Der Westpark Friedhof

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Tief in der Nacht auf dem Westpark Friedhof, ertönte das Geräusch einer Glocke.Es war ein grelles Läuten, das in den Ohren schmerzte und die Ruhe der Nacht unsanft unterbrach.
Ein Schatten schwebte durch die Reihen der Grabsteine und blieb vor einer Inschrift stehen.
Der Stein war verwittert, überwuchert mit Efeuranken ... lange hat niemand mehr dieses Grab aufgesucht. Eine Hand so weiß wie Kalk erschien aus dem Nichts und strich über die Gravur.Zärtlich fuhr ein langer dünner Finger jeden einzelnen Buchstaben nach: »Rosalie«
Aus dem Schatten formte sich ein Mann. Groß, gutaussehend und mit einem süfisanten Lächeln auf den blutroten Lippen.»Hab ich dich«, raunte er und kratzte mit seinen Krallen über den Marmor. »Ich weiß, dass du mich hörst«, raunte er, beugte sich hinab und legte seine Hand auf die feuchte Erde.Die Erde schwieg, schlief, wie die Toten, die sie beherbergte. Und doch ... und doch - eine sanfte Erschütterung drang aus der Tiefe, schnellte durch seine Hand, seinen Arm hinein in sein stummes Herz.
Seine spitzen Zähne blitzten hervor. »Na schön. Wenn du mir nicht gehorchen willst, dann muss ich dich eben holen« Mit aller Kraft rammte er seinen Arm in die feuchtkalte Erde, wühlte darin, suchte. Seine Fingerspitzen ertasteten etwas angenehm Warmes - kalt für alle Sterblichen - aber warm für ihn, der so lange schon tot war.
Hastig packte er zu und grinste in sich hinein, als er es mit einem Ruck dem kalten Grab entriss.
Eine Frau, so schön wie die Nacht, erschien aus den Untiefen ihres eigenen Grabes. Sie hustete die Erde aus ihren Lungen und blickte sich blinzelnd um. Ihre Augen trafen sich - Blutrot und kristalblau. »Soran«, hauchte sie seinen Namen und fiehl erfürchtig auf die Knie.
»Steh schon auf, wir haben nicht die ganze Nacht Zeit«, knurrte Soran und zog sie unsanft auf die Füße.
»Ich wollte nicht...«, begann Rosalie und senkte ihren Kopf.
»Was? Du wolltest dich nicht fangen und ermorden lassen?« Ein begierieges Funkeln lag in seinen Augen.
Rosalie zuckte zusammen, machte sich instinktiv kleiner, druckste und verschränkte die bebenden Hände ineinander. »Seit wann hast du Angst vor mir?«, flüsterte er und streifte mit seinen Lippen ihr Ohr.Sie zuckte zusammen, fuhr sich nervös über die Lippen.
»Seit ich weiß, was du mit deinesgleichen anstellst, wenn sie sich widersetzen.«
Ein schallendes Lachen entfuhr seiner Kehle. »Hast du dich deswegen umbringen lassen? Um vor mir sicher zu sein? Rose... DU gehörst mir. Für die Ewigkeit. Daran ändert der Tod nichts.«
»Ich habe das nicht gewollt! Ich wollte nie -«
»-deine Seele verkaufen?«, schloss Soran ihren Satz und strich mit seinen langen Nägeln über ihr ebenmäßiges Gesicht. »Aber du HAST deine Seele bereits verkauft. Weißt du noch? Ich habe dir geholfen, dein Leben zu Leben, wie du es wolltest. Ich habe dir ALLES ermöglicht. Alles was du dir erträumt hast wurde wahr. Dafür.... dafür gehörst du mir.«

Der Westpark Friedhof- eine Kurzgeschichte Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt