15. Ungewohnte Nähe

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Yuu Pov

Als ich die Haustür aufschließe, spüre ich nochmal ein sehr komisches Gefühl. Ich wusste zwar, dass es unangenehm werden könnte, aber... Naja, jetzt ist es auch egal. Papa sollte heute auch erst später kommen, was mich wirklich erleichtert, denn ich wüsste jetzt nicht, wie ich ihm das Alles hier erklären soll. Reki sieht sich gespannt die Bilder im Flur an, während ich mir noch die Schuhe ausziehe und ihn letztendlich in mein Zimmer geleite. Diese ganze Situation ist wirklich unangenehm...

,,Setz dich ruhig, ich gehe schnell das Verbandszeug holen." Gebe ich ihm bescheid und bekomme ein Nicken als Antwort. Als ich zurückkomme, setze ich mich neben ihn und schaue mir seine Verletzungen an, welche sich zum größten Teil in seinem Gesicht befinden. Danach nehme ich das Desinfektionsmittel in die Hand und kann förmlich spüren, wie Reki sein Gesicht verzieht. ,, Muss das sein?" Fragt er mich gequält, was mich zum lachen bringt. ,, Ja leider, da musst du jetzt durch." Gebe ich ihm als Antwort und fange an, die Wunden zu behandeln. Ich verstehe immer noch nicht so ganz, wie das Alles passieren konnte. Warum hat er sich nicht gewehrt? Oder hat er das, aber es waren zu viele für ihn allein? Ich will gar nicht daran denken was passiert wäre, hätte ich nichts gehört. Ist das eigentlich meine Schuld?

 Hätte er mir damals nicht geholfen, würde ich genauso aussehen. Bevor ich weiter in meiner Welt versinke, werden meine Gedanken von einem ,,Auaaa, das brennt!" , unterbrochen. Wieder muss ich kichern. ,, Schrei doch nicht so, du verhältst dich wie ein kleines Kind! " , Tadel ich ihn gespielt und fahre in meinem Tun fort. ,, Das sagst du so einfach, wenn du wüsstest..." Beschwert er sich und kneift vor Schmerz ein Auge zu. ,, Das Schlimmste hast du jetzt sowieso geschafft, nur noch ein paar Pflaster und deine Behandlung ist vollendet. ", Informiere ich ihn und sein Gesichtsausdruck lockert sich. Er schaut mich erleichtert an, während ich die Verpackung öffne und als ich das Erste aufkleben möchte, stockt meine Bewegung. Er ist so nah ... Was ist das hier? Hör doch auf mich so anzuschauen! Schnell fasse ich mich wieder und klebe das Pflaster mit aller Wucht auf seiner Verletzung fest.

Direkt greife ich nach dem Nächsten und versuche mich nicht wieder ablenken zu lassen. Ich will überhaupt nicht wissen,was das gerade war. Es reicht zu spüren, dass mir jetzt extrem warm ist. ,, So, fertig! Hier, guck mal was ich geleistet habe. "  Verkünde ich stolz und halte ihm einen Spiegel hin. Reki betrachtet sein Spiegelbild und fängt an zu lachen. ,, Eine Schönheit ist das jetzt nicht, aber auf jeden Fall besser als vorher. Wobei ich mir nicht so sicher bin, ob alle Pflaster ordentlich auf den Wunden kleben... Trotzdem.. Danke nochmal."  Er gibt mir den Spiegel zurück und ich räume alles zusammen. ,, Kein Thema. Wie gesagt, war ich dir noch schuldig."

In dem Moment als ich die Sachen wegstellen will, wird die Haustür aufgeschossen und mein Vater kündigt sich mit einem ,, Bin wieder da !" , an. ,, Das kann doch nicht wahr sein!" Schreie ich leise in mich hinein. Plötzlich höre ich Schritte auf der Treppe und alle Alarmglocken in meinem Kopf melden sich. Was nun? Ich habe nicht viel Zeit! Wie soll ich meinem Vater nur Reki in meinem Zimmer nach unserem letzten Gespräch erklären? Alles wird rauskommen. Zwischen uns läuft zwar nichts, aber das weiß er ja nicht. Das kann ich nicht riskieren. Mit einer schnellen Bewegung greife ich Reki am Kragen und schubse ihn in meinen Kleiderschrank. Zusätzlich werfe ich ihm den Verbandskasten hinterher.

,, Kein Mucks !" Flüstere ich ihm hektisch zu und schließe die Schranktür. Ich kann mir gut vorstellen, dass Reki gerade nichts versteht, aber ich werde es ihm noch erklären. Im gleichen Augenblick betritt mein Vater den Raum. ,, H-Hallo Papa, schon zu Hause?" Frage ich ihn etwas verschwitzt, während ich mich mit "vollem Selbstvertrauen" an den Schrank lehne. ,, Ja, heute gab es erstaunlicherweise weniger zu tun als sonst... Alles in Ordnung? Du siehst so aus, als hättest du einen Marathon hinter dir." Etwas besorgt kommt er näher. ,, Jaaa alles super- was soll ich denn heute kochen?" Wechsel ich schnell das Thema . ,, Ach, such du dir heute mal was aus. Wie läuft's eigentlich sonst so in der Schule?" Hakt er etwas nach. ,, Eigentlich ziemlich gut, nur der Unterricht ist halt etwas langweilig.." Antworte ich ihm und nach einer kurzen Stille verlässt er das Zimmer. Um ehrlich zu sein, sind unsere Gespräche schon besser verlaufen, aber ich kann ja auch beim  Essen noch mit ihm sprechen.

Als die Luft rein ist, öffne ich den Schrank wieder und sehe, dass sich Reki in einer sehr ungesunden Position darin befindet. Auf ihm liegen Kleider und der Kasten. Verwirrt schaut er mich an und mit einem Grinsen im Gesicht stelle ich fest, dass ich ihm einiges erklären muss.

Grey or GayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt