7 Minutes in Heaven

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Hoseok wollte nicht hier sein, inmitten der vielen lachenden, glücklichen Menschen, umringt von lauter Musik, tanzenden Lichtern und dem beißenden Geruch von Alkohol und Rauch, der sich in den Klamotten festsetzt. Unter anderen Umständen hätte ihm die Hausparty vermutlich gefallen, er hätte sich unter die Tanzenden gestürzt und sich mit ihnen im Takt der Bässe bewegt, doch jetzt, da sich sein Innerstes anfühlte als wäre es entzwei gerissen, konnte er es einfach nicht genießen.

Das Glas in seiner Hand war leer und nicht einmal der Alkohol schien ihm die Schmerzen erträglicher zu machen, die ihn seit vergangener Woche plagten. Die Gefühle, die er in sich getragen hatte waren verwirrt und verärgert über das Geschehene und keiner von seinen Freunden schien ihm so wirklich zuzuhören, wenn er begann davon zu erzählen, wie er sich fühlte. Für sie war es nur eine weitere von vielen Beziehungen, die in ihrem Umfeld zu Bruch gegangen war, aber für Hoseok war es viel mehr.

Er hatte sie wirklich geliebt, hatte sein ganzes Privatleben um diese Beziehung aufgebaut und dass dies nun das Ende sein sollte, hatte er noch immer nicht ganz verarbeitet. Schmerzlich musste er feststellen, dass seine Gedanken erneut zu ihr wanderten, zu ihrem offenen und freundlichen Lächeln, zu den nach Sommerblumen duftenden Haaren und der weichen Haut. Nie wieder würde er ihre leichte Berührung auf seiner Haut spüren, wenn sie an ihn heran getreten war um ihm einen Kuss auf die Wange zu hauchen.

Hoseok spürte, wie seine Augen wässrig wurden und schnell machte er sich kopfschüttelnd auf zur Hausbar, um sein Glas mit irgendeiner lebervernichtenden Mische zu füllen. Er drängte sich durch die schwitzenden Menschen hindurch, die benebelt von der lauten Musik aneinander gedrückt ihre verschwitzten Körper in knapper Kleidung im Takt wogen und alles um sie herum zu vergessen schienen. Er kniff die Augen zusammen, um von den stroboskobartigen Lichtern nicht geblendet zu werden und zwängte sich zwischen zwei lautstark singenden jungen Frauen hindurch.

An der offenen Bar war nicht weniger viel los und die Luft stand im Raum wie dicker Nebel, was sicherlich auch an dem Trockeneis am DJ Pult lag. Der Student füllte sein Glas, nahm direkt einen großen Schluck und verzog das Gesicht bei dem beißenden Geschmack des puren Alkohols. Hoffentlich war es wenigstens wirkungsvoll. Er zwängte sich vorbei an einer Gruppe grell gekleideter Frauen, hin in einen der angrenzenden Räume, in dem die Musik nicht mehr ganz so laut zu hören war.

Hoseok kannte das Haus nicht, in dem er sich befand, es gehörte einem der Studenten und so wanderte er nur auf gut Glück durch einen der angrenzenden Flure. Die Luft war zwar noch immer stickig aber je weiter er sich von der Tanzfläche entfernte, desto leichter fiel ihm das Atmen wieder. Vielleicht sollte er sich einfach auf die Suche nach einen Balkon oder einer anderen Tür nach draußen machen, um die kühle Nachtluft auf seinem Gesicht zu spüren.

Er durchquerte ein weiteres Wohnzimmer, in dem ein erschreckend leicht gekleidetes Pärchen eng umschlungen auf der Couch lag, offensichtlich nicht mehr im Bewusstsein, wo sie sich befanden. Den Blick abwendend betrat er den nächsten Raum, in dem laut durcheinander redende Stimmen ihn begrüßten. Lachen und Kichern füllte die stickige Luft und beim Eintreten konnte Hoseok den Grund dafür ausmachen.

Eine Gruppe aus vielleicht zwanzig Männern und Frauen saß im halbdunklen auf dem Boden um eine leere Flasche herum und schienen sich allesamt prächtig zu amüsieren. Kopfschüttelnd blieb Hoseok an den Türrahmen gelehnt stehen, strich sich die dunklen Locken aus der Stirn, auf der sich dank der hohen Luftfeuchtigkeit auch ohne Tanzeinlage Schweißperlen gesammelt hatten. Er beobachtete, wie ein dunkelhaariges Mädchen aus seinem Semester, das er vom Sehen kannte, die Flasche drehte und anschließend mit der ausgewählten Person in einen bodentiefen, in die Wand eingelassenen Schrank stieg.

Er musste kurz schmunzeln, denn dieses Spiel hatte er bereits in der High-School kennen gelernt und wunderte sich darüber, wie die grölenden Studenten noch immer so viel Spaß an diesen Partyspielen haben konnten. War man nicht irgendwann mal raus aus dem Alter in dem man es lustig fand zwei Menschen zusammen in einen dunklen Raum zu stecken und zu sehen was passiert? Oder lag es einfach am übermäßigen Alkoholkonsum, der die über 20-jährigen dazu brachte, ihre frühe Jugend noch einmal zu durchleben.

7 𝘔𝘪𝘯𝘶𝘵𝘦𝘴 𝘪𝘯 𝘏𝘦𝘢𝘷𝘦𝘯 ○○○ 𝘴𝘰𝘱𝘦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt