Kapitel 11-18

2 0 0
                                    

"Bist du soweit?", fragte er leise. "Ja, ich denke schon. Ich habe aber trotzdem kein gutes Gefühl dabei." "Ach was! Das wird schon. Zumal ich ja da bin, um auf dich aufzupassen." "Was? Nein! Voka, du kommst nicht mit! Du bleibst schön hier bei Mama und Papa in der Höhle!", zischte Kaya. "Aber ich möchte so gerne mitkommen.", jammerte ihr Bruder. "Ich weiß, aber das ist gefährlich." "Wieso gehst du dann?", fragte Voka vorwurfsvoll. Seine Schwester seufzte und antwortete: "Ich weiß es nicht. Vermutlich hoffe ich dadurch unseren schlechten Status ein wenig in Schwung zu bringen." "Du siehst nicht so aus, als ob du von der ganzen Sache überzeugt wärst." "Du hast Recht. ich habe da so meine Zweifel. Wie auch immer. ich muss jetzt los. Versprich mir, dass du hier bleibst!" "Vielleicht." "Voka!" "Okay, okay. Versprochen. Ich bleibe hier. Pass auf dich auf, ja?" "Klar, mache ich doch immer." "Cool!", freute sich Voka. Kopfschüttelnd verabschiedete sie sich von ihm und machte sich auf den Weg zur Lichtung. Dort wurde sie bereits erwartet. Zusammen mit der Luchsin begab sie sich zum Waldrand. Eine halbe Stunde später erreichten sie das Lager. Alles war still. Die Menschen lagen um das noch immer brennende Feuer herum und schliefen. "Da hinten!", sagte die Luchsin leise und deutete mit ihrer Schnauze auf ein kleines Zelt etwas abseits der Truppe. "Dort lagern sie ihr ganzes Gerümpel.", fügte sie hinzu und rümpfte die Nase. Na super. Wie sollte Kaya das denn machen?

"Also gut. Dann mal los.", murmelte Kaya und schlich vorsichtig auf die schlafenden Menschen zu, darauf bedacht, keinen Laut zu machen. In einem etwas größeren Bogen umrundete sie diese und gelangte schließlich zu dem Zelt. Lautlos schob sie sich ins Innere. Dank ihrer guten Augen, konnte Kaya auch in dieser Dunkelheit etwas erkennen.

Neben übel riechenden Kleidungshaufen und Schuhen, die rochen als hätte man sie in Hundekot gebadet, entdeckte sie einige Dosen, Taschenlampen und ein paar Flaschen verstreut auf dem Boden liegen. Im Vergleich zu denen, die am Lagerfeuer herumlagen, waren diese allerdings noch voll. Wie konnte man nur in so einer Unordnung leben? In der hintersten Ecke lag ein Rucksack, aus dem zwei Jagdgewehre heraus lugten. Kaya zuckte zurück. Wie sie diese Dinger hasste. Beinahe wäre ihr die unscheinbare Box direkt neben dem Rucksack gar nicht aufgefallen. Da nichts anderes in diesem Zelt wie Munition aussah, musste sie wohl da drin sein. Also schnappte sich Kaya kurzerhand die Box und eilte mit ihr nach draußen. Dabei übersah sie eine der herumliegenden Flaschen, rutschte aus und krachte mitten in die Dosen. Es schepperte gewaltig und Kaya wusste, dass ihre Chancen hier heil wieder rauszukommen gerade in den Minusbereich sanken. Sofort wurden die Stimmen vor dem Zelt lauter. Panik machte sich in Kaya breit und sie suchte fieberhaft nach einem zweiten Ausgang. Diesen gab es natürlich nicht, sonst wäre er ihr auf ihrem ‚Rundgang' aufgefallen. Also beschloss sie, sich direkt neben dem Eingang zu verstecken und herauszuspringen, wenn er geöffnet werden würde.

Die Zeltplane wurde zur Seite gerissen und ein Mann steckte seinen Kopf herein. Kaya sprang vor ihn und knurrte. Der Mann stieß einen nicht sehr männlichen Schrei aus und stolperte zurück. Das nutzte sie, um die Box zu packen und mit ihr nach draußen zu hechten. Die Jäger staunten nicht schlecht, als sie den Wolf aus ihrem Zelt rennen sahen und versuchten Kaya zu fangen. Sie wich jedoch geschickt aus. Bei ihrem nächsten Ausweichmanöver verhedderten sich ihre Beine ineinander und sie stolperte. Krampfhaft versuchte sie ihr Gleichgewicht wieder zu erlangen, während sich die Jäger untereinander anbrüllten. Wie betrunken taumelte sie für kurze Zeit um das Feuer, ehe Kaya sich wieder im Griff hatte. Hastig versuchte sie soviel Abstand wie Möglich zwischen sich und die Männer zu bringen und stieß dabei eine Flasche um, deren Inhalt nun in Richtung Feuer floss. Darum kümmerte sie sich jedoch nicht. Im Gegensatz zu den Menschen, die das Phänomen mit hektisch schreienden Lauten kommentierten. Plötzlich wuchs das Feuer, um ein Vielfaches. Die Hitze brannte sich in Kayas Fell und von dem ganzen Rauch tränten bereits ihre Augen. Erst als sie in sicherer Entfernung zu dem Lager war, lies es nach und sie verschnaufte. Keine Sekunde später stieß die Luchsin zu ihr. "Wow, ich bin beeindruckt. Für einen Moment hatte ich geglaubt es wäre vorbei.", schmunzelte sie. "Ja, ich auch.", gab Kaya zu und schüttelte sich kurz, in der Hoffnung die Angst, welche sich an ihr stark pochendes Herz geklammert hatte, loszuwerden. "Ich nehme die Box mit und zeige sie morgen dem Rat. Dort werde ich auch ein gutes Wort für dich einlegen.", meinte die Raubkatze und zwinkerte. "Aber wie willst du erklären, dass ich hier unten war?"

Kaya und die MutprobeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt