Der Morgen.

56 4 1
                                    

"I'm not like them, but I can pretend"
hörte ich neben meinem rechten Ohr.
Ich dachte, vielleicht weckte mich gerade Kurt Cobain, doch je weiter meine Augen sich öffneten, merkte ich, dass niemand geringeres als mein Handywecker mich mit dem Song "dumb" von Nirvana zu wecken versuchte.
Mein Körper fühlte sich wie mit der Matratze fusioniert und ich schien für immer mit ihr verbunden.
Doch meine Zunge ließ mich einen furchtbaren morgendlichen Geschmack spüren.
Dieser brachte mich dazu mich nun doch zu erheben, oder es zumindest zu versuchen. Ich betätigte die Schlummertaste.
Ich rieb mir den Schlaf und die Krümel der Reste meiner Wimperntusche aus den Augenwinkeln.
Ich sehe mich um und sehe Flaschen. Viele leere Flaschen.
Auf dem Sofa, dem Sessel und dem Boden lagen stöhnende Körper, die vermutlich gerade den Kater ihres Lebens erlebten.
Auf dem Weg zum Badezimmer stolperte ich über Shotgläser und Kondome. Ekel kam über mich und ich war mir nicht sicher ob ich mich vor den Kondomen oder vor mir selber ekelte. Ich war ein Wrack. Ein mehr oder weniger gehendes Wrack welches sich nach einer Dusche sehnte.
Eine Dusche und frische Klamotten schienen mein einziger und zugleich größter Wunsch zu sein.
Ich ließ mir heißes Wasser über den Körper prasseln und genoss den Geruch des Duschgels noch nie so stark wie zuvor.
All das klingt wie ein gewöhnlicher Morgen nach einer Party. Und genau das war es auch.
Mit einem mörderischen Kater im Gepäck machte ich mich auf den Weg nachhause.

BlickwinkelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt