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"Und du willst dass wirklich machen?" fragte Scarlett, während sie sich zu mir auf den Boden setzte.

"Wonach sieht's denn aus?" fragte ich voller Überzeugung mit einem großen grinsen im Gesicht.

"Als ob du umziehen würdest, danach siehts aus" gequält sah Scarlett sich um.
Überall lagen Klamotten und Schuhe auf dem Boden, Zeitschriften, Bücher und auch ein paar Hygieneartikel, die ich schon aus dem gemeinsamen Bad geholt hatte.

"Aber es ist doch nur ein Jahr" versuchte ich sie aufzuheitern.

"Ein ganzes Jahr ohne dich! Dass ist doch viel zu viel!" rief sie empört und stemmte ihre Fäuste in ihre Hüfte.

Lachend packte ich meine Sachen zusammen und schmiss sie in meinen großen hellgrünen Koffer, der mitten im Zimmer offen da lag.

"Aber dass ist genau das, was ich machen will!" redete ich weiter auf sie ein.

Sie biss sich auf die Unterlippe, wahrscheinlich hatte sie schlechtes Gewissen.
Mist, dass wollte ich jetzt auch nicht.

"Schatz, du kannst ihr nicht einreden, nach Paris zu fliegen um dort als Au-pair zu arbeiten, und dann so ein Gesicht ziehen wenn es dann wirklich so zustande kommt" meinte Spencer neckend und lehnte sich gegen den weißen Türrahmen.

Spencer und Scarlett waren schon lange ein Paar.
Sie hatten sich in einem unserer vielen Clubbesuche mitten in München kennengelernt, und hatten sich sofort verliebt.
Manche würden sogar sagen, es wäre Liebe auf den ersten Blick.
Letztes Jahr ist Spencer dann zu uns in die Wg gezogen.
Ich fühlte mich nicht wie das fünfte Rad am Wagen -ganz im Gegenteil, ich liebte unsere Dreier-Freunschaft- doch, wenn sie Abends zu zweit auf der Couch lagen, eingekuschelt in Matching Pyjamahosen, dann wünschte ich mir insgeheim auch sowas.
Doch für sowas wie eine Beziehung, oder für einen Mann hatte ich keine Zeit.

Das Studium ist anspruchsvoll genug.
Außerdem hatte ich Scarlett und Spencer, meine besten Freunde, die wirklich immer für mich da waren Wozu also einen Freund?
Für Sex gab's schließlich auch One Night Stands.

Und morgen würde ich nach Paris reisen, ein langjähriger Traum von mir der endlich in Erfüllung geht.
Ich würde bei einer süßen kleinen Familie leben und bei ihnen als ihr Au-pair arbeiten.

Den Babysitter spielen, das Haus aufräumen, Kochen, putzen, alles Sachen, die ich auch im Schlaf easy hinkriegen werde.

Mittlerweile hatte auch Spencer sich zu uns auf den Boden gesellt.
"Paris ist übrigens die Stadt der Liebe" bemerkte er, und hatte dabei nur Augen für Scarlett.
Er legte einen Arm auf ihre Schultern, zog sie an sich ran und gab ihr einen Kuss auf den blonden Scheitel.
Verliebt grinste sie ihn an.
Beschämt drehte ich mich wieder mit dem Kopf zum Schrank.
Dieser Moment war gerade etwas zu innig, dass ich ihn überhaupt hätte mitbekommen sollen.

"Vielleicht findest du dort deine große Liebe, Amy!" meinte Scarlett plötzlich begeistert.
"Was?Nein!" rief ich und drehte mich wieder zu ihnen.
"Wieso denn nicht? Es ist so romantisch dort!" seufzte sie. " Der Eiffelturm, die schönen kleinen Cafés, Croissants!"

"Ich hab keine Zeit, ich bin dort um zu arbeiten, und nicht um meinen Märchenprinzen zu finden" unterbrach ich ihre kleine Schwärmerei und faltete ein Paar Jeans zusammen, um sie auf den Stapel meiner anderen Hosen zu legen.

"Du bist so langweilig, Amy" meinte sie schließlich gespielt genervt.

"Nope, nur realistisch" erwiderte ich trocken.

"Endlich fertig" müde strich ich mir übers Gesicht.
"Hat auch lange genug gedauert" gähnte Scarlett.
Ich nahm mein Handy vom Nachttisch und schaute auf die Uhr.
"Fuck, schon 2:04 Uhr, wir müssen echt schlafen gehen" stöhnte ich auf.
"Definitiv, du brauchst deinen Schlaf Maus" meinte die Blondine mütterlich.
Sie drückte mir einen Gute Nacht- Kuss auf den Scheitel und stand auf.
Ich rappelte mich ebenfalls vom Boden auf.
Mein Kopf dröhnte vor lauter packen und meine Beine waren schwer wie Blei.
"Gute Nacht, bis morgen" murmelte Scarlett und schlürfte rüber ins anliegende Zimmer, wo man schon seit zwei Stunden Spencers lautes schnarchen hören konnte.
Nope, dass werde ich definitiv nicht vermissen.

Ich kickte meinen Koffer und meinen kleinen Rucksack auf die Seite, zog mir meinen Schlafanzug an und kroch unter meine Bettdecke.
Meine letzte Nacht in meinem eigenen Bett.
Mein Bauch kribbelte vor Aufregung.
Ob die kleine Gastfamilie wirklich so freundlich sein wird?
Klar ich hab paar Bilder bekommen, wir haben auf Skype telefoniert und so, aber was wenn sie im echten Leben ganz anders sind?

Doch ehe ich mir weiter den Kopf zerbrechen konnte, rutschte ich in einen ruhigen, doch kurzen Schlaf.

Hey Freunde, nach langem planen hab ich es endlich geschafft und eine neue Fanfiction auf die Beine gestellt:)
Ich hoffe sie wird euch gefallen.

Frohes neues Jahr und

Liebe Grüße

j

From the very first moment || KH29🔹️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt