Entführt - der Start einer Liebesgeschichte?

Aufgeregt sehe ich zu der Bar mir gegenüber und wie automatisch werde ich von einer Woge der Nervosität heimgesucht. Warum um Himmelswillen bin ich so aufgeregt? Es ist ja nicht so, als wäre dies mein allererstes Date, schon gar nicht das erste mit diesem Mann. Jedoch muss ich mir eingestehen, dass ganz egal, wie oft ich mich bereits mit ihm getroffen habe, er mich immer noch nervös macht. Noch nie im Leben bin ich so einen Mann begegnet, der mich mit seiner bloßen Anwesenheit verunsichert. Sowohl sein Auftreten, als auch seine dunkle Aura, zwingen mich fast schon dazu, mich in seiner Gegenwart kleinzumachen. Wie so oft in den letzten Wochen rede ich mir Mut zu und versuche die Stimme in meinen Kopf zu ignorieren, die mir einreden wollen, dass so ein Typ Mann etwas Besseres kriegen kann als mich.

,,Augen zu und durch'', flüstere ich, hole tief Luft und gehe auf die Bar zu. Nervös begebe ich mich hinein und sehe mich suchend um. Sobald ich den Mann, mit dem ich verabredet bin entdecke, gehe ich unsicher auf ihn zu.

,,Tahani'', begrüßt er mich, als ich vor ihm stehen bleibe. Mit einer eleganten Bewegung erhebt er sich, kommt auf mich zu und drückt mir einen Kuss auf die Wange.

,,Hi'', hauche ich immer noch aufgeregt. Der Mann, mit dem ich bereits seit einer Woche ausgehe, deutet mir mich hinzusetzen, und nimmt anschließend nach mir platzt.

,,Du wirkst nervös, wieso?'', fragt er wie immer direkt. Ich seufze. Die Direktheit dieses Mannes bringt mich viel zu oft in Verlegenheit.

,,Du machst mich nervös'', antworte ich wie immer ehrlich. Er lächelt leicht.

,,Inwiefern mache ich dich nervös?'', fragt er und kommt mir viel zu nah. Ich senke schüchtern den Kopf. Das ich mich zu diesem Mann hingezogen fühle, weiß nicht nur ich, sondern auch er. Manchmal habe ich das Gefühl, als würde er diese Tatsache bewusst nutzen, um mich in Verlegenheit zu bringen.

,,Tahani'', kommt es rau aus seinem Mund. Mit einem süffisanten Grinsen, greift er nach einer meiner roten Haarsträhne und beginnt damit zu spielen.

,,Hmm'', wispere ich.

,,Inwiefern mache ich dich nervös?'', möchte er erneut wissen. Überfordert sehe ich in seinen Augen, die mich regelrecht verschlingen und senke sofort wieder den Kopf. Ohne darüber nachzudenken, strecke ich mein Arm aus, greife nach seinem Getränk und kippe es hinunter. Die transparente Flüssigkeit brennt sich in meiner Kehle und bringt mich dazu, angewidert das Gesicht zu verziehen. Er lacht leise auf.

,,So nervös?'', fragt er. Ich nicke.

,,Du bist bezaubernd'', sagt er leise und winkt den Kellner zu uns. Dieses Kompliment bringt meine Wangen zum Glühen. Verflucht! Wieso kann ich seiner Anwesenheit nicht die Fassung bewahren? Ich würde ja behaupten, dass es an der Anziehung liegt, die ich ihn gegenüber empfinde, aber ich weiß auch, dass meine Nervosität davon kommt, dass er niemals preisgibt, was er eigentlich von mir will. Ist er tatsächlich an mir interessiert? Bin ich nur eine schnelle Nummer für ihn? Und wenn ja, warum hat er mich nach 7 Treffen immer noch nicht geküsst? Bei diesen Gedanken sehe ich auf seinen Lippen und schlucke. Wieso macht er keine Anstalt, mir näherzukommen?

,,Tahani?'', holt er mich auf meinen Gedanken. Ich schüttle den Kopf und sehe zu ihm.

,,Ja?'', frage ich. Er schenkt mir ein Lächeln.

,,Was möchtest du trinken?'', fragt er.

,,Campari'', teile ich dem Kellner mit. Dieser nickt und verschwindet wieder. Der Mann meiner Begierde dreht mein Kopf zu sich und sieht mich intensiv an.

,,Wo waren wir? Aja, ich mache dich nervös'', sagt er mit einem arroganten Lächeln. Ich seufze.

,,Reden wir lieber darüber, was du von mir willst!'', sage ich, so selbstbewusst, wie ich nur kann. Er hebt eine Augenbraue und seine grünen Augen funkeln noch intensiver.

,,Remy'', spreche ich seinen Namen wie immer aufgeregt aus. Sein Lächeln wird breiter.

,,Ja, Tahani?'', flüstert er. Sein warmer Atem an meinem Ohr bringt mich dazu, leicht zu erschaudern.

,,Seit einer Woche rufst du mich an und möchtest mich täglich sehen. Was willst du von mir, Remy?'', frage ich direkt. Ich brauche Klarheit! Die Anziehung zu diesem Mann ist zu stark und bevor ich anfange, Gefühle für ihn zu hegen, sollten wir lieber Klartext reden.

,,Ich will dich, Tahani'', sagt er ernst. Ich schlucke und starre ihn für mehre Sekunden einfach nur an.

,,Ich dich auch'', kommt es erstickt aus meinem Mund und ich schäme mich für die Lust, welche meine Stimme aufweist. Remy flucht leise vor sich hin und steht plötzlich auf. Ohne weiteres geht auf die Bar zu. Verwirrt sehe ich ihn hinterher und beobachte ihn dabei, wie er dem Kellner einige Scheine hinhält. Genauso schnell wie er verschwunden ist, kehrt er wieder zurück.

,,Wir gehen'', sagt er, greift nach meiner Hand und zieht mich aus der Bar.