Mia wachte auf. Ihr ganzer Unterarm klebte am Bettlaken fest, denn Mia ritzte sich einen ticken zu tief nachdem sie vergangene Nacht einen Streit mit Timo hatte. Unter Tränen kerte sie nach Hause, sperrte sich ins Bad und zog hektisch ihr Taschenmesser heraus um den ersten Schnitt anzusetzen, es blieb aber diese Nacht nicht bei einem. Mia setzte sich auf. Die Schnitte brannten höllisch. Sie nahm ihre Brille, um die Ergebnisse des letzten cuttens zu betrachten. Dabei fiel ihr zur Überraschung auf das sie das Wort "Marionette" in ihren linken Arm gecuttet hatte. Verwundert und fastzieniert starrte sie eine Weile darauf. "Marionette" haucht sie mit zertlicher Stimme in den Raum.
Sie konnte sich nicht mehr entsinnen ob es Absicht oder Zufall war. "Wie eine Marionette" stimmte sie sich selbst zu und ließ sich wieder ins Bett nieder.Als sie ein paar Stunden später aus ihrem wach- Schlaf gerissen wurde, kam ihr schon wieder das Gefühl hoch, das sie heute nicht ohne einen Schnitt leben konnte. Sie stand auf. Angepisst von allem und jedem stampft sie durch die Wohnung. Sie war leer. Mia wunderte sich schon nicht mehr, denn sie war immer alleine. Deswegen bekamen ihre Eltern auch nicht mit, das sie das Zimmer verließ, den sie hatte eine Ausgangssperre nachdem sie vor ein paar Wochen wegen Langeweile das Wohnzimmer mit Graffiti besprühte. Sie wanderte in die Küche. Anstatt Milch oder Wasser zu trinken, nahm sie sich ein Bier. "Ja heut ist mein 15 Geburtstag, daddy, ich darf das" warf sie in den Raum ohne zu hoffen eine Antwort zu bekommen.
Sie schmiss sich auf die Couch, nahm ein paar Schlücke und beschloss dann, das Bad zu säubern. "Nicht mal das bekommen sie mit!" Lachte die verzweifelt in die Welt.
Mia ritzte sich seit fast 1,5 Jahren, unentdeckt, niemand weiß es, und niemand hatte sich dafür interessiert.Als Mia sich auf die Kloschüssel setze um erst mal das Chaos zu betrachten, fiel ihr dabei wieder das Wort "Marionette" ins Auge. Sie bildete sich ein leicht verrückt zu werden, den als sie ihren linken Arm erneut betrachten wollte, war das Wort weg und anstelle davon nur eine Anhäufung von zu tief geschnittenen Wunden.
Als sie ein paar Stunden später aus dem Bad kam, völlig verdreckt und gepeinigt von der Erinnerung an Timo und den Streit, wurde ihr schlecht und sie überkam das Gefühl nicht allein zu sein. Mitten im Flur bleib sie stehen. Wurde ganz ruhig, so ruhig das sie ihren eigenen Herzschlag hätte hören können, doch das tat sie nicht. Sie war beschäftigt mit den vielen Gedanken in ihrem Kopf, die sie quälten wenn sie wieder eine Panikattacke hatte. Ein Geräusch, ein auftreten ertönte. Ihr Pupillen weiteten sich. Sie blieb stehen. Eine ganze Weile. Und dann rannte sie los ohne irgendein Geräusch gehört zu haben, rannte sie los. Aus dem Haus, über die Straße wo es ihr auch egal war das Autos hätten kommen können, und auf das Feld immer, immer weiter.
Dann blieb sie stehen. Mitten auf dem Feld. Neben ihr eine Straße, sonst so befahren wirkte sie nicht mehr, kein Auto war zu sehen. Mia fühlte sich von der gewaltigen Macht der Freiheit bedrückt. "Marionette" flüsterte sie in diese. ....
"Wie eine Marionette" fing sie an zu schreien. Mehrmals. Sie drehte durch, krümmte sich auf den Boden weil sie nicht mehr konnte. Sie lag sich hin, und alles wurde still, die Farben verblassten und das schillernde Gefühl der Freiheit verzog sich.