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Kapitel 1:

Ich stand auf der Brücke, die sich über unser Tal erstreckte.
Hier oben hatten wir uns immer zusammen den Himmel angeschaut. Aber nun hatte Er mich hier allein gelassen. Warum hatte Er das auch getan? Klar hatte dieser Idiot mir so das Leben gerettet, aber ich hätte die Kugel abbekommen sollen und mein Blut opfern müssen. Nicht Er. Dachte dieser Volltrottel etwa, dass er mir damit helfen konnte? Nur indem Er mein Leben rettete und mich so allein ließ? Ich brauchte Ihn doch!
Es war ja kein Geheimnis mehr gewesen, dass dieser Junge da etwas mehr für mich empfunden hatte. Na gut, ich hatte mich mit der Zeit auch in Ihn verliebt.

Unsere Familien waren nur leider schon immer verfeindet gewesen.

Irgendwann traf ich Ihn in der Straßenbahn und wir tauschten unsere Nummern aus. Wir hatten schon ein paar Wochen Kontakt, als ich herausfand, das Er, der Sohn unseres verfeindeten Familienoberhauptes war. Ich war zugegeben sehr schockiert gewesen. Da ich Ihn aber sehr mochte, wollte ich den Kontakt nicht abbrechen.

An einem Tag im Mai haben wir beide unsere Identitäten offen gelegt. Er wusste anscheinend auch schon etwas länger wer ich wirklich war. Nach diesem Gespräch hielten wir enger denn je zusammen, da unsere Familien ihren Streit immer mehr ausweiteten und die Lage mittlerweile bei einem sehr kritischen Punkt angelangt war. Wir wussten, dass unsere beiden Väter auch vor Gewalt nicht zurück schrecken würden.
So war es in Mafia Familien eben.

Als Er und ich uns eines Tages im Hafen trafen, hatte ich schon vorher das Gefühl, beobachtet zu werden. Aber als Er dann kam, versuchte ich diese schlechte Vorahnung zu vertreiben und konzentrierte mich nur auf Ihn. Erst redeten wir nur locker miteinander, als Er auf einmal einen Arm um mich legte. Ich weiß noch genau wie ich mich an ihn gelehnt habe.

Was wäre geschehen wenn ich dies nicht getan hätte? Wäre alles anders verlaufen?

Ich werde es nichtmehr herausfinden.

Plötzlich hörten wir hinter uns mehrere Autos heran rollen. Wir waren zwischen den Wagen gefangen und leider war der Hafen auch noch menschenleer. Er und ich waren hektisch aufgestanden und sahen nun mit starrem Blick auf die schwarzen, sehr teuer aussehenden Autos vor uns. Der Volldepp nahm meine Hand und zog mich ganz nah an sich heran. Auf einmal fuhren noch mehr Autos, diesmal graue, auf den Pier am Hafen. Aus den schwarzen Autos, die zuerst gekommen waren, stieg nun ein Mann mittleren Alters aus und zog eine Waffe, welche er sofort entsicherte. Dieser Mann war Alfonsi Makros, Sein Vater und der Erzfeind meines Vaters. Aus den grauen Wagen stürzte mein Vater nun in meine Richtung, aber Alfonsi meinte nur mit beängstigend ruhiger Stimme: "Eine falche Bevegunk und dein Kind stirpt." Er hatte einen starken Akzent, welcher seiner Stimme jegliche Gefühle entzog.

Ich konnte das Adrenalin durch meine Adern rauschen spüren und die Angst in den  Augen meines Vaters sehen. Doch plötzlich übermannte ihn seine bescheuerte Sturheit. Typisch Mafia Boss Vater! Dad rannte weiter auf mich zu und ich konnte einen Schuss hören.

Alles bewegte sich wie in Zeitlupe.

Mein Vater der auf mich zu rannte, Alfonsi der seine Pistole abfeuerte und am schlimmsten war es, als Er mich hinter sich zog.
Die Kugel rauschte nun auf Ihn zu.

In meinen Ohren hörte ich einen erstickten laut, als die Kugel einschlug. Sie hatte ihr Ziel leider nicht verfehlt und steckte nun weit in Seiner Brust.

Nun verlor Er das Gleichgewicht und viel zu Boden. Ich ließ mich neben Ihn fallen und presste meine Hände auf seine Brust. Das Blut quoll mir durch die Finger und heiße Tränen liefen mir über die Wangen.

Es war so viel Blut.

Im Hintergrund konnte ich Alfonsi schreien hören, aber das war mir im Moment egel. Für mich zählte nur mein Boy. Er, der blutende vor mir auf dem Boden lag und jetzt mit erstickten Stimme versuchte zu sprechen.

"Vergiss mich nicht"

waren Seine Worte. Wie könnte ich Ihn je vergessen???

Mit den Flügeln eines Adlers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt