Prolog

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Vor 4 Jahren
„Psst nicht so laut! Nicht das sie wach wird.",hörte ich eine leise Stimme sagen, die ich meiner Tante Olive zuordnen konnte. Leicht öffnete ich meine Augen, sodass ich durch einen kleinen Schlitz sehen konnte wie mehrere Personen sich meinem Bett näherten. Mein Herz pochte laut. Gleich ist es so weit.
Sie werden mich mitten in der Nacht aufwecken, obwohl ich schon wach bin aber das wissen die ja nicht, und ich werde die Kerzen von dem Kuchen ausblasen, den Mama heute heimlich gebacken hatte.

Die Schritte kamen näher und am liebsten würde ich aufspringen, doch ich stellte mich schlafend.
Stille. Sie standen direkt vor meinem Bett.
„Happy Birthday to you.", fingen alle leise an zu singen. Ich tat so als wäre ich ganz müde und würde die Lage nicht verstehen, bis ich mich aufsaß und meine Eltern, meine Schwester und meine Tante Olive mit Onkel Elliot erblickte. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
Kurz ging mein Blick zu meinem Wecker neben mir. 01:21. Wie jedes Jahr. Genau jetzt vor 15 Jahren wurde ich geboren.
Nachdem sie fertig gesungen hatten, nahmen sie mich nacheinander in den Arm. Sie waren alles für mich. Auch wenn wir oft Diskussionen hatten und stritten, sie waren immer für mich da und unterstützten mich bei allen. Naja sagen wir bei fast allen. Es gibt eins zwei Ausnahmen.

„Wir haben dich so lieb, Gracie.",flüsterte mir mein Dad ins Ohr, während meine Augen wässrig wurden und ich ihn fest umarmte.
„Ich euch auch."
Mum trat nun mit einem rührenden Lächeln vor mich und streckte mir den Kuchen mit den 15 Kerzen entgegen.
Der Kuchen war mit einer leichtrosa Cremeschicht bestrichen, die wahrscheinlich nach Erdbeere schmeckte, während am Rand und an Seite der Torte weiße Zuckergussherzen klebten. Mum zauberte jedes Jahr einen neuen Geschmack in den Kuchen.
Ich bewunderte kurz den Schein der Kerzen, dann blies ich sie aus. Eine blieb übrig.
„Jetzt geht dein Wunsch nicht in Erfüllung!", meinte Delilah, meine kleine Schwester, vorwurfsvoll.
„Sagst du! An deinem zwölften Geburtstag letztes Jahr blieben auch zwei übrig. Außerdem wird mein Wunsch sowieso in Erfüllung gehen, weil ich es sozusagen schon habe."
„Das ist ja langweilig."
„Du bist langweilig."
Dad trat zwischen uns. „Mädchen! Hört auf jetzt! Gracie, dein Wunsch wir trotzdem in Erfüllung gehen."
Ich seufzte genervt. Delilah musste immer das letzet Wort haben. Außerdem könnte sie niemals erraten was ich mir gewünscht habe. Es war nämlich der Wunsch, den ich mir jedes Jahr wünsche. Das meine Familie und ich für immer zusammenbleiben. Für immer.
„Essen wir jetzt den Kuchen?",meldete sich Onkel Elliott zu Wort und wir lachten. Meine Tante Olive war die Schwester von Dad. Eigentlich wohnt sie mit ihrem Mann, meinem Onkel, in Oxford. Doch zu meinem Geburtstag kamen sie immer zwei oder drei Tage her. Tante Olive war eine Person, der man alles erzählen kann und die es auch für sich behält. Als ich mit sechs Jahren die Lieblingsschüssel von Mum, an Ostern, kaputt gemacht hatte, tröstete mich meine Tante und sagte zu meiner Mum, dass sie es war.
Oder als ich letztes Jahr meinen ersten Kuss und gleich drauf mein erstes Mal hatte, rief ich Tante Olive an, weil ich so überfordert war. Sie hörte mir schweigend zu bis ich fertig war und erzählte mir danach ihr erstes Mal. Es beruhigte mich zu wissen, dass es jemanden gab der jede Minute für mich da ist. Meinen Eltern könnte ich das niemals erzählen, geschweige denn das ich mich trauen würde.

