückkehr vergangen und allmählig normalisierte sich mein Leben wieder. Auch wenn die vergangenen zwei Monate eine der schönsten gewesen waren, gab es einiges, was ich aufarbeiten musste. Mein Therapeut, aber vor allem mein Freund waren jedoch stets an meiner Seite, was mir eine unglaubliche Kraft verlieh. Jasmin war hier nach Aachen gezogen, sowie Patrick auch. Wir saßen oft im Garten um den Pool und erzählten uns, die Beine im Wasser baumelnd, längst vergangene Geschichten. Noch immer hatte ich mich nicht dazu überwunden, über Einzelheiten zu sprechen, aber mein Umfeld gab mir die Zeit die ich brauchte. Jetzt, wo ich so in Juliens Armen lag, wurde mir, wie so oft bewusst, wie viel jede Minute bedeutete und wie wichtig es mir war, dieses Leben zu leben. Ich hatte die richtigen Menschen in meinem Umfeld, ich bereute keine Entscheidung. Nicht mal die Entscheidung, den Kontakt zu meinen Eltern abzubrechen, wie es vor Jahren der Fall gewesen war. Und dennoch war ich niemandem böse. Nicht einmal Matteo. Zwar war mir meine Mission in diesem Leben noch nicht ganz klar, aber ich war mir sicher, ich war nicht umsonst hier. Es würde alles einen Sinn machen, da war ich mir sicher. Und obwohl ich es nicht in Worte fassen konnte, schien ich meinen Weg genau zu kennen. Ich blickte mit Zuversicht in die Zukunft, auch wenn es manchmal schwer war. 

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460 Wörter

Und damit auch der letzte Teil der Story, es wird noch ein kleines Fazit von mir im nächsten Teil geben :)

Just come home 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt