Schreibewettbewerb zum Thema ,,Politik"

9 1 1
                                    

»Politik ist das langweiligste Fach der Welt!«, meinte ich und verschrenkte die Arme, »Was für normale, nicht magische Menschen, aber so was braucht doch hier niemand!«

Ich lachte, als ich mich an den trotzigen Teenager von früher erinnerte. POLITIK und LANGWEILIG waren für mich zwei Worte gewesen, die wie die Faust aufs Auge passten. Jetzt, fünf Jahre später-

»Wenope Derm«, schallte es durch die Lautsprecher. Mein Name. Ich musste nach vorne. Ich musste sprechen.

Nervös stand ich auf. Plötzlich war alles wieder da. Die Aufregung, die Angst, ausgelacht zu werden, die Unfähigkeit, einen klaren Gedanken zu fassen und ein leergefegter Kopf. Meine Vorredner nickten mir zu. Ich musste nach vorne. Ich musste sprechen. Ich musste handeln.

Meine Knie zitterten, während ich die Stufen zum Rednerpult hochging. Die wenigen Notizen, die ich hatte, legte ich vorsichtig auf die dafür vorgesehene Ablage. Mein Blick glitt über die Menschenmenge, all die Elfen, all die bekannten uns unbekannten Gesichter. Ich musste sprechen. Ich musste handeln. Ich durfte mich nicht blamieren. Nicht jetzt, nicht, wenn ich so weit gekommen war.

Die Leute schauten erwartungsvoll, doch ich suchte nur nach etwas, dass mir Sicherheit gab. Ich war kurz davor, wieder von der Bühne zu stürzen und zu sagen, dass ich meine Kandidatur zur Elfenkönigin zurückzog, als ich etwas warmes mein Bein streifen spürte. Es war Erven, mein roter Begleiter. Er zwinkerte und plötzlich wusste ich alles wieder, was ich mit ihm zusammen geübt hatte.
Ich würde sprechen. Ich würde handeln. Ich würde mich nicht blamieren.

»Unsere Gesellschaft ist recht fortgeschritten«  begann ich, »und doch machen wir Fehler, an denen die Menschen schon lange arbeiten: Einteilung in verschiedene Gruppen zum Beispiel. Ist es wichtig, dass ich eine Waldelfe bin, oder könnte ich auch eine Rabenelfe oder eine Magieelfe sein? Ich will die Hierarchie auflösen, die uns davon hindert, mit anderen Spezies normal zusammenzuleben. Es ist ein großer Schritt, ich weiß, aber es würde vielen helfen. Und nichts ist unmöglich. Wenn man etwas wirklich will, kann man alles schaffen. Wir müssen lernen, an einem Strang zu ziehen, zusammenzuarbeiten, Hand in Hand! Und dabei ist es egal ob ich Zwerg oder Riese, Elfe oder Zentaur bin! Auch Tiere sind unsere Freunde, nicht unsere Diener! Erven zum Beispiel:«, ich hob vorsichtig meinen Fuchsfreund nach oben, »er hilft mir, wann immer ich Hilfe brauche, wie zum Beispiel jetzt. Er gibt mir Sicherheit und das Gefühl, dass ich nicht alleine bin. Aber ich helfe ihm auch. Wir müssen das lernen. Und lernen ist schwer. Veränderungen sind schwer. Aber beides ist wichtig! Man muss es nur wollen, dann geht es auch!«

Als der Applaus aufbrandete, erst dann merkte ich, dass es vorbei war. All die Anspannung wich aus meinem Körper.
Ich hatte es geschafft. Ich war nach vorne gegangen. Ich hatte gesprochen. Ich hatte gehandelt. Ich hatte mich nicht blamiert.

Und ich hatte endlich das Gefühl, beachtet und respektiert zu werden. Es fühlte sich verdammt gut an.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 20, 2022 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Shadies Abgaben für den WCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt