Prolog

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Zwölf Tage noch. Zwölf lange Nächte würden noch über sie ergehen, dann zog das Frühlingsfest in das kleine Dorf Rodan nördlich der Sommerhügel. Das Frühlingsfest war etwas Besonderes, denn es war die Verkündung, dass all die winterlichen Leiden langsam zum Ende kamen. Der letzte Frost wurde aus den Bäumen geschüttelt und die Natur begann ihre Farbenpracht zu sähen. Alles was so Tot und trostlos über die vergangenen sieben Monate wirkte, hatte nun seine Zeit ihre Schönheit zu zeigen.
Der Kopf des Rotschopfes wurde hin und her gewogen, während sie versuchte die schulterlange Mähne in etwas ähnlichem wie einer Frisur unter zu bringen. Aus den Augenwinkeln wurde ihre Mutter begutachtet, welche sich gerade mit lautem Klirren daran machte, die kupfernen Kessel zu reinigen. "Warte einen Augenblick, ich helfe dir!" kam es von Elys mit einem feinen schmunzeln. Eindeutig wusste sie, woher sie ihre eigensinnige Art hatte. Sicherlich nicht von ihrem Vater. Der Kamm wurde bei Seite gelegt und die Haare mit einem simplen Band so weit im Nacken zusammen gefasst, dass ihr lediglich einige wenige Strähnen vor die Stirn rutschen. Wenn man Elys so sah, würde man kaum glauben das sie ein Wässerchen trüben können würde, doch keiner der Gleichaltrigen mochte sich mit ihr anlegen, denn sie wussten, das rote Haar zeigte das sie Feuer im Herzen hatte.
Kurzerhand wurden die Ärmel des Hemdes über den Ellenbogen geschoben, dann griff sie auch schon nach dem nächsten der Kupferkessel. Elys watschelte beinahe zum Wasserbecken und schöpfte mit einer Kelle etwas Wasser in eine Schale und begann die Kessel mit einem Lappen auszureiben. Zuletzt wurden diese doch wirklich großen Kessel – Elys war sich sicher, sie würde dort hinein passen – vergangenes Jahr zum Frühlingsbeginn benötigt. Ihre Mutter war bekannt für eine Marmelade, welche sie aus den bitteren Eisbeeren machte. Bei dem Gedanken an die Beeren musste Elys erst einmal schaudern, denn sie erinnerte sich daran, dass ihr bereits einmal eine so bittere Beere untergekommen war, das sie beinahe drei Tage keinen Geschmack auf der Zunge hatte. Durch die Präparierung ihrer Mutter, verloren sie diese Bitterkeit allerdings und wurden ungemein süß und geschmeidig. Leider blieb für sie selbst meistens nichts mehr übrig. Da beinahe das ganze Dorf etwas davon wollte.
Kurz bah man den Bottich, welche vollgefüllt mit frischen Eisbeeren. Ehe die Lippen geschürzt wurden und man das herzförmige Gesicht abwand. Nonne gut. Knapp verabschiedete sie sich von ihrer Mutter und huschte noch einmal an ihr Bett. Dort zog sie eine Kiste unter dem Bett hervor und griff ihren Mantel. Es war ein wundervoll gewebter Mantel aus gewebter Wolle welcher in einem fast schon leuchtenden orange strahlte. Zusammen mit ihrem roten Haar wirkte sie wie ein Herbststurm, so nannte es zumindest ihr Vater. Die ledernen Stiefel wurden zurecht gezogen, die Tür geöffnet und prompt fühlte sich Elys als würde sie Erschlagen werden von einer Welle der Hitze die über ihre Wangen brannte. Der Rauch der sich in ihre Lunge schlich und jeden Atemzug schwerer und schwerer machte.. Ein Traum... Eine Erinnerung. Alle... All das war nicht mehr. Der Marktplatz stand in Flammen. Die Türe hinter ihr viel aus den Angeln. Erneut presste sie die Augen zusammen und musste heftig Husten. Die Hand vor den Mund gehalten setzte man sich im improvisierten Bett auf.

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