Laut Karte müsste in ein paar Metern eine "V-förmige" Schneise auf der rechten Seite in den Wald gehen.
Wenn ich es selber nicht besser wüsste, würde ich fast die Worte "hübsch oder idyllisch" in den Mund nehmen, gerade beim Anblick mancher wilden und moosbewachsenen Wälder - und das mitten in einer Metropole.
Stockholm - eine lebendige Stadt. Zumindest war sie es einmal, vor ungefährt 10 Jahren.
Voller Menschen, stark befahrenen Straßen und noch volleren Läden.
Und was ist daraus geworden? Eine verlassene Betonwüste.
Und heutzutage stapfe ich durch einen Wald, mitten in einem alten Gewerbegebiet, kämpfe mich durch die Flora und Fauna, nur um das Stadtzentrum zu erreichen - zumindest das, was noch davon übrig ist.
Anstatt die ganze Zeit auf meine Karte zu glotzen, sollte ich lieber mit Blick ins Gelände arbeiten, sonst finde ich das Zentrum nie.
"Perfekt! Dort drüben ist es."
Ausgestreckter Finger deutet in Richtung Waldkante Entlang der Schneise.*
Ich kann sogar das "Riksdagshuset - das Herz der Stadt" durch den Kahlschlag sehen.
Ich lasse also den Stadtwald hinter mich und laufe weiter in Richtung Zentrum, da mir nämlich das Trinken allmählich ausgeht.
Weit mache ich es mit den ein, zwei Litern Wasser nicht mehr. Ich versuche mich an einem der botanischen Gärten, dort standen zu damaliger Zeit immer kleine Trinkwasserbrunnen.
Ich vertraue darauf, dass dort die Versorgung noch funktioniert.
"Das ist ja kaum auszuhalten, liegt hier irgendwo eine tote Kuh?!"
Jetzt wo der Wind dreht, merke ich selbst erst, wie sehr ich meine Körperhygiene vernachlässigt habe.
Unglaublich wie man so stinken kann - wenn ich den ersten Menschen seit 10 Jahren nicht sofort abschrecken will, sollte sich eine einigermaßen vernünftige und nach Nähe suchende Person, wie meine Wenigkeit, mal lieber nicht so gehen lassen.
Ich schweife wieder in Gedanken.
Ich kann mich kaum konzetrieren, die strikte Wassereinteilung spielt mir nicht gerade in die Hände.
"Reiß dich zusammen Emy - der Blick ist frei geradeaus"
Was steht da vorne?
"Das sieht doch gut aus."
Ein kleiner Wegweiser, zwar etwas verwuchert, aber noch relativ gut erkennbar.
"Botanischer Garten, links, 400m."
Dann folge ich wohl stumpf den Richtungsangaben der Schilder und versuche mir zeitweise makante Wegpunkte einzuprägen.
Hier stehen einfach unfassbar viele Fahrzeuge, überall scheint der Tankdeckel aufgerissen zu sein.
Verständlich. Wer ist denn nicht lieber mit dem Fußbus unterwegs, wenn man vier Räder und eine Karosserie darauf, haben kann.
Die Schilderschnitzeljagd geht weiter, aber vorher sehe ich mir diesen "Mini Cabrio" mal genauer an.
"C, Uppsala län" - das Nummernkennzeichen ist tatsächlich gut erhalten geblieben.
"Jackpot, der Tankdeckel ist geschlossen."
Hat sich das Mitschleppen von Rucksack und Ausrüstung doch gelohnt.
Wie war das noch gleich?
Schlauch in den Tank - daran saugen- abknicken und auffüllen.
Würgegeräusche, Schluchzen und Spucken auf den Boden.*
Hustet.*
"Daran werde ich mich nie gewöhnen."
Naja, immerhin etwas, die 0,5er PET-Flasche muss reichen.
Ein Schuss bricht*
"Fuck, was war das denn!?"
Kriechende Kälte durchdringt meinen Körper, gepaart mit einem stechenden Schmerz - beides lähmt mich bis ins Mark.
Wärme verlässt schleichend meinen Körper.
Da sitze ich nun, angelehnt am "Uppsala-Auto", in meiner eigenen Blutlache.
So viele Gedanken und Fragen schießen mir binnen wenigen Sekunden durch den Kopf, doch ich bringe keinen sinnvollen Satz heraus - nichts als leises, sanftes stammeln.
Ich sacke zusammen, mich der plötzlichen Müdigkeit beugend.
Bevor durch einen letzten Kniff meiner Augenlieder eine Silhouette zum Vorschein kommt, wird mir wird schwarz vor Augen.
"Habe ich dich, 10 Jahre hat es gedauert." - die Männerstimme verstummt.*
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"The Last" - (a short story)
Short StoryHey, ich bin Emy. Mittlerweile bin ich 25 und nun schon seit mehr als 10 Jahren auf diesem gottlosen, verlassenen Planeten. Alleine - mein eigener Fremdenführer und Überlebenskünstler. In dieser Welt, voll mit Monstern, Tieren und abertausend mehr...