Kill'em all

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Veronica rannte um ihr Leben.

Ihre Kniee zitterten, was es ihr das rennen nicht einfach machte, aber sie kam schnell voran und ihre Verfolgerin mochte es noch nie zu rennen. Jo war sich zu fein dafür, mochte das Jagdgefühl, das ihr den besonderen Kick brachte, viel zu sehr.

Veronica stolperte in das kleine Badezimmer ihres Hauses, drückte so schnell wie möglich die Tür zu und drehte mit ihren zittrigen Fingern den Schlüssel bis zum Anschlag herum.

Ihr Herz sprang ihr so schnell gegen die Rippen, dass sogar jeder Tesla eifersüchtig wäre. Das Adrenalin rannte durch ihre Adern und bildete kleine Stressschweißperlen auf ihrer Stirn. Die Angst benebelte ihren Verstand und versetzte sie in lähmende Panik.

Alles, was Veronica hörte, war ihr schneller Atem und das Blut, das ihr vor Aufregung durch die Ohren schoss.

Doch plötzlich: ein Laut. Veronica fuhr zusammen. Jos schwere, dunkelbraune Boots trafen laut auf den hellen Holzboden. Ihre Schritte klangen schnell, aber trotzdem so langsam, dass sich in Veronica die pure ängstliche Anspannung ansammelte.

Veronica lehnte mit dem Rücken gegen die Tür, als würde ihr geringes Körpergewicht Jo daran hindern können, die Holztür zu öffnen, falls sie es auf magische Art und Weiße schaffen, würde den Riegel der verschlossenen Tür aufzubekommen.

Veronica vernahm ein Stoppen der Schritte. Jo war stehen geblieben. Direkt vor der Badezimmertür, die das einzige war, was sie noch vor dem psycho Spiel bewahrte, das Jo mit ihr spielen wollte.

Jo hatte ihr die große Liebe vorgespielt und Veronica war so naiv gewesen und hat ihr geglaubt und ihr vertraut. Jetzt stand Jo mit dem großen scharfen Küchenmesser, das mit dem dunkelgrünen Griff, vor der Holztür.

Veronica erschrak abermals, aber dieses Mal heftiger, als Jo mit der bloßen Faust fest und kräftig an die Tür hämmerte.

"Veronica!", schrie sie. "Mach die Tür auf!", verlangte Jo von dem Mädchen, welchem sie gestern noch, heimtürkisch wie Jo war, gesagt hatte, dass sie sie zum Valentinstag nächste Woche auf ein kitschiges Date mit Sonnenuntergang Beobachtung am Ende ausführen möchte.

Veronica schob unglaubliche Angst in dem kleinem Badezimmer. Sie hatte sich selbst darin eingeschlossen. Ohne einen Ausweg stand sie nun auf den weißen Fliesen. Was sollte sie nun tun?

"Veronica". Jos Stimme klang nun sanfter und Veronica meinte zu hören, wie sich Jo seitlich gegen das Holz der Tür lehnte.

"Lass uns nicht mehr streiten", flehte Jo ihre Freundin an. Falls sie diese Art von Beziehungsstatus noch hatten.

"Bitte". Es klang erzwungen, genauso wie das Lächeln auf Jos trockenen Lippen. Sie meinte es nicht ernst, aber sie würde mit Wut und Aggression Veronica niemals dazu bewegen können, die Tür zu öffnen.

"Ich weiß doch, wie ängstlich du da drinnen bist", sprach Jo wieder auf das Mädchen ein, das tatsächlich immer noch zitterte vor Angst. "Ich kann dich laufenlassen, wenn du aufmachst", versuchte es Jo mit lügen. Obwohl lügen tat sie ja nicht wirklich. Können tat sie es auf aller Fälle, aber ob sie es wollte, war eine andere Frage. Zu lange hat sie ihre Versade der perfekten festen Freundin aufrecht gehalten, um ihr krankes Verlangen jetzt stillen zu können.

Veronica wurde stutzig. Würde es wirklich so einfach sein? Würde sie einfach gehen können, wenn sie jetzt die Tür öffnete?

Die Knallharte Wahrheit zog sie zurück auf den Boden und ließ sie schmerzhaft die Erkenntnis spüren. Nein, Jo würde es nicht tun. Nichtmahl in 500 Jahren. Denn bisher war alles eine Lüge gewesen, was sie Veronica je gesagt hatte, warum wäre es jetzt die Wahrheit?

Jo verlor allmählich die Geduld. Ihre Finger zuckten um den dunkelgrünen Griff des Messers. Sie wollte es. Sie musste es tun, ansonsten würde das schmerzhafte Verlangen nicht verschwinden. Und irgendwie machte es ihr auch Spaß, wenn sie ehrlich zu sich selbst war.

"Veronica", ihre Stimme klang wieder aggressiver. "Bring mich nicht dazu die gottverdammte Tür aufzubrechen".

Veronicas Magen drehte sich bei den Wörtern, die durch die Tür gedämpft zu ihr vordrangen.

"Ich zähle bis drei", presste Jo zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und gab ihr so noch die Möglichkeit die Tür aufzuschließen.

"Eins".

Jo klang wütend und das war sie auch. Fest umgriff sie den Griff des Küchenmessers, so dass sich ihre Fingerknöchel schon weiß färbten.

"Zwei".

Veronicas Panik und Angst stieg noch mehr an und sie betete, dass die Tür standhalten würde.

"Scheiß drauf", hörte sie Jo und vernahm einen schwungvollen Schritt nach hinten und darauf einen harten Aufprall mit Jos Schulter und der Badtür.

Veronica wollte vor Schreck aufschreien, doch sie hinderte sich selbst daran und hielt sich eine Hand vor den Mund. Erneut versuchte Jo die Tür mit ihrer Schulter aufzubrechen und das Holz knackste dieses Mal verdächtig laut.

In Veronicas Augen bildeten sich Tränen. Es fühlte sich für sie an, wie ein schlimmer Albtraum und sie hoffte innig, dass sie so bald wie möglich wieder erwachen würde und der ganze Horror ein Ende hatte.

Doch als sich Jo ein weiteres Mal gegen die Tür warf, brachen die Scharniere aus dem Holz und aus allen Verankerungen und Veronica konnte sich den lauten Schrei dieses Mal nicht verkneifen. Wie konnte sie sich auch nur so in Jo geirrt haben?

-Ende-

***

A/N: Wer das Lied errät, kann sich ein Eis davon kaufen gehen, oder so.

Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen und habt euch gegruselt. Die arme Veronica. Gut, dass ich nicht gut in Mordszenen schreiben bin, sonst hätte die Ärmste noch mehr leiden müssen.

Ich würde mich freuen wenn ihr bei meinem anderen Buch vorbeischauen könntet. Es heißt Come as you are und geht um einen schwulen, bekifften Teenager, der die Band Nirvana liebt.

Dankeschön!!

Kill 'em allWo Geschichten leben. Entdecke jetzt