Kapitel 29

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Ich war mir jetzt sicher.

Ich konnte es absolut nicht ausstehen, im Rampenlicht zu stehen. Habe es als Mensch nicht gemocht und als Luftigen noch weniger, weil es dann meistens schief ging. Entweder ich fing an zu heulen oder musste mich rechtfertigen, dass der Versuch, mich zu töten, kein Unfall war. Warum hatte ich überhaupt zugestimmt, vor den ganzen Clan zu stehen? Ach ja. Ich musste mich beweisen, weil die Luftigen überzeugt waren, dass ich eine hinterhältige Kreatur war. Wann war alles so verdammt scheiße für mich geworden?

„Schilder uns bitte noch einmal die Geschehnisse aus deiner Sicht" bat Arthur mich von der Seite. Er, Arthur, Ben und die vier Arschlöcher, die mich angegriffen hatten, standen mit mir auf der Bühne. Als ich die vier zum ersten Mal wieder sah, fühlte ich mich richtig unwohl in meiner Haut. Ich hatte das Ganze immer noch nicht verarbeitet.

Mein Hals war ganz kratzig, als ich den Abend noch einmal wiederholte. „Ich war baden und dabei achte ich immer darauf, dass ich die Einzige im Raum bin. Es begann damit, dass mein Kopf unter Wasser gedrückt wurde. Dann begannen die vier auf mich loszugehen. Sie verletzten mich ziemlich heftig und als sie aufhörten, waren sie so sehr in einer Diskussion vertieft, dass ich zur Tür gelangen konnte" „Wie bist du dahin gekommen?" Unterbrach ein älterer Luftigen mich. So etwas wie Anwälte hatten die Luftigen technisch gesehen nicht, aber dieser alte Luftigen wollte für die vier Arschlöcher sprechen, weil es ihnen nicht erlaubt war.
„Ich kroch. Mehr war mir in den Moment auch nicht möglich". Einen Moment schwieg ich für den Fall, dass der Luftigen noch eine Frage hatte, doch er sagte nichts. „Als ich es zur Tür geschafft hatte, sahen die Luftigen, dass ich abhauen wollte und versuchten mich einzuholen. Doch ich hatte die Tür schon geöffnet und fiel raus." Ich beendete meine Erzählung und warf Ben einen Seitenblick zu. Um mich zu beruhigen, nickte er leicht. Ich war sehr dankbar, dass Ben mit mir hier oben stehen durfte.

„Benjamin. Wo warst du währenddessen?" Fragte Arthur Ben. Der ganze Clan hatte seit dem Prozess noch nichts gesagt und verfolgten das Geschehen sehr interessiert. Ich konnte mir vorstellen, dass sie so etwas nicht jeden Tag sahen. Ben trat einen Schritt vor und erhob seine Stimme, damit jeder es hörte. So etwas wie geschlossene Prozesse hatten sie wohl nicht und jeder im Clan war erlaubt, es anzusehen. Man sagte mir wegen Gleichberechtigung, doch ich war mir ziemlich sicher, dass es nur so war, damit der Clan etwas Interessantes zu sehen hatte.

„Ich war Klamotten für Alice holen, und als ich zurückkehrte, sah ich nur noch, wie sie nach unten fiel" Arthur nickte und Ben trat wieder zurück. Schon gruselig wie er bei Arthur zu einen kalten, perfekten Krieger mutierte.

„Hatten die schuldigen Luftigen einen bestimmten Grund?" Wandte Arthur sich nun an den alten Luftigen. Bevor der alte jedoch neutral antworten konnte, wie er es schon den ganzen Prozess getan hatte, stürzte sich einer von den Arschlöchern nach vorne. „Sie gehört hier nicht her!" Arthur wollte einen Wachen befehlen, ihn zurückzuhalten, doch er schrie einfach weiter. „Ihr habt es alle gesehen! Sie hätte diesen Fall niemals überleben müssen, doch sie steht hier nur wenige Tage weiter ohne einen Kratzer!"

Im Clan brach Gemurmel aus, was sich auch nicht mehr legte, als ein Wache den Luftigen wegführte. Er wehrte sich heftig und schrie dabei immer wieder in einen hohen Ton "Sie ist ein Monster!" Das war nicht gerade nett. Es half mir echt nicht, wenn er aussprach, was der gesamte Clan sowieso schon dachte. Dieser Tag wurde immer beschissener.

Arthur räusperte sich, damit der Clan sich wieder beruhigte. „Wir schließen den Prozess ab. Wer bekennt die Luftigen schuldig?" Warte mal. Mir hatte keiner gesagt,. dass er Clan auch mitentscheiden konnte. Bei meiner aktuellen Beliebtheit würde es nicht sehr gut für mich aussehen. Ich wusste, dass manche mir gegenüber ziemlich neutral waren, doch leider gab es viel mehr, die mir einfach nicht vertrauten. Würden sie ein Monster wirklich fair behandeln? Angespannt warf ich Ben einen hilflosen Blick zu, der auch nicht gerade begeistert aussah. Ich war ja so was von erledigt.

LUFTIGEN - becoming a warriorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt