Kapitel 2

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Zuhause angekommen, schleuderten wir unsere Schultaschen in die Ecke. Lizzy grinst frech. "Das wird der beste Geburtstag deines Lebens. Das verspreche ich dir!" Ich war froh, dass sie wieder ganz die Alte war. „Du weißt das ich Geburtstage sowieso mag" Sie nickte „Ja das weiß ich! Aber der achtzehnte Geburtstag ist etwas ganz besonderes" Ich zog meine Augenbrauen hoch und lachte. "Was hast du geplant Miss Flacon?" Dann stürzte ich mich auf sie und kitzelte Lizzy, bis wir beide lachend am grauen Teppichboden lagen. Anschließend kuschelten wir uns auf die beigefarbene Couch und hüllten uns in Decken und Polstern. Wir schauten uns ein einen typischen Mädchenfilm an, wo das unscheinbare Mädchen den heißesten Typen abbekommt. Hin und wieder schweiften meine Gedanken an das Erlebnis nach der Schule. Nach dem Film verschanzten wir uns in meinem Zimmer. Es war ein kleines Zimmer, hatte aber alles was ich zum Leben benötigte. Den Großteil meines Zimmers nahm das Bett ein und ein kleiner Schreibtisch stand in einer Ecke, auf dem alle möglichen Bücher und Zeichenstifte lagen. Wenn es sich neben der Schule ausging, liebte ich es, zu zeichnen. Lizzy steckte sich und ließ sich in mein Bett fallen. „Ich bin für Schlafen" Ich warf ihr einen Polster ins Gesicht und lachte. „Du bist so eine Schlafmütze. Nicht einmal bis Mitternacht kannst du wach bleiben" Sie steckte sich. „Weißt du, diese Schönheit benötigt viel Schlaf!" Ich verdrehte die Augen und ließ mich neben sie fallen. „Also gut. Aber dann machst du morgen Frühstück" Ich zog die Decke bis zum Kinn und wir wünschten uns eine gute Nacht.

Ich bin bald eingeschlafen, aber ich schlief unruhig. Ich träumte, dass ich wieder im Raum stand, wo die 4 Kugeln waren. Doch diesmal war ich nicht allein. Es waren mehrere Menschen um die Kugeln versammelt. Ich sah nur die schwarzen Umrisse. Ich wollte meinen Mund aufmachen und einen Schritt auf die Umrisse machen, um diese zu erkennen. Doch ich war wie gelähmt und im nächsten Moment verschwammen die Gestalten vor meinen Augen und mein Magen drehte sich um. Ich knallte hart auf einen Boden auf. Ich brauchte ein paar Sekunden, bis das schwindelige Gefühlt verschwand und meine Augen sich an das dämmrige Licht gewöhnt hatten. Ich war in einem anderen Raum. Er war leer bis auf das schwarze Sofa in der Mitte. Dahinter standen wieder vier Gestalten. Ich konnte nur ihre Augen erkennen. Blau, Grün, Gold und Braun. Die Personen deuteten auf das Sofa. Langsam stand ich auf. Ich wollte mich nicht auf das Sofa setzen. Ich wehrte mich und blieb trotzig stehen. Auf einmal wurde es windig. Der Wind wurde immer stärker, bis er mich vom Boden hochhob. Ich zappelte und schrie, doch es half nichts. Ich schwebte in der Luft und wurde wortwörtlich auf das Sofa gepresst. Sobald ich das kalte Leder unter meinen Beinen spürte, lagen auch vier Hände auf meinen Schultern. Erschrocken schrie ich auf. Mein Kopf dröhnte, meine Muskeln zuckten und meine Finger krallten sich in die Armlehne. Es fühlte sich schrecklich an. Es war, als würde man gewaltsam durch ein Loch gezwängt werden.

Ich schreckte hoch. Mein Atem ging schnell und unregelmäßig. Ich fuhr mir durch meine schweißnassen Haare und versuchte meine Atemzüge wieder unter Kontrolle zu bekommen und meinen Herzschlag zu beruhigen. Ich lehnte mich gegen die Bettlehne und schloss die Augen. So einen Traum hatte ich noch nie gehabt. Er wirkte so real und doch so unnatürlich. Ich versuchte mich zu erinnern. Doch umso mehr ich es versuchte, desto mehr verschwand aus meiner Erinnerung. Ich blickte zu Liz, die seelenruhig neben mir schlief. Ich entschied mich mein durchgeschwitztes Top zu wechseln und anschließend versuchte ich noch ein paar Stunden zu schlafen. Sobald ich wieder trockenen Kleidung anhatte und mich in meine Decke kuschelte, wurden meine Lieder schwer und schon bald war ich wieder weggedöst.

Am nächsten Morgen kitzelte meine Nase und als ich mühsam meine Augen öffnete strahlten mir eisblaue Augen entgegen. „Musst du deine Haare in mein Gesicht hängen lassen?" „Nein muss ich nicht, aber dann wirst du wenigstens wach" Ich drückte ihr Gesicht zur Seite und richtete mich auf und streckte mich durch. Durch die Vorhänge fielen ein paar Wintersonnenstrahlen, die mein Zimmer in einen sanften Gelbton tauchten. „Hast du wenigstens Frühstück gemacht?" Sie schüttelte den Kopf „Ich wollte, aber als ich in der Küche stand, war deine Mutter schon in ihrem Element und machte Pancakes" Im selben Moment knurrte mein Magen und merkte, dass ich mörderischen Hunger habe. „Gegen ein paar leckere Pancakes mit Ahornsirup hat mein Magen bestimmt nichts" Ich schlüpfte in einen Pulli und wir machten uns auf den Weg in die Küche. Die Küche war neben dem Wohnzimmer, das größte Zimmer der Wohnung. Wir lebten inmitten von Manhattan und unsere Wohnung ist, im Gegensatz zu anderen Wohnungen in Manhattan, sehr geräumig. Oft stelle ich mir die Frage, wie wir uns das leisten können, da die Mietpreise in diesem Stadtteil enorm sind. Als ich meine Mutter gefragt hatte, als wir umgezogen sind, hat sie nur geantwortet, dass mein Vater immer so brav arbeite und die Wohnung günstig für mich liege, da ich zu Fuß zur Schule gehen könne. Als ich weiter fragen wollte, musste meine Mutter zu einem dringenden Termin und seitdem hatte ich nicht mehr gefragt. Meine Mutter beförderte soeben die letzten Pancakes auf einen Teller. Dabei fielen ihre hüftlangen, schwarzen, leicht gelockten Haare in ihr Gesicht. Sie hatte, wie jeden Morgen, ihren schwarzen Seidenmorgenmantel an. Als wir Richtung Tisch gingen, sah sie auf. „Guten Morgen Schätzchen. Gut geschlafen?" Ich zuckte mit den Schultern und blickte in ihr Gesicht. Ich muss immer an Schneewittchen denken, wenn ich meine Mutter ansehe. Von ihrer hellen Haut hoben sich ihre leicht roten Lippen ab, aus denen meistens ihre schönen weißen Zähne strahlte. Ihre Augen waren goldbraun und ein paar Sommersprossen waren auf ihrer Nase. Sie war das Gegenteil von mir. Ich hatte eher getönte goldbraune Haut und meine Haare waren schokobraun mit einzelnen goldenen Strähnen. Lizzy und ich setzten uns auf den gepolsterten orangen Sesseln und schauten über die Stadt. Vom Eichenholzesstisch aus hatte man eine wunderbare Aussicht über Manhattan. Mein Vater arbeitet bei der Bank und wurde vor drei Jahren befördert. Was genau er bei der Bank arbeitete wusste ich selbst nicht, da er kaum zuhause war. Kurz nach seiner Beförderung sind wir dann in diese wunderschöne, moderne Wohnung gezogen. Die Wohnung hatte große Glasfronten, sodass die Räume mit Tageslicht durchflutet waren. Meine Mutter hatte einen guten Farbgeschmack bei Möbeln, sodass sie eine perfekte Kombination zwischen modern und Gemütlichkeit geschaffen hatte. Grundsätzlich sind unsere Möbel weiß, schwarz, beige oder aus Holz gemacht. Damit die Wohnung jedoch auch heimelig wirkt, hat sie einige Farbtupfer in die Wohnung integriert. So sind unsere Esstischstühle orange, jedoch perfekt kombiniert zum dunklen Holzesstisch und das graue Fließen in der Küche. Meine Mutter stellte einen Teller vor mich, auf dem sich ein hoher Pancake-Turm stapelte, welcher fast umkippte. „Happy Birthday, mein Schatz" Sie drückte mir einen Kuss auf den Kopf und fuhr durch mein braunes Haar, ehe sie wieder hinter der Kochinsel verschwand und das Geschirr abspülte. Als ich das ganze Essen erblickte, knurrte mein Magen und ich übergoss die Pancakes mit Ahornsirup und trank eine Tasse Tee dazu. Als mein Teller leer war, lehnte ich mich zufrieden zurück. „Ruby, Lizzy, geht ihr bitte schnell aufs Zimmer? Ich muss schnell die Küche für mich haben" Liz nickte nur und ohne, dass ich etwas erwidern konnte, befand ich mich bereits im Zimmer. Ich setzte mich soeben aufs Bett, als ich ein Flattern hörte. Ich sah zum Fenster und traute meinen Augen nicht. Auf meinem Schreibtisch, neben meinen Zeichenstiften, sitzt ein Falke und sieht mich mit seinen haselnussbraunen Augen an. Langsam setzte ich mich auf. Ich redete mir ein, dass es nur Einbildung wäre. Ich schloss meine Augen und öffnete sie wieder. Der Vogel saß noch immer an der gleichen Stelle. Er machte keine Anstalten weg zu fliegen. Ich fragte mich, ob er verletzt sei. Ich streckte eine Hand aus und er hüpfte immer näher zu mir. Mein Blick wandert zu Lizzy. Sie saß ganz gemütlich auf meinen Wollteppich und sah zum Vogel. Sie wirkte nicht verwirrt oder überrascht. Im Gegenteil. Sie wirkte ruhig und beobachtete den Vogel, als wüsste sie, was der Vogel vorhatte. Ich verstand die Welt nicht mehr. Dann kam mir das gestrige Erlebnis in den Sinn. Ich überlegte, ob der Falke etwas mit dem zu tun haben könnte. Es gibt nur eine Möglichkeit, es herauszufinden. Ich sah zur Sicherheit nochmal zu Liz. Diese sah zufrieden mit sich aus. Sogar sehr glücklich. Sie blickte mich an und nickte mit ihrem Kopf in Richtung Falke. Ich zögerte noch einen Moment, doch schließlich ging ich langsam auf den Falken zu. Als ich näher zu ihm trat sah ich, dass er einen Brief zwischen seinen Fängen hat. Der Falke streckt seine Krallen aus und hielt mir den Brief entgegen. Ich warf noch einen letzten Blick zu Liz. Diese sah mich unverändert an. Mit zitternden Händen nahm ich den Brief. Ich fühlte den verstärkten Briefumschlag zwischen meinen Fingern. Verwundert starrte ich auf meine Adresse und auf meinem Namen. Behutsam öffnete ich den Umschlag und holte das Pergamentpapier heraus. In ordentlich geschriebener Schrift stand da:

Liebe Miss Ruby West
Wir sind stolz, Ihnen zu Ihren 18 Geburtstag zu gratulieren.
Wir wünschen Ihnen nur das Beste.
Aber dieser Brief soll nicht nur dazu dienen, Ihnen Geburtstagswünsche auszurichten. Wir wollen Ihnen etwas Besonderes mitteilen!
Sie sind kein normales Mädchen! Auf dieser Welt gibt es zwei Arten von Menschen. Zum einen gibt es die Modelys. Das sind Menschen, ohne besondere Fähigkeit. Und dann gibt es noch uns. Wir sind die Femoloxe. Wir haben besondere Fähigkeiten. Doch darüber möchten wir mit Ihnen persönlich reden.
Bei uns gibt es verschiedenen Unterarten. Insgesamt sind es vier.

In der letzten Nacht haben wir einen Test an Ihnen durchgeführt. Vielleicht haben Sie es als eine Art Traum wahrgenommen.
Ihre Testergebnisse werden gerade ausgewertet. Wir müssen dringend mit Ihnen reden. Deswegen bitten wir Sie, dass sie morgen, um 14:12 Uhr zum Empire State Building kommen. Dort werden Sie bereits erwartet.
Wenn sie NICHT erscheinen sollten, wird das schwere Folgen für sie haben!
Liebe Grüße

Die Femrix (Die obersten Femoloxe)

Wenn sie Fragen haben, dann wenden Sie sich vorerst an Miss Falcon

Ich starrte auf den Brief und ungläubig las ich ihn jede Zeile ein zweites und ein drittes Mal. Meine Finger zitterten. Verwirrt sah ich zu Lizzy. "Bist du so ein Femolox?" Sie nickte und ich blickte sie an. "Das von gestern, ... hatte mit den Femoloxen zu tun?" Lizzy nickte zögerlich "Ja. Weißt du... ich durfte dir nichts sagen. Die Modelys sollen von uns nichts erfahren. Und vor dem 18 Geburtstag soll man nichts wissen. Es ist schon von Geburt an festgelegt, ob du ein Femolox bist oder nicht. Es war so, dass ich wusste, dass du zu 99% ein Femolox bist. Doch erst mit 18 bildet sich die Fähigkeit aus! Darum haben die Femoloxe heute Nacht bei dir einen Test durchgeführt. Sie haben dein Gehirn durchforstet und dir einige Fragen gestellt, die du im Kopf beantwortet hast. Sie haben deinen Körper durchgecheckt. Weißt du... die Femrix können in der Nacht, an dem ein Femolox die Fähigkeit bekommt, in den Körper eindringen und den Check machen. Du brauchst dir aber keine Sorgen machen. Du hast deswegen keine,...wie soll ich sagen,...Einschränkungen" Ich horchte zu und glaubte es nicht, was ich hörte. "Du erzählst Märchen!" Lizzy sah mich ernst an. "Wenn ich spaßen würde, würde ich lachen! Nein, ich meine es ernst!" "Und warum hast du mir nichts gesagt?" "Wie gesagt, ich durfte nicht! Ich habe einen Schwur abgelegt, der besagt, dass ich niemanden ein Wort davon erzählen darf. Bei uns Femoloxe gibt es genauso ein Gericht und Gesetzte. Und an das müssen wir uns halten. Das wichtigste Gesetz von allen ist, dass wir unsere Fähigkeiten geheim halten, unsere Identität!" Lizzy sah mich an und lächelte leicht. Ich hielt den Brief noch immer fest in der Hand. Mein Blick wanderte vom Falken zu Lizzy und wieder zurück. "Okay, wenn das alles stimmen sollte, was ich bezweifle, dann habe ich eine besondere Fähigkeit?" Liz nickte. "Ja genau." "Und was für eine Fähigkeit habe ich?" Ich sah Lizzy erwartungsvoll an. Doch diese schüttelte den Kopf. "Das kann ich dir nicht sagen, ich habe die Testergebnisse nicht" Ich seufzte enttäuscht. Nachdem ich kurz überlegt hatte, kam zu einem Entschluss. Ich werde morgen um 14:12 Uhr beim Empire State Building sein und herausfinden, ob das stimmt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 22, 2022 ⏰

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