Wir gingen die Treppen runter und gingen in unser Wohnzimmer. Überall lagen Luftballons auf dem Boden und an der Lampe und den Stühlen waren Luftschlangen aufgehängt. Mum stellte meinen Kuchen auf den kleinen Tisch, wärmend sich alle um mich rum auf die Couch setzten.
„Willst du gleich dein erstes Geschenk aufmachen, Liebling?",fragte Mum. Ich wollte gerade ja sagen als Dad mir zuvorkam.
„Wartet! Wir müssen noch ein Foto machen. Schatz, bitte zünde nochmal die Kerzen an."
Mum nahm die Strichholzschachtel. Ich schaute zu wie meine Kuchen erneut erläutert wurde. Dad stellte nebenbei das Stativ auf, wo er sein Handy reinsteckte.
„So, seit ihr bereit? Der Countdown läuft schon."
Alle stellten sich hin. Schnell saß ich ich bequem hin und lächelte in die Kamera.
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Der Blitz vom Handy tat in den Augen weh, doch ich hielt sie offen.
Kurz drauf ging Mum in die Küche um ein Geschenk zu holen. Es war viereckig und füllte sich weich an.
„Das Geschenk haben ich und Oma Margot ausgesucht für dich.", strahlte sie. Ein kalter Schauer überkam mich als ich einen Pullover der Cambridge University in den Händen hielt. Ich starte das Kleidungsstück fassungslos an. Das war doch jetzt nicht ihr kompletter Ernst?!
„Mum...",began ich doch sie unterbrach mich. Sie wusste genau was ich davon hielt und auch immer noch halten werde. Ich werde auch dieses beschissene College nicht gehen!
„Ich finde diesen Stoff so unglaublich toll und innen ist er so schön weich. Oma Margot hat er auch direkt gefallen. Wenn du dann an die Cambridge gehst, könntest du ihn ja eventuell gleich am ersten Tag tragen. Vielleicht—"
„Hört du dir eigentlich selbst zu Mum!? Nein, anders. Hörst du mir eigentlich zu? Wie oft hab ich schon gesagt das ich nicht auf dieses verfickte College will? Ich hab keine Ahnung denn ich hab auf gehört zu zählen, weil es bei dir nichts bringt! Ich kann doch wohl selber entscheiden was ich in meiner Zukunft lernen möchte, oder nicht? Schön das du und Oma und vielleicht noch die anderen zehn Generationen Psychologie studiert haben, aber das juckt mich nicht verdammt! Wie oft den noch?"
Mit jedem Satz wurde ich lauter. Nein. Ich reagiere nicht über, den bei dem Thema wurde ich fuchsteufelswild. Das war eine große Sache die meine Mum nicht akzeptieren will. Dad versucht sich da rauszuhalten.
„Bist du des Wahnsinns? Du wagst es so mit mir zu reden? Dieses College hat mir meinen Erfolg gegeben Grace!"
„Das kann das Imperial College in London auch! Psychologie interessiert mich einen Scheiß Mum!"
„Und was willst du machen?! Biochemie wird dir keinen Erfolg bringen Kind!"
Die anderen starrten uns fassungslos an.
„Shh beruhig dich Gracie.",sagte meine Dad zu mir. Ich schlug seine Hand weg die meinen Arm beschwichtigend berührte.
„Warum Ich?! Warum nicht Sie?! Sie ist diejenige die sich aufführt wie im Irrenhaus!"
„Wage es nochmal einmal so mit mir uns zu reden!"
„Sonst was?!",schrie ich und sprang auf.
Es passierte.

Mit meinen Knien stoß ich den kleinen Beistelltisch um, wo der Kuchen mit den Kerzen drauf stand. Der Kuchen flog auf den Boden und wie starrten nur hin. Von der einen auf die andere Sekunde fing der Teppich Feuer und lies sich auch nicht Zeit. Es verbreitete sich ruckartig auf die Couch und meine Schwester schrie. Nun waren alle wieder aus ihrer Schockstarre. Auch ich schrie. Und mein Dad lief in die Küche doch als er wieder mit einem Eimer Wasser da war stand schon der ganze Teppich in Feuer gelegt. Auch Mum holte eine Eimer Wasser.
„Olive, Elliott bringt die Kinder raus wir kommen gleich wenn es schlimmer wird.",rief meine Mum über die Flammen.
„Nein ich lass euch da nicht alleine! Wir rufen draußen die Feuerwehr!",schrie Ich frustriert.
„Gracie wir kommen gleich nach versprochen! Lauft raus und ruft die Feuerwehr! Bis gleich.",erwiderte meine Mum, gab mir und Delilah einen Kuss auf die Stirn, als sie in dem Rauch verschwand der vor einer Minute noch nicht da war.
Meine Tante packte mich am Arm und wir liefen raus, riefen draußen die Feuerwehr und warteten.
Nichts passierte in den nächsten zwei Minuten.
Mum und Dad kamen nicht.
Delilah hörte nicht auf zu weinen und zu schreien. Und ich? Ich starrte auf unser Haus das nun in Flammen stand.
Ich sah zu wie die Feuerwehrleute ins Haus liefen.
Doch als sie wieder rauskamen, kam einer von ihnen zu uns und schüttelte den Kopf.
Ich zitterte. Es konnte nicht wahr sein. Ich träumte noch.
Doch es war echt.

Ich fiel auf die Knie.
Mein Wunsch war nicht in Erfüllung gegangen.
Delilah hatte Recht.

A Night To ForgetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt