Das Telefon klingelt zum zweiten Mal. Sie seufzt.
Das Telefon gehört einen Patienten.
Einen Patienten der vor 5 Minuten hier ankam.Das Handy piepste. Und dann erklang eine Stimme
Hey Mann! Ich hab's schon mehrmals probiert aber du lässt ja nur deine Mailbox mit mir reden. Ich weiß, dass du immer noch sauer auf mich bist, Tilli. Und dass du erstmal abgehauen bist, um dir eine Auszeit zu nehmen ist auch voll okay! Aber hey, du lässt seit Monaten nichts mehr von dir hören.
Und ich, als der beste große Bruder der existiert, würde langsam mal wieder gerne wissen, dass du mir beim klettern nicht vom Berg geflogen bist.
Karl sagts zwar auch nicht, aber er vermisst dich. Erzählt mir die ganze Zeit von irgendwelchen Riffs die mit Bass so gut klingen würden.
Also ähm ja... bitte melde dich mal, dein Lieblings-Bruder macht sich nämlich Sorgen.
Ich hab dich liebSie verfällt in Schockstarre. Bis eben war der Patient wie jeder andere gewesen.
Doch jetzt war er viel mehr als das.
Er war der kleine Bruder, der an einer Überdosis sterben würde.1.Denial
Es war ein Dienstag. Sie saßen zu viert in ihren Proberaum. Im Proberaum von Kraftklub. Alles war fast wie immer. Aber eben nur fast.
Denn Till fehlte. Jetzt schon seit Monaten. Und niemand von ihnen wusste, wo er war.
Plötzlich hörte man die Klingel. Das Gespräch stoppte schlagartig und alle schauten sich an.
Niemand benutzte diese Klingel, außer Pizzalieferanten.
Felix drückte auf die Sprachanlage:
„Brummer, Hallo?"
„Hier spricht die Polizei, guten Tag. Sind Sie der Bruder von Till Brummer?"Das war der Moment, in dem sein Herz ins Stocken geriet.
Er bekam nur am Rande mit, wie Karl die Polizisten die Tür zur Wohnung öffnete und mit Ihnen sprach.
Er hörte das deutliche „Es tut mir leid Ihnen sagen zu müssen, dass Ihr Bruder an Einer Überdosis gestorben ist."
Er wusste, dass die Polizisten noch irgendwas dagelassen hatten ehe sie sich wieder verabschiedeten.
Niemand bewegte sich.
So still war es in einem Proberaum noch nie gewesen.
Doch dann fiel die Tür ins Schloss.
Und Felix lachte.
Er lachte lauthals, als hätte Max grad einen seiner besten Witze erzählt.
Er lachte, bis ihn die Tränen kamen.
Ehe er in die Gesichter seiner besten Freunde schaute.
Er schüttelte den Kopf.
Das ich nicht lache. Till und tot. Genau. Und ich bin der Osterhase.Und dann lachte er wieder.
2.Anger
Wieder setzte er die Flasche an. Kippte sich das flüssige Gift in seinen Rachen.
Weinte, schrie und weinte wieder.
Zündete sich eine nach der nächsten Kippe an und schaute in das dunkle Tal hinab.
Einmal hatte er ihn hier mit hochgenommen.
Hatte ihn ausgelacht weil er so viel langsamer war.Karl wählte die mittlerweile alt vertraute Nummer.
Er wusste er würde nicht ran gehen. Er wusste es würde seinen Freund nicht zurückbringen.
Karl war hilflos. Er konnte die Situation nicht ändern. Und das machte ihn sauer.
Hello Friendzz!
Wenn ihr jetzt meine wunderschöne Stimme hört, bin ich grad beschäftigt.
Also singt mir entweder was drauf oder nervt mich später nochmal.
Schönstes leben wünsche ich!
...
Achh jaaa.... PIEEEEEPSEin Moment war Stille. Es war wie die Ruhe vor dem Sturm, der nun anfing zu toben.
Du bist ein gottverdammter, dummer, selbstsüchtiger Idiot. Das bist du Till. Nichts anders. Ich hasse dich- seine Stimme brach tränenerstickt ab- wie konntest du uns das antun? Wie??
Glaubst du jetzt bist du besser dran, hm? Hast du denn nur eine Minute mal an uns gedacht? Oder an die Fans? Oder an irgendwas?Karl fiel sein Telefon aus der Hand. Er zitterte vor Wut. Er wollte auf irgendetwas ein schlagen.
Würde am liebsten Till rütteln, so wie er es früher immer tat, wenn der kleine Vollidiot dabei war dumme Sachen zu tut.
Aber das konnte er nicht.
Weil Till weg war.
Und Karl war sauer.
Nur auf wen... nun das wusste er nicht.3.Bargaining
Und es gibt da jetzt so ganz neue Erkenntnisse. Ein Arzt in der Schweiz behandelt genau solche Fälle. Solang die Überdosis nicht länger als zwei Wochen her ist, kann er den Patienten zum Leben erwecken. Das ist kein Problem.
Und wir können da morgen sofort hinfahren und dann wird Till geheilt und dann wird alles so wie früh-Die Hand seiner Freundin auf seiner Hand unterbrach den Redefluss von Max.
Sie lächelte leicht.
Max, sagte sie, ich weiß es ist nicht einfach. Das ist es für mich auch nicht, glaub mir. Er war auch mein Freund. Aber... er ist tot. Und daran können wir nun mal nichts änder-Wir können sehr wohl was ändern. Er ist nicht tot. Die Ärzte sind einfach unfähig. Till ist nicht tot.
Das... das akzeptier ich nicht... wir können doch nicht nichts tun!
Wenn ich doch schon Schuld an seinem Tod bi-Und wieder war es seine Freundin, die ihn unterbrach.
Die ihn in ihre arme zog und ihn versuchte zu beruhigen, während er zusammenbrach.4.Depression
Steffen wusste nicht welcher Tag es war, geschweige denn wie viel Uhr es war. Ob es draußen hell oder dunkel war, regnet oder schneit wusste er nicht. Seine Rollläden ließ er seit Tagen unten.
Wie lange er schon in seinem Bett lag, wusste er auch nicht.Er wusste nichts mehr.
Es war, als hätte jemand seinen Lebenssinn weggenommen.
Sein Leben bestand aus Schlafen, Rauchen, Essen, Weinen und das Ganze von vorn.Er fragte sich, ob Till sich wohl so fühlte. Ob er auch seinen Lebenssinn verloren hatte.
Doch immer, wenn seine Gedanken sich Till näherten, versuchte er doch wieder die feinen Löcher in der Wand zu zählen.
Er wollte nicht an Till denken, konnte es nicht.Manchmal, wenn er mutig genug war, stöberte er in seinem Handy herum.
Schaute sich alte Bilder an, stalkte Tills Instagram, analysierte alte Chatverläufe und hörte sich jede einzelne Sprachnachricht die er jemals von Till erhalten hatte an.
Und ab und an fühlte es sich dann fast so an, als wäre der Jüngere noch da, direkt neben ihn.
Und dann, genau in diesem Moment, fing Steffen an zu rauchen und weinen.5.Acceptance
Acht leere Augen starrten auf den Grabstein.
Die Beerdigung längst vorbei, die meisten trauernden sind mit einem traurigen Blick und einem „Herzliches Beileid" nach der Beerdigung weitergezogen.
Sie sind zurück in ihr alltägliches Leben, der Tod des Jungens nur noch eine dunkle Erinnerung.
Es ist, als ob für alle Menschen das Leben einfach weiter ging.
Außer sie.
Keiner gibt einen Ton von sich, alle hängen sie fest irgendwo zwischen Realität und Erinnerung.
Er war der Jüngste gewesen.
Der, der immer einen schmalen Spruch auf den Lippen hatte.
Der, der jede noch so ernste Situation auflockern konnte.
Der, der immer für alle da gewesen war.Weder war es geplant sich hier zu treffen noch wussten sie wie sie alle zur selben Zeit hier gelandet waren. Aber nach und nach ist jeder einzelne hier eingetroffen.
Der erste der sich bewegt ist Steffen. Langsam legt er die Rosen, von denen er ganz genau weiß, dass Till sie gehasst hätte auf das Grab. Er zittert. Nie hätte er sich ausmalen können seinem Freund Rosen zu geben, gewiss nicht, weil dieser Tod war.
Es ist, als ob ihn in diesem Moment der Blitz trifft.
Langsam dreht er sich zu den anderen um, schaut nach oben, ehe er flüstert:
„Er ist Tod"Und dann fängt er an zu weinen. Er schluchzt und zittert und weint.
Und dann finden die vier sich in einer Umarmung wieder die so viel mehr sagt als die Tränen, die sie vergießen.Es fing an zu regnen als die vier den Friedhofverließen.
Als sie den Kampf aufgaben.
Als sie akzeptierten, dass dieser Grabstein nun für immer Teil ihres Lebenssein würde.
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The five stages of grief [Kraftklub]
FanfictionThey say there are five stages of grief...