12. Is it really the best time of the year?

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Es war also wieder soweit. Die Regale füllten sich - wie immer - viel zu früh, sodass ich bei meinem Wocheneinkauf in der Süßigkeitenabteilung von der einen Seite angegruselt werden sollte, während mir die andere bereits ein frohes Fest wünschte, obwohl die ersten Blätter sich gerade mal gefärbt hatten. Das ganze Getue ging mir jetzt schon auf den Sack. Seufzend griff ich nach einigen Snacks aus dem Regal - regulären natürlich, ich wollte die saisonale Geschmacksverirrung nicht auch noch zuhause vor der Nase haben müssen. Dieses Mal packte ich etwas mehr ein, denn ich hatte das Gefühl, dass die anderen in den nächsten Tagen wieder bei mir aufkreuzen würden. Unangekündigt, wohlgemerkt, denn sie wollten sicher gehen, dass ich auch wirklich da war und nicht mit dem Wissen, dass sie zu mir kommen wollten, mal eben für ein paar Stunden verschwinden würde. Unsere Treffen wurden auch nur immer bei mir abgehalten, um meine regelmäßige Teilnahme zu garantieren. Ich igelte mich ansonsten gern mal in der Wohnung ein und war dann für einige Wochen bis Monate verschwunden, denn Menschenkontakt war dann doch etwas, das ich nur in einer gewissen Dosis tolerieren konnte. Allerdings gab es eben Menschen und Menschen, was so viel hieß, dass ein kleiner Personenkreis nicht unter diese Regel fiel... meistens zumindest. Und wenn sie nicht alle auf einmal auftauchten und die Pärchen unter ihnen dann ständig herumturteln mussten. Ich seufzte leise, denn auch, wenn ich es nie zugeben würde, gab es zwei aus diesen Freundeskreis, die nur aufeinander zu hingen schienen, obwohl sie nicht zusammen waren und ich war dann wohl der Einzige von uns, der nicht darauf wartete, dass sie uns endlich die "frohe" Kunde überbringen würden. Der Jüngste unserer Truppe, Jungkook, auf den ich immer am meisten geachtet hatte, da er es schwer zuhause hatte, war mir dann über die Jahre wichtiger geworden, als ich es mir eigentlich erlaubte. Ich ließ nicht gern Menschen an mich heran. Selbst Jin, meinem besten Freund, oder Namjoon, bei dem es mir eigentlich für meine Verhältnisse relativ leicht viel, über schwierige Themen zu sprechen, wussten nichts von dem, was unser Nesthäkchen in mir auslöste. Ich redete nicht gern über Gefühle, denn ich hatte nicht wirklich welche. Wenn überhaupt, dann vielleicht... Regungen.

Vielleicht waren sie deshalb so enthusiastisch mit auf den Taekook-Zug gestiegen. Der Gedanke daran, dass sie bereits Pläne schmiedeten, wie sie die beiden endlich realisieren lassen konnten, was alle anderen sahen, hinterließ bereits ein kleines Stechen in meiner Brust, aber die meiste Zeit konnte ich es ignorieren. Ich war sowieso kein großer Beziehungsmensch. Irgendwie schien das Konzept nicht zu mir zu passen, aber an bestimmten Tagen vermisste ich schon jemanden an meiner Seite, besonders dann, wenn meine Freunde jeden Grund, als Paare zu feiern, nutzen mussten. Sei es Valentinstag, White Day oder den Pepero Day am 11.11.. Weihnachten feierten wir unüblicherweise dennoch alle zusammen, es konnte zwischendurch allerdings durchaus vorkommen, dass immer welche in ihrer eigenen Welt gefangen oder auch mal für eine Weile nicht aufzufinden waren.

Seufzend besinnte ich mich wieder auf meine Arbeit. Mittlerweile waren einige Tage vergangen und unser Weihnachtsfest rückte immer näher. Während ich einige Berichte fertig stellte, ging mir dieser Termin jedoch nicht wirklich aus dem Kopf. Ich wusste natürlich, was die anderen geplant hatten, hielt mich aber weitestgehend aus allem heraus. Mir reichte es schon, dass es wieder so ein großes Tamtam um alles gemacht werden musste, obwohl die meisten von uns nicht einmal Anhänger des christlichen Glauben waren. Jin hatte zum Glück den Großteil der Planung übernommen, ich musste ihm nur meine Küche zur Verfügung stellen und bei den Vorbereitungen helfen. Den genauen Tag hatten mir die anderen natürlich wieder nicht genannt, aber da Hoseok am 24. eine Schicht in der Bar hatte, in der er arbeite und die wohl wegen Missverständnissen bei der Urlaubsverteilung auch nicht mehr tauschen konnte, sah es ganz danach aus, als wäre die Entscheidung auf den 26. gefallen. Dies sorgte dafür, dass mir mehr Zeit blieb, um mir Geschenke zu überlegen. Zwar wurde bei uns offiziell jedes Jahr gewichtelt, aber da die Pärchen es dennoch nicht lassen konnten, sich trotz unserer Regel immer wieder gegenseitig Geschenke zu machen, die sie dann meistens auch während der Gruppenbescherung austauschen mussten, waren wir dazu übergegangen, jedem zumindest eine Kleinigkeit zu besorgen oder für irgendjemanden etwas zusammen zu legen. Da ich so in den meisten Fällen nur das Geld beisteuern musste, war bereits die Hälfte meiner Freunde abgedeckt, auch das Wichtelgeschenk für Jin war bereits abgedeckt.

Baby Gays' Adventskalender [2022]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt