Kapitel 1

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Lou

Ich liege hier auf meinem Bett und starre an die Decke. Wie lange liege ich schon hier? Keine Anhnung. 2 Tage? 2 Wochen? 2 Jahre? Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren. Seit Ewigkeiten ist er nun schon weg, und er würde nie wieder kommen.

Sofort schossen mir die Tränen in die Augen. Warum bin ich eigentlich noch hier? Welchen Sinn macht es noch zu leben? Er ist weg, der Mann den ich geliebt habe, der Mann mit dem ich mir vorstellen könnte eine Familie zu gründen. Er ist weg und das für immer. Mike.

Ein stürmisches Klingeln riss mich aus meinen Gedanken.
Konnte man mich nicht einfach in Ruhe lassen?!
Seufzend stand ich auf und d ging zur Tür. Dort stand meine beste Freundin Sophia.

"Oh mein Gott, Lou! Du siehst ja schlimm aus!" Sie starrte mich mit großen Augen an.

Ich hatte seit er tot ist nicht mehr in den Spiegel geschaut. Ich sah bestimmt aus wie ein Zombie.

"Mensch Lou!" Sie nahm mich in den Arm. "Ich kann nicht weiter zusehen wie meine beste Freundin hier vergammelt.", flüstert sie mir traurig ins Ohr. Wir lösten uns wieder und sie stellte kraftvoll eine Tüte, mit wahrscheinlich Brötchen, auf den Tisch. "So Lou! Ich hab dir Brötchen mitgebracht und jetzt wirst du erst mal wieder etwas essen. Du siehst ja schon aus wie ein Fisch mit Magersucht!"

Aha ihren Humor hat sie nicht verloren, seit ich sie vor Mikes Tod zuletzt gesehen habe. Ich dachte sie hätte mich vergessen. Aber essen will ich nicht, ich könnte allein vom Anblick kotzen.

"I-Ich will nichts e-essen.", krächzte ich. Oh gott, meine Stimme hört sich ja an wie eine verrostete Scharniere.

"Keine Wiederrede Lou! Ess wenigstens ein halbes Brötchen. Ich helfe dir auch!"

Ich wusste nicht was sie damit meine doch plötzlich nahm sie das mit Butter beschmierte Brötchen und flog damit auf meinen Mund zu.

"Brumm brumm macht der Flieger! Mund auf, ich muss landen!" rief sie und kam grinsend auf mich zu.

Als wäre ich ein kleines Baby!
Aber ich musste dennoch grinsen und machte widerwillig den Mund auf.
Als ich ein Stück abbiss, musste ich sofort würgen, doch Sophia sah mich jetzt ernst an und ich würgte das Stück hinunter.

Oh nein mehr nicht!
Dachte ich mir, als Sophia wieder mit dem Brötchen kommen wollte.
"N-Nein bitte nichts mehr, i-ich kann nicht. N-Noch nicht." würgte ich hervor, da mir immer noch schlecht ist und ich auf keinen Fall noch ein Stück haben wollte.

"Na gut, aber verspricht mir, dass du versuchst wieder mehr zu essen." Ich nickte einfach, da ich keine Lust auf eine Diskussion hatte.

" Es tut mir so leid Lou, dass ich dich die ganzen vier Monate nicht besucht hab. Ich konnte einfach nicht fassen was passiert ist! Ich weiß, das ist keine Entschuldigung! Ach, ich bin so eine schlechte Freundin!", platzte Sophia plötzlich raus.. Ich sah sie überrascht an, dann kam auf sie zu und nahm sie in den Arm.
"Alles gut. Ich verzeih dir."
Sie war trotzdem immernoch meine beste Freundin ich hatte ja sonst niemanden.
Meine Eltern hatten sich, nachdem ich 14 geworden bin, nicht mehr um mich gekümmert, weswegen ich auch relativ früh auszog.

"Nein, es ist nichts gut! Lass es mich einfach wieder gut machen, indem ich dir helfe dein Leben wieder in den Griff zu bekommen!" Sie sah mich an und ich konnte Tränen in ihren Augen erkennen. Es tut ihr wirklich leid. Aber was will sie machen?

Ich ließ mich kraftlos auf einen Stuhl fallen. "Na, na, na! Lou Krüger! Aufstehen! Du machst dich jetzt fertig und wir gehen wieder breakdancen!" , rief sie aufgeregt.

Och nöö, ich will nirgendwo hin gehen. Warum muss sie immer so aufgedreht und motiviert sein? Ich will ins Bett! Ich verzog das Gesicht.

"Los, Los! Das wird dir guttun, das weiß ich! Geh duschen und mach dich fertig ich warte hier unten." lachte sie und scheuchte mich ins Bad.

Ich schleppte mich ins Bad und sah mich zum ersten mal wieder im Spiegel an.
Junge, junge! Ich seh ja aus wie Graf Dracula höchst persönlich!

Meine sonst so braun gebrannte Haut, war blass und meine braunen Haare waren fettig. Dazu krönten meine brauen müden Augen auch noch fette dunkle Augenringe.

Seufzend machte ich die Dusche an und stelle mich unter das warme Wasser.

30 min später lief ich wieder nach unten zu Sophia. Ich hatte mich geduscht, meine Haare geföhnt und mir einen Pferdeschwanz gemacht, hatte meine Augenringe überschminkt und hatte mir eine schwarze Leggins mit einem roten oversized T-Shirt angezogen.

Sophia sprang grinsend vom Sofa auf und ging zur Tür.
"Los geht's!" rief sie mir zu und sprang nach draußen. Ich folgte ihr lächelnd. Sie war verrückt!


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Don't judge someone wrong (Pausiert) | Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt