Kapitel 16

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Es dauerte zwei Tage, bis Jesse endlich die Augen aufmachte. Müde schaute er die helle Decke an. Ich fühl mich wie einmal gekaut und wieder ausgespuckt. So beschissen hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Nicht einmal die Nacht, als er mit Sunshine bis zum Umkippen gesoffen hatte, reichte an das hier hin.

Was ist passiert? Sein Kopf schmerzte. Es dauerte etwas, dann kamen verschwommene Bilder an die Oberfläche. Hölle nochmal. Ihm wurde schlecht.

„Jesse." Eine ruhige Stimme erklang und er drehte den Kopf langsam nach rechts. In der Tür des Zimmers stand ein Dämon mit langen, kohlefarbenen Haaren und roten Augen. Doch seine Haut war blass und die Augen wirkten dumpf.

Langsam lief er zu ihm, setzte sich neben ihn.

„Merihem", krächzte Jesse, schaute den Mann vor sich an. Wieso siehst du so mitgenommen aus? Seine Hand hob sich und er berührte die Wange des Dämons, wischte eine Träne weg, die diese entlang gelaufen war. „Wieso weinst du?"

Merihem umfing die Hand seines Dämons und drückte sie an seine Lippen. „Ich danke den Göttern, dass du aufgewacht bist." Doch der Erleichterung folgte erneut Beklemmung. Jesse hatte ihn mit seinem vollen Namen angesprochen. Er schaute seiner Nemesis in die Augen, befürchtete dort Ablehnung, Abscheu zu sehen, doch dort stand nichts dergleichen.

„Du bist also ein Höllenfürst", sagte Jesse. „Schien nicht wirklich erwähnenswert zu sein, oder?" Ein leises Lachen entkam ihm, doch er bereute es sofort. „Hölle."

Der Griff um Jesses Hand wurde etwas fester. „Verzeih mir. Ich wollte, dass du den Mann siehst, nicht meinen Titel oder Rang." Es war dumm gewesen, das war ihm bewusst. „Verzeih mir meine Lüge."

Jesse schnippte ihm gegen die Stirn. „Du ziehst ein Gesicht, als sei jemand gestorben." In diesem Moment hätte er sich gerne selbst geschlagen. Es war jemand gestorben. Seine Stellvertreterin war von dem Angreifer getötet worden.

Die Enge in Merihems Brust ließ nach. „Verachtest du mich?" Er musst wissen, welche Gefühle seine Nemesis ihm gegenüber hegte, auch wenn es wehtun würde. Er würde eine Ewigkeit damit zubringen, es wiedergutzumachen.

„Verachten? Du hast mich vor dieser Wahnsinnigen gerettet. Ich verdanke dir mein Leben, du Dummkopf. Außerdem könnte ich den Mann, den ich liebe, niemals verachten, auch wenn er bei seinem Namen ein paar Buchstaben vergessen hat", gab er mit einem Schmunzeln zurück. Daraufhin erhob sich sein Dämon und küsste ihn zärtlich.

Jesse genoss die liebevolle Berührung und schloss die Augen. Der sinnliche Kuss lenkte ihn von den Schmerzen in seinem Bauch ab und beruhigte ihn. Er schaute in zwei Augen aus Lava, in denen eine tiefe Liebe stand. Sanft strich Merihem über seine Wange und flüsterte: „Vă dau inima mea. Să-l ai, Flacără."

Eine Hitze breitete sich in Jesses Brust auf, die bis in seine Wange stieg. Mit roten Wangen schaute er zur Seite. Gütige Götter. Sein Herz schien ihm aus der Brust springen zu wollen.

Die Reaktion seiner Nemesis ließ nun jegliche Anspannung von Merihem abfallen. Er ist hinreißend. Seine Nemesis war der sinnlichste und liebreizendste Dämon, den es gab. „Idiot", murmelte dieser, woraufhin ein Lächeln sich um die Lippen des Höllenfürsten spielte.

Es dauerte noch zwei Wochen, bis sich Jesse von der Wunde erholt hatte und er sich ohne Bedenken bewegen konnte. Jede Minute, die Merihem entbehren konnte, war er bei ihm gewesen. Sie hatte sich ausgesprochen und ab und zu Zärtlichkeiten ausgetauscht, dennoch hatte sich sein Dämon zurückgehalten. Das würde heute enden.

Jesse sehnte sich nach Merihem, wollte ihn. Keine Zurückhaltung. Also tigerte er in das Arbeitszimmer seines Liebsten. Heute entkommst du mir nicht.

The Demon's Blade (Novelle 2.5) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt