Prolog

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Elisa:

Lächeln fuhr er mir durch mein hellbraunes Haar und schaute mir tief in die Augen. Wie jeden einzelnen Tag verlor ich mich in ihnen. Es waren diese kleinen Momente die mir immer wieder zeigte, dass es sich lohnte weiter zu kämpfen. Zusammen würden wir es schaffen und meinen Vater besiegen. Nichts war so stark wie unsere Liebe.

,,Ich liebe dich Elisa und ich verspreche dir, dass ich zurück kommen werde." Flüsterte er mir ins Ohr. Zurückkehren? Wollte er mich etwa alleine lassen? Alleine bei meinem Vater, der mich nur wieder in mein Zimmer einsperren würde? Nein das durfte er auf keinen Fall machen.

,,Verlässt du mich?" fragte ich ihn mit zitternder Stimme und versuchte meine Tränen zu unterdrücken. Wegen ihn hatte ich mich gegen meinen Vater aufgelehnt und war der Gespött des Dorfes. Eine junge Dame die sich gegen ihren Vater stellte, dass ging überhaupt nicht. Ich liebte meinen Vater, denn er hatte mich aufgezogen und mich zu dem gemacht was ich nun bin. Meine Mutter war leider bei meiner Geburt gestorben und die Hebamme konnte sie nicht mehr retten. Als der Arzt ankam, war sie schon tot und mein Vater musste mich alleine groß ziehen.

,,Es geht nicht anders. Doch ich gebe dir mein Wort das ich so schnell es geht zurück kehren werde." Erklärte er mir und ich senkte den Blick. Er war immer derjenige, der mir gesagt hatte das es für alles einen Ausweg gab. Wieso gab es dieses mal keinen? Ich könnte ihn doch begleiten, aber als ich dies vorschlug, lehnte er sofort ab.

,,Es ist viel zu gefährlich. Außerdem musst zu deinen Vater helfen. Ihr habt nur noch euch und du wirst es dir niemals verzeihen, wenn ihm etwas passieren würde und du wärst nicht da." Versuchte er mich umzustimmen, aber ich schüttelte nur den Kopf.

,,Er wird mich nur wieder in mein Zimmer sperren. Nimm mich mit." Flehte ich. Allerdings brachte dies überhaupt nichts und mein Geliebter schenkte mir noch einen Kuss bevor er sich auf sein Pferd schwang.

,,Wir werden uns bald wieder sehen. Ich liebe dich Elisa, vergiss das nicht." Mit diesen Worten ritt er davon und ich schaute ihm mit Tränen in den Augen nach. Alles hatte ich für ihn aufgegeben und nun war er einfach weg. In meinem Herzen bildete sich ein Loch und ich wusste das nur er es wieder flicken könnte.

,,ELISA!" Die Stimme von meinen Vater ließ mich aufschrecken und ich drehte mich schnell um.....

,,Elisa!" Wieder hörte ich diese Stimme und so langsam brachte sie mich wieder ins Hier und jetzt. Ich blinzelte kurz mit meinen Augen und realisierte wieder wo ich war. Natürlich lebte ich nicht auf einem Hof bei meinen Vater und er sperrte mich auch nicht in ein Zimmer. Meine große Liebe hatte mich auch nicht verlassen, denn ich war immer noch im Waisenhaus.

,,Elisa!" Schnell stand ich auf und eilte zu meiner Zimmertür. In unserem Waisenhaus teilten wir uns immer Zimmer zu zweit oder zu dritt. Meine Mitbewohnerin Carla war allerdings grade nicht da. Das andere Bett war noch leer und ich war wirklich gespannt wie lange noch.

,,Ja bitte?" gab ich als Antwort und schon stand eine unserer Betreuerinnen vor mir und verschränkte wütend die Arme vor ihrer Brust.

,,Du bist mit dem Spüldienst dran also beweg dich nach unten." Sandra schaute mich sauer an. Ich hielt mir kurz die Hand vor die Stirn und guckte entschuldigend zu ihr.

,,Das tut mir leid. Ich habe es völlig vergessen. Ich mach mich sofort auf den Weg, Sandra." Entschuldigte ich mich bei ihr. Sandra schnaubte allerdings nur und drehte sich um.

,,Lieber die Nase in irgendwelche Bücher stecken, wo eh nie was von war wird." Grummelte sie und verschwand dann. Ich senkte nur meinen Blick und ging in mein Zimmer um mich umzuziehen. Wir hatten hier insgesamt vier Betreuerinnen und Sandra war eine, wo ich mich manchmal fragte wieso sie diesen Job überhaupt machte. Manchmal dachte ich, dass sie überhaupt keine Kinder mochte oder ehr allgemein Menschen hasste.

Zusammen mit Tommy, einen Jungen der ebenfalls hier lebte hatte ich Spüldienst und befand mich nun in der sehr überwärmten Küche. Die Fenster waren im Moment kaputt und man konnte sie nicht öffnen. Tommy war erst vor einigen Monaten zu uns gekommen, da seine Eltern bei einem Verkehrsunfall gestorben waren und noch geklärt werden musste ob der Verwandte hatte wo er hin kommen könnte. Vermutlich würde Tommy und allerdings in ein paar Wochen schon wieder verlassen, anders als ich. Das Jugendamt hatte mich damals mit vier Jahren als meiner Familie geholt. Meine Eltern hatten sich nicht um mich gekümmert und meine Nachbarn hatten irgendwann die Polizei verständigt. Diese hatten meine Eltern dann besoffen und mit Drogen vollgedröhnt auf dem Sofa gefunden, während ich in meinem Gitterbett stand und mir die Seele aus dem Leib schrie. So hatte es mir auf jeden Fall Claudia erzählt, denn so ganz erinnern konnte ich mich nicht. Claudia war unsere andere Betreuerin und sie war wirklich sehr nett. Ich habe noch nie so einen lieben und gutherzigen Menschen wie Claudia getroffen. Sie war nun einmal das komplette Gegenteil von Sandra.

Nachdem Tommy und ich unseren Spüldienst gemeistert hatte ging ich wieder in mein Zimmer und schnappte mir ein Buch. Damit machte ich es mir auf einer Decke, in einer ruhigen Gegend bequem und fing an zu lesen. Bücher brachten mich einfach immer in eine andere Welt und ich konnte all meine Sorgen vergessen. Inzwischen war ich fünfzehn Jahre und mir war klar, dass mich niemand mehr adoptieren würde. Ich würde die restlichen drei Jahre hier im Waisenhaus verbringen und dann mal schauen wohin mich der Weg führte. In meinen Büchern konnte ich mich quasi vor dieser Angst verstecken und kam auf andere Gedanken. Manchmal passierte es eben auch das ich in kleine Tagträume verfiel, wie eben vorhin als Sandra mich gerufen hatte. Es verstand keiner so wirklich, außer eben Claudia und diese kam auch in dem Moment auf mich zu.

Ich legte mein Buch zur Seite und lächelte sie an. Die große Blondine reichte mir eine Cola und setzte sich zu mir auf die Decke.

,,Na was ließt du da schönes?" fragte sie mich und ich schaute noch einmal auf mein Buch.

,,Eine verbotene Liebesgeschichte, aber ich glaube dieses mal hat sie kein schönes Ende." Erklärte ich ihr. Nicht jedes Buch musste ein Happy End haben, denn so war nun mal auch das Leben. Man konnte machen was man wollte, aber manchmal spielte das Schicksal einen Streich.

,,Elisa morgen ist hier eine Charity Aktion und es kommen ein paar reiche Leute. Ich würde mich wirklich freuen, wenn du dabei wärst und auch ein bisschen acht auf die jüngeren gibst." Bat Claudie mich. Wir brauchten dringend Geld, denn wir konnten im Moment ja nicht einmal unsere Fenster reparieren. Deshalb lächelte ich und nickte nur.

,,Danke Elisa." Bedankte sich Claudia bei mir. Ich hatte auch nur wegen ihr zugestimmt, denn Claudia würde mich niemals um etwas bitten wenn es nicht wirklich wichtig wäre. Sie wusste genau wie ich fremde Leute und vor allem Menschenmassen hasste. Besonders, wenn diese reichen, noblen Leute unser Haus betraten fühlte ich mich immer ein bisschen schlechter. Sie hatten alle so viel erreicht und ich war einfach nur ein einfaches Mädchen, ohne Eltern das im Waisenhaus lebte. 

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