-3 Das gute Grüne und Pflanzliche

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Das Geräusch des Motors verklang in der Ferne. Ich schaute dem schwarzen SUV hinterher, atmete tief ein und aus. In Berlin nahm ich den Abgasgeruch deutlicher war als in meiner Heimat, was mich nachdenklich machte. Dass so ein schickes Auto so viel Abgas produzieren konnte... eine Sache, vor der ich sonst nur allzu gern die Augen verschloss. Und im nächsten Moment meldete sich mein Gewissen wieder:

Sollte ich heute zu der Veranstaltung der Grünen gehen? Trotz der ganzen Dinge, die mein Vater gesagt hatte? Nachdenklich strich ich mir durch das Haar.

Zu meinem Vater zurück wollte ich gerade jedenfalls auch nicht. Und da ich sonst keine Menschseele (bis auf den freundlichen, geheimnisvollen Bayern im SUV) kannte, war das nicht die schlechteste Idee.

Google Maps zeigte mir den schnellsten Weg zu dem Gartencenter bei der Auguste-Viktoria-Straße. Der Spaziergang tat mir auch gut, um den Kopf freizubekommen. Zwar war die Landschaft, die sich mir bot ein Sück weit trostlos: Industriegebiet, neben Wohngebiet, dazwischen mal der ein oder andere Kiosk, ein kleines Café bzw. Restaurant... und dann ging es wieder von vorne los. Dazwischen riesige Straßen, deren Ampelphasen immer zu kurz waren. Aber dann war ich dort. Ich hatte mich im Vorfeld gefragt, woran ich die Info-Veranstaltung erkennen würde, aber ehrlich gesagt, war sie kaum zu übersehen.

Und nein, dass es sich um ein Event der Grünen handelte, war nicht nur durch die Plakate zu erkennen: lauter junge Menschen, zugegebenermaßen auch ein paar ältere mit schicken, hippen Klimaschutz-Shirts. Am Eingangsbereich gab es natürlich auch eine Salatbar.

Habeck stand bereits am Rednerpult. Sichtlich angespannt.

"Sehr geeherte Damen und Herren, liebe Freunde, liebe Freundinnen, wenn es erlaubt ist... so zu reden. Guten Abend." Dann folgte erst einmal eine Pause. Allgemein hielt Habeck immer ein paar Sekunden inne als müsse er ab und an seine Gedanken ordnen. Er wirkte ein bisschen wie ein süßer, zerstreuter Literaturprofessor, der mit den Worten rang. Irgendwie fand ich das ganz knuffig. Gleichzeitig fragte ich mich, ob er mich wohl schon bemerkt hatte.

Er sprach darüber, dass die Zeiten, in denen wir leben, absolut seltsam sind und bezeichnete die Bedingungen in Katar als beispielsweise "menschenrechtlich interessant" oder "merkwürdig" und dass die Leute dort "zu nicht ganz so guten Bedingungen arbeiteten."

(https://www.youtube.com/watch?v=i7pEC73aRWI)

 Ich selbst meinte mich zu erinnern, dass die ärmeren dort 16 Stunden-Schichten machen mussten und es ziemliche Sklavenarbeit war, aber da ich mir nicht ganz so sicher war, hielt ich mich da lieber raus.  Einer der Zuhörer ließ eine weiße Zigarette herumgehen, die einen aromatischen, würzigen aber auch krautigen Duft hatte.

"Willst du auch?", fragte mich einer der Zuhörer, worauf ich kurz zögerte. Es roch so interessant und aus meiner Heimat kannte ich es nicht. Trotzdem zögerte ich.

"Habt ihr nicht auch Weißbier da?"

"Versuch mal. Ist was gutes. Grün und pflanzlich. Du verstehst schon." Er zwinkerte mir zu. Ich verstand nicht, aber nickte mal.

"Damit versteht man Habecks Reden auch immer gleich besser. Geht zumindest mir so."

Hmrm, vielleicht konnte ich ihm dadurch auch noch näher kommen. Ich nahm die Zigarette oder was auch immer das war und zog ein paar mal dran.

"Sachte, sachte", erwiderte der Andere, nahm das "gute Grüne und Pflanzliche" dann aber wieder an sich.

Schwindel stieg in mir auf und es war als wäre ich komplett von Watte umgeben... oder nein... viel eher von einer Wolke. Ich schloss die Augen und lauschte Habecks weiteren Worten. Sein Gestammel und seine Pausen wirkte mit einem Mal irgendwie... richtig melodisch. Ich atmete tief aus. Den Sinn der der ganzen Rede verstand ich nun nicht mehr. Aber gab es überhaupt einen Sinn? Musste es einen Sinn geben? Trotz der vielen Überlegungen fühlte ich mich so frei in meinem Kopf und gleichzeitig so leer. Ich stieß ein Kichern aus, als Robert Habeck von irgendeiner Refinanzierung redete. Allgemein erinnere ich mich ab diesen Teil des Abends nur noch an ein paar Wortfetzen von Habeck, daran, dass ich leider nicht zu ihm konnte, weil er so viele andere Leute begrüßen musste und ich mich auf dem Gelände immer wieder verirrte und daran, dass mir mit einem Mal schwarz vor Augen wurde.

Und als mir schwarz vor Augen wurde, hörte ich noch eine weitere Stimme.

„Das ganze Madl a Depp" - Ein kurzes tiefes Seufzen des Fremden und dann war es als würde ich fliegen. Auch als ich die Augen kurz öffnete, war es noch schwarz und weich um mich herum, auch wenn ich ein paar Lichter ausmachen konnte, die an mir vorbeizogen. Und das in einer unheimlich schnellen Geschwindigkeit. Da war wieder dieser Geruch nach Diesel und kaum hatte ich das realisiert, kamen wir jedoch schon zum Stehen.

"Ann-Katharina, die haben dir Kiffgras gegeben. Trink ein Maß Bier. Dann wirst du zuhause wohlbehalten aufwachen."

Ich reagierte im ersten Moment nicht, sondern kniff nur wieder die Augen zusammen.

"O'zapft is!", rief der Fremde und das war, was ich gebraucht hatte. Natürlich wusste ich auch so gleich was zu tun ist und leerte den ganzen Krug. Nun fühlte ich mich immerhin deutlich betrunkener als bekiffter. Ein angenehmer Zustand.

Und es war tatsächlich genauso wie er gesagt hatte. Ich erwachte zuhause in dem Gästezimmer meines Vater. Auf dem Nachtischschränkchen klebte ein Zettel.
"Dein mächtiger bayrischer Freund gibt Obacht auf dich."

Eindrücke hierzu:

(AN: Wer möchte nicht mit Scheuer in sein gemeines VW-Bat-Hauptquartier? Spätestens jetzt haben wohl alle die Batman-Anspielung aus Batman Begins erkannt, oder? Sorry, es hat mich iwie gereizt :D)

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(AN: Wer möchte nicht mit Scheuer in sein gemeines VW-Bat-Hauptquartier? Spätestens jetzt haben wohl alle die Batman-Anspielung aus Batman Begins erkannt, oder? Sorry, es hat mich iwie gereizt :D)

(Bildquellen:  https://www.pcgames.de/screenshots/1000x562/2009/08/2008_The_Dark_Knight__1_1.

jpghttps://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/andreas-scheuer-115~_v-original.jpg)









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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 21, 2022 ⏰

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