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So verging noch ein weiterer Tag, an dem ich morgens Tanzunterricht und eine Kleideranprobe hatte, dafür jedoch den Nachmittag frei hatte.

«Was willst du heute Nachmittag machen?», tauchte Minna neben mir auf und ich sah überrascht zu ihr auf.
Ich hatte sie gar nicht kommen gehört.

«Hm. Ich hole meine Freundin vom Flughafen ab, vielleicht fährt mich Kyran oder ich komme irgendwie anders da hin.»

Neben mir kicherte die Fee, «Du wünschst dir, dass Kyran Zeit hat und das ist verständlich», sie zwinkerte mir zu.
Ergeben seufzte ich aus. War es denn so deutlich?

«Ich rufe mal James an, der macht sich sicher schon Sorgen», Minna nickte und verschwand netterweise aus dem Zimmer, um mir meine Privatsphäre zu lassen.

Flink wählte ich die Nummer den grünhaarigen Formwandlers. Als was er sich wohl gerade so rumtrieb?
Während ich auf sein Abheben wartete, berührte ich den Rubin um meinen Hals, die bekannte Vibration ging durch ihn und er leuchtete kurz auf.

«Oh hi, Andrea. Ok sei mir bitte nicht böse, aber geh mal zu deinem Schrank und hol deine Tasche raus», er klang anders, dumpfer.

Neugierig trat ich zu meinem Schrank, öffnete meine darinliegende Tasche und stutzte.

«James? Bist du das? Was machst du als Katze in meiner Tasche?», er sprang heraus.

«Tja, damit ist die Katze aus dem Sack», badum tz.

«Ich bin mit dir mitgekommen, schliesslich konnte ich dich schlecht mit dem Typ alleine lassen.»

«Sehr nett, sehr nett. Dann kannst du gleich mit mir mitkommen in die Stadt und Zora abholen», gequält sah er mich an.

«Sogar hier spiele ich den Chauffeur? Also gut, aber nur weil ich weiss, dass du dir die Haare machen lassen willst. Für was für eine Farbe hat sich das Fräulein denn entschieden?»

«Ist es zu riskant, wenn ich mir das Schwarz auswaschen lasse und wieder blond rumlaufe?», er sah mich überlegend an.

«Wahrscheinlich nicht, wenn deine Tante doch drüben ist. Warum sollte sie hier herkommen?», ich zuckte mit den Schultern. Das wusste ich auch nicht, doch eine gewisse Angst hegte ich dennoch.

«Komm jetzt, wir gehen in die Stadt und lassen dir die Haarfarbe wieder rauswaschen. Wenn sie dich erkennt, dann halt. Sie kann eh nichts mehr machen, du bist stärker als sie», da hatte er immerhin Recht.

«Das ganze Bodentraining war nicht umsonst. So gut wie du kann sich keiner in menschlicher Form verteidigen», ich schüttelte meinen Kopf.

«Ist gut, ist gut. Jetzt gehen wir schon. Mach dich doch mal so klein wie ein Pixie», seufzend verdrehe er die Augen und machte sich klein, sodass ich ihn in meine Tasche stopfen konnte.

Um in der Stadt einigermassen normal auszusehen zog ich mir statt eines Kleides eine Jeans und ein T-Shirt an, bevor ich in meine Turnschuhe schlüpfte und runter in den Eingangsbereich ging.
Auf meinem Weg traf ich niemanden an, als ich raus ging, beachteten die Wachen mich nicht und draussen im Hof fand ich relativ schnell den Parkplatz. Nur wenige Autos standen herum und so suchte ich nicht lange, da hatte ich Kyrans Auto ausgemacht.
Jetzt zu den Autoschlüsseln.
Zielstrebig stapfte ich wieder ins Schloss und erntete verwirrte Blicke der Wachen, doch das kümmerte mich wenig. Ich suchte nach einem Schlüsselbrett und als ich tatsächlich eines fand, stach mir der Schlüssel mit einem Silberring ins Auge. Es war nicht einer dieser silbernen Ringe, an die man Sachen fädeln konnte, sondern ein richtiger Ring.
Ein Fingerring um genau zu sein.

Vorsichtig nahm ich den Schlüssel in die Hand und sah mir das Logo an, es war dasselbe wie auf dem Auto, dementsprechend musste es sein Autoschlüssel sein. Aber warum hatte er einen Ring an seinem Autoschlüssel?
Ich beschloss den Ring vorsichtig abzunehmen, damit ich ihn nicht aus Versehen verlor und hängte den Silberring zurück an den Hacken, jedoch ohne den Autoschlüssel. Auf ein kleines Post-it, das in der Nähe lag, schrieb ich noch eine kurze Nachricht an Kyran und klebte das Post-it anschliessend an das Schlüsselbrett.

Dein Schlüssel ist bei mir
Keine Sorge, ich fahr schon keine Schrammen rein
Andrea <3

Mit dem Schlüssel in der Hand verliess ich das Schloss ein weiteres Mal und verabschiedete mich diesmal von den Wachen.
Freudig öffnete ich das Gefährt und setzte mich hinters Steuer. Den Motor lies ich aufbrummen und dann ging es los. Ich liess das Schloss hinter mir und fuhr die hochgelegene Strasse entlang, zu meiner rechten das weite Land und die Wälder, zu meiner linken der Berg, auf dem dieses Schloss teilweise stand. Schliesslich konnte das Schloss nicht den gesamten Berg einnehmen, dass wäre zu gross.

«Weisst du überhaupt, wo du lang musst?», fragte auf dem Beifahrersitz James, der zu seiner eigenen Sicherheit seine gewohnte Ursprungsform angenommen und sich angeschnallt hatte.

«Nein, aber ich bin mir sicher, dass du den Navi betätigen kannst», lächelte ich ihn kurz an, ehe ich mich wieder auf die Strasse konzentrierte.

«Den Navi, so wie der Navi? Es heisst das Navi, weil es das Navigationsgerät ist», korrigierte mich James besserwisserisch und ich konnte nur die Augen verdrehen.

«Ja, ja. Jetzt mach schon», drängte ich ihn und er gehorchte.

❥︎ ❥︎ ❥︎

Zufrieden parkte ich und zog die Handbremse an. Wir hatten es geschafft. Ohne Kratzer und ohne Dellen.
James neben mir atmete erleichtert aus, er hatte wirklich kein Vertrauen in meine Fähigkeiten.

«Danke, dass du an mich glaubst», gab ich sarkastisch von mir und stieg aus, natürlich nicht ohne den Schlüssel mitzunehmen.
Wie sollte ich sonst das Auto abschliessen?

«Ja natürlich glaube ich an dich, aber–», fing er an sich zu erklären, stoppte dann aber und packte meine Hand, um mich mit sich mitzuziehen.

«Friseursalon!», schrie er und stürmte fast in den Laden, «Hi, meine Freundin hier hat ihre Haare gefärbt und würde sie gerne ausgewaschen bekommen», die Friseurinnen sahen ihn schweigend an.
Genau wie die Kundschaft.
Alle starrten ihn an.
Und mich.

Das merkte nun auch der Grünhaarige, denn er räusperte sich verlegen, «Was ich sagen wollte, war: Wir hätten gern einen Termin, wann ist der nächst mögliche?»

Ich widerstand dem starken Drang meine Hand auf meine Stirn zu klatschen.

Reagan -Little Ruler-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt