Princeps Albert

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Jetzt ist der Blonde Kerl ja schon wieder da, steht vorne im Verkaufsraum und sieht sich suchend nach irgendwas um. Ich kann mir schon denken nach was er diesmal sucht, letztes mal hat er ja irgendwas von einem Brustwarzenpiercing gefaselt. Aber mal ganz im ernst, der Mensch ist meine derzeit beste Kundschaft aber auch meine anstrengendste.
Jedes mal, meist ein oder zwei Mal die Woche, kommt er rein, sucht sich was neues Metallenes aus und besteht darauf das ich ihm das Teil dann durch seinen Körper jage. Und dabei wird man es nicht glauben, der Kerl sieht so taff aus mit seiner Lederjacke, dem Undercut und den ganzen Piercings mittlerweile, die Zigarette zwischen seinen Lippen macht den Anblick dabei nur noch verwegener, aber der heult echt jedes mal wenn ich ihm dann ein neues Schmuckstück verpasse, egal ob ich ihm dabei etwas Eis Spray drauf sprühe, seine Hand halte oder sonst was, sogar einen Kumpel hatte er mal dabei, da war's dann allerdings noch schlimmer weil er sich die Tränen vor seinem Freund verkneifen wollte und erst als ich den Typen dann nach draußen befördert habe, war es möglich ihm das Teil durchs Ohr zu jagen.
Soll mal einer die heutigen Männer verstehen, ja klar, ich selbst bin schließlich auch einer, aber teilweise kann ich ja noch nicht mal meine eigenen Gedanken verstehen, aber egal ich schweife mit meinen Gedanken schon wieder völlig in die falsche Richtung.

Mein Arbeitskollege, Neito Monoma, steht schon an der Kassa und zählt die letzten Bestellungen und Umsatzsteuerrechnungen zusammen, sein Blick ist, ebenfalls wie mein eigener, direkt zur Tür gehuscht als der Blonde groß gewachsene Mann durch die Tür tritt.
Die Klingel darüber ertönt, muss eigentlich gar nicht hinsehen, da wir beide davor schon wussten wer nun wieder vorbei kommt. Schließlich ist es immer um die selbe Zeit, abends wenn kaum noch Kundschaft da ist, stapfte der Kerl jedes mal hinein, fragte dabei nach ob spontan zeit für ihn wäre und jedes Mal bejahen wir seine Frage, schließlich zählt für uns auch jeder einzelne Euro in der Tasche.
Zwar bin ich Geschäftsführer und Neito mein Angestellter, aber da wir wirklich gute Freunde, wenn nicht sogar beste Freunde sind und wir uns auch schon seit klein auf kennen, bekommt mein Freund einen viel höheren Gehalt, er macht ja schließlich auch die halbe Arbeit, da ist das nur fair.

„Izu, hast du Zeit für unseren Stammkunden?", brüllt mir Neito wenige Minuten nach eintreten von Kats nach hinten, dabei hätte er gar nicht fragen müssen, da er ja so oder so weiß das ich momentan nichts zu tun hab.
Oder will er vielleicht wissen ob ich überhaupt Lust habe auf die ganze Sache? Lust, jemandem eine Nadel in den Körper zu jagen? Was für eine Frage, immer doch! Und für das Geld was der Typ bezahlt? Erst recht, das Trinkgeld von dem Kerl ist nämlich wirklich nicht übel. Stockt unser Budget auf und es ist wieder genug Knete für neue geplante Anschaffungen drinnen, schließlich wollen Neito und ich diesen Laden irgendwann mal in naher Zukunft vergrößern und ausbauen, vielleicht sogar mal zu einem der bekanntesten der Stadt machen, aber das hat noch Zeit.

„Hey Katz, mal wieder da? Setzt dich schon mal auf den Stuhl nach hinten in das Zimmer, du weißt ja wie es abläuft."
Neito bringt mir noch schnell das ausgewählte Objekt Katsuki's Begierde vorbei, drückte mir dabei noch eine Dose Cola in die Hand und verschwindet wieder in die Verkaufsräume, so hab ich hier meine Ruhe und kann konzentriert arbeiten. Auch wenn es nur ein einzelnes Piercing ist und ich solche schon tausend Mal gestochen habe, ist Konzentration wichtig, ganz besonders bei Katsuki, der bei seiner Anspannung oft ein intensives Zucken entwickelt obwohl ich ihn noch nicht mal anfasse.
Schmunzelnd trinke ich einen schluck von meiner gekühlten Erfrischung, stelle die Dose auf einen kleinen Tisch in der nähe, zu meinen Instrumenten darf ich sie nicht stellen, das wäre hygienisch ein no go.
„Wie ich sehe heute mal Brustwarze? Bist du dir sicher? Tut verdammt weh, weißt du?", necke ich ihn ein wenig, streife mir dabei zwei Einweg Handschuhe über, natürlich nachdem ich meine Hände gewaschen und desinfiziert habe.
Platz nehme ich auf dem kleinen Stuhl mit Rollen, ohne Lehne daran war der echt fein, und rolle zu meinem, für heute letzten, Kunden hinüber.
„Willst du die möglichen Nebenwirkungen ecetera nochmal hören oder können wir die weg lassen? Ich würde das ganze gerne schnell hinter uns bringen, hab heute Abend noch was vor."
Überrascht sieht er mich an, stellt aber keine Fragen was denn meine genauen Pläne für heute sind, Katsuki ist generell nicht der gesprächige Typ Mensch, aber wenn ihn irgendjemand aufregt oder ihm etwas nicht passt, kommt er schon aus sich heraus.
Neito hätte ihn mal maulen hören sollen, als ihm hier im Laden mal eine Kundschaft zu nahe gerückt ist, das war wirklich der Knaller, schon fast Filmreif und genau zu der Zeit war mein Kollege hinten im Lager neue Ware holen. Es hat ihn dann auch echt getroffen das er nicht dabei war.

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