part I

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Es war alles beschissen.

Ich wusste selbst nicht, wie weit ich noch gehen konnte.

Wer kann es mir verübeln? Meine Seele ist jung. Neugierig. Strebt nach unvermeidlichen Freiheit. An diesen Tag strebte sie verzweifelt sehr. Regelrecht nagte sie daran. Betete um ein Hauch von Veränderung in meinen nichtsnützigen Alltag. So tat ich es. Gestern soff ich mich vorm Herr die Seele voll. Träumte in einer Welt, die mir so plötzlich warm erschien. Ich wurde lockerer, um mich herum drehte es sich. Wilde Farben, deutliche Kontraste wurden intensiver, fast schon magisch. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde das ich es nicht geliebt hätte.

Es war.. ich konnte wieder lachen. Herzlich und die Glückseligkeit wurde Realität.

Beim Festival war ich nicht alleine. Eine Freundin begleitete mich, als auch ihr Freund. Es interessierte mich nicht wer da war, hauptsache jemand war es, damit die Person ein Auge auf mich hielt. Sie kümmerten sich um mich, wie es Mutter und Vater taten. Selbstverständlich. bin ich ihnen dankbar. Zum einen, weil sie mich in dieser fabelhaften Welt einluden. Zum anderen, weil sie mich nicht in der Toilette bis zum Tod verrecken ließen, da ich wahrscheinlich an meiner eigenen Kotze erstickt wäre, wenn sie mich nicht über die Toiletteschüssel des öffentlichen WC's knallhart beugten.

Lange bekam ich nicht viel mit von meiner perfekten Realität. Bruchstücke von Szene, in denen ich nachhause begleitet wurde und die sanfte Wärme, die während des Träumen meine Organe umgab, hingen noch in meiner Erinnerungen fest. Mehr nicht.

Erst zuhause angekommen realisierte ich den ganzen verdammten Scheiß. Das erste was mir in den Sinn kam, nochmal in der Traumwelt zu verschwinden und nie wieder hinauszukommen. Nach meinen Powernap und die tränigen Augen meiner Mutter, welche ich zuerst zu Gesicht bekam, wusste ich was über mich gesieht. Mein Freiheitswillen kostete mir absolut den Kragen.

Ob mein Vater mich geschlagen hatte, als er mich sah? Ich wette meinen versteckten hunderter Schein drauf. Jedenfalls tat es meine Mutter, klar war zu erwarten von einer konservativen, manipulativen Psycho- Tante wie sie

Halbtod lag ich nun in mein Bett. Lauschte meiner dramatischen Mutter kaum zu, da ich langsam versuchte zu verstehen was ich eigentlich tat.

Mein Handy war weg. Ob verloren oder von der Mutter gestohlen, war mir gleich. Eins war mir bewusst. Ich musste zu ihm. Diese Erkenntnis war wie ein harter Schlag ins Gesicht. Stärker als die von meiner Mutter. Leicht panisch, dennoch hart verkartert schmuggelte ich mich zu meinen Tablett hin. Lud mir Instagram runter und schrieb sofort der ersten Person von der ich wusste, ich hatte sie verletzt.

Tae.

Kim Taehyung.

Tae.

Taehyung. Mein Ex. Die Liebe meines Lebens, die ich mit meinen betrunkenen Wörtern verletzt hatte, versuchte ich zu erreichen.

,,Fuck..'', zischte ich panisch über meine mit Kotze beschmierten Lippen. Keiner würde mich jetzt noch küssen wollen. Nicht einmal Tae. Zügig versuchte ich ihn zu erreichen, sendete ihm mengen an Sprachnachrichten, wo ich mich heulend bei ihm entschuldige.

> Tae: Jeongguk , alles ist gut< schrieb er.

Nichts war mehr gut. Garnichts. Meine Taten, meine Sehnsucht nach einer verschönerten Welt, schreckte meine meist geliebte Person fort. Mein Mond in jener Nacht schien nicht mehr. Er schien nicht mehr. Tae's Schmerz konnte man in jeder Audio erlauschen. Sie war kalt. Kein Kichern. Dabei kicherte Tae immer so bezaubernd harmonisch. Wie als würde mein Engel im Paradies endlich zu mir flüstern. Tae, ein Engel. Mein gefallener Engel.

> Tae: Denkst du, es wird jemals so wie es einmal war ?<

Nein.

Am selben Abend plagten mich Albträume. Träume die vom Ungewissen ferngesteuert wurden. Verschiedene Szenarios bildeten sich in meinen verdammten, kranken Kopf. Oftmals ständig das selbe; Tae wie er mich verlässt. Taehyung wie er mich vergisst und letzlich zwei Träume, die das selbe tragische Ende teilte: Der Protagonist Jeon Jeongguk stirbt auf mystische Art.

Am nächsten Morgen blickte meine Familie mich keines Blickes. Insbesondere mein Vater, den ich dafür eine in die Fressse boxen könnte. Sie alle sahen auf mich herab. Es war kein Mitleid, das sie mit mir teilten. Oh nein, sie ließen mich ihre enttäuschte kalte Schulter spüren. Sie bissen mich mit ihren scharfen Wörter. Ein Hauch von Verständnis zeigten sie nicht. Nun, sie taten es sowieso nie. Dafür verurteilte ich sie.

Meine Eltern. Die Teufelchen meiner Hölle und ich ihr eigener Sklave.

Den Tag lang dachte ich an Tae. Gott, er muss mich hassen. Mich in Kummer und Schmerz zu hören hatte ihn sicherlich deutlich traumatisiert. Insgeheim, tat er es oft auch. Unter Drogen gestand er mir einst die Sehnsucht nach meiner Wenigkeit. Würde er nur wissen, wie sehr es mich in brüchige Stücke zerfleischte. Ehrlichkeit verdiente ich nur von einer Person, die unter Chemikalien existierte. Welch ein traumhaftes Ideal der Liebe an das ich mich jahrelang so sehnte. Nichtsdestotrotz passierte es einmal. Ein einziges Mal. Darunter dessen nehme ich ihm das nicht übel. Ich könnte es nicht. Letztlich tue ich das nie. Wie kann ich auch Taehyung Schuldgefühle überreichen, wenn ich es nicht aushalten kann sein bekümmertes weinen, am anderen Ende der Leitung zu erkennen. Nein, eine Seele wie die von meinen Tae würde ich niemals wagen zu verletzen. Lieber sterbe ich Stück für Stück anstatt sein sensibles Herz zu schneiden. Sanfte Fingerspitzen sollten es behüten, streicheln und ihn vor all das Böse in der grausamen Erde beschützen. In meinen Augen is Tae Gottes Gnade. Ein seltenes Genie, verkleidet wie ein Engel und gefallen vom Himmel. Also wie, verdammt nochmal wie könnte ich es wagen ihn jemals zu verletzen?

Noch am selben Abend schlich ich mich vorsichtig wie auch langsam raus. Die kalte Luft des Oktobers kroch in meine Lunge hinein und ließ mich von innen leiden. Sofort verfiel ich in einem unsicheren Gefühl. Das Omen war zwar nicht perfekt aber jetzt stand ich bereits in den Straßen von Seoul. Richtung Tae. Ich muss jetzt zu ihm.

,,Verzeihst du mir?'', seine dunklen Augen funkelten meine stumm an. Das funkeln jedoch ähnelte keinem Feuerwerk. Natürlich. Sie sahen tot aus. Leblos, jedoch zuckte das Funkeln nach ein Hauch von Leben. Nach uns. Nach ein kleines Zeichen, das sagte wir würden noch immer funktionieren.

Sanfte Griffe hielten beide Hände des Älteren, welche ihn näher zu mir zogen, doch noch immer war er eine halbe Armlänge von mir entfernt. Tae bestand auf keine Umarmung. ,,Jeongguk..'', ,,Ja?'', fragte ich sofort eifrig auf. Fiel ihm quasi ins darauffolgende Wort. Als Antwort folgte ein bemitleidendes Seufzen.

Oh.

Schuldiger Ausdruck in seinen Augen. Zittrige Lippen, die überlegen, ob sie es wirklich ansprechen sollten. Hängender Kopf zu Boden. Wir wissen was es bedeutet.

Bevor der Braunschopf seine erste Silbe formte, stoppte ich ihn. Ein starkes Kopfschütteln und zusammengepressten blutrote Lippen. Fuck, meine schwarzen Augen tränten bereits. Nein, nein, nein. ,,Jeongguk...warum weinst du?'', endlich ließ Tae eine Umarmung zu, um mich zu beruhigen. Mir war bewusst, das er erkannte, wie meine Armhaare steif standen und meine Beine hektisch zitterten. Sanft strich seine feine Hand über mein Rücken. Mein Ex, wusste das er es nicht mehr sagen musste. Ich liebte ihn. Er mich vielleicht auch aber.. wir schaffen es nicht mehr. Er und ich wurden getroffen von einen giftigen Pfeil, der durch unsere Herzen schweifte. Insgeheim fühlte ich mich in den Moment benutzt vom Anschein geglaubt zu haben Taehyung würde irgendwie noch für uns kämpfen, doch er schnitt den roten Faden um unseren Ringfinger ab.

Die Liebe existierte, aber sein Funkeln in den Augen fand nicht die Hoffnung nach die er sich sehnte.

TAE | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt