╭── ⋅ ⋅ ── ✩ ── ⋅ ⋅ ──╮
ʜᴀɴ ᴊɪsᴜɴɢ | Ich bemerke Minhos fokussierten Blick durch den Spiegel erst, als ich die kleine Tube in meiner Hand wieder senke – nein, eigentlich bemerke ich ihn erst dann. Peinlich berührt versuche ich zu lächeln. Er wird mittlerweile bemerkt haben, warum ich das hier tue. Dass ich das hier tue, wenn ich nervös bin und mir kaum anders zu helfen weiß. Er tritt näher an mich, seine Augen auf meine nun von einer dicken, glänzenden Schicht bedeckten Lippen. Dann richtet er meine Mütze, zieht meine Jacke zurecht und schluckt leicht. ,,Bist du fertig?" ,,Mh–hm.", nicke ich schnell und muss nun doch auf ganz ehrliche Weise lächeln. Es ist süß, wie er sich um mich sorgt. Ich umgreife zufrieden und deutlich beruhigter seine Hand. ,,Und das ist auch wirklich okey für dich?" ,,Natürlich.", bestätigt er schnell und zieht mit seiner freien Hand den Reißverschluss der dünnen Jacke an seinem Körper etwas höher. Draußen werden wir beide wahrscheinlich noch einen Mundschutz tragen, einfach nur damit man uns nicht gleich erkennt.
– Wenn doch – wenn morgen bereits Gerüchte kursieren und meinen News Feed füllen – würde ich am liebsten gleich etwas in meiner Story reposten, zwanzig Herzen drauf klatschen und aller Welt sagen, dass ich verliebt bin. Aber das mache ich nicht. Würde ich niemals.
Mit verbundenen Händen schlendern wir nebeneinander her, setzen auf dem hellen und doch nur spärlich beleuchteten Schotter, der unter unseren Schuhen leicht knirscht, langsam einen Fuß vor den anderen. Hin und wieder sehen wir uns an, reden mal ein paar Sätze miteinander. ,,Der Himmel ist ungewöhnlich klar, findest du nicht?" Synchron sehen wir nach seinen Worten auf und gleich nicke ich. ,,Ja, du hast recht.", grinse ich. Man sieht hin und wieder ein paar einzelne Sterne aufblitzen, was hier mitten in der Großstadt wirklich ungewöhnlich ist. Ich bin erstaunt, greife fester nach Minhos Hand und gebe einen stolzen Laut von mir. Nicht, dass ich daran glaube, dass es etwas zu bedeuten hat – doch es kommt mir sehr gelegen, hat etwas romantisches und macht mich wahrlich glücklich. ,,Magst du die Sterne?" Unschlüssig zucke ich mit den Schultern. ,,Gibt es jemand, der sie nicht mag? Sie sind schön. Sehr schön. Und es erinnert mich daran, dass wir nicht alleine sind." Ein ungewöhnlicher Laut sorgt dafür, dass ich meinen Kopf umreiße. Minho kichert. ,,Die Außerirdischen kommen, mh?" ,,Irgendwann bestimmt.", zucke ich, ,,Und wenn nicht, sind wir die Außerirdischen, die irgendwann ankommen, denkst du nicht? Wir sind auf jeden Fall nicht alleine in diesem Universum und um ehrlich zu sein beruhigt mich das manchmal." ,,Wie meinst du das?", fragt er, sieht kurz nach rechts und zieht mich dann vorsichtig auf die braune, hölzerne Bank am Wegrand. Auf einer Stelle zu bleiben ist gefährlich wenn man an sämtliche Paparazzi denkt, die jederzeit auftauchen könnten, doch ich wehre mich nicht, wende mich ihm sitzend zu und bette meine Hände in seine auf seinen Schoß. Einen Moment lang denke ich daran, meinem Kopf auf seine Schulter zu lege, tue es aber nicht. Ich weiß nicht, wie viel er zeigen und riskieren will.
Auf seine Frage hin zucke ich erst nur mit den Schultern. ,,Ich denke, es beruhigt mich, wenn die Gewichtung meiner Taten deutlich kleiner ist, als es sich manchmal anfühlt. All die Leute da draußen meinen, sie können sonst was in unsere Taten oder Worte interpretieren, dabei–..." ,,Dabei kennen sie die Wahrheit nicht.", nickt er verständnisvoll, ,,Viele machen sich ja meist nur Sorgen um einen." Auch ich nicke leicht. Er hat recht. Ich lächle. Der Ausdruck in seinen Augen ist stets angenehm warm und lieblich, sodass ich mich immerzu wohl fühle. Ich lehne mich ihm doch ein Stück entgegen, streife seine Schulter für einen Moment mit meinem Kopf und richte mich schnell wieder auf. ,,Bist du müde?" ,,Nein.", schüttle ich den Kopf, ,,Und ich will sowieso noch ein Stück gehen." ,,Die Runde um den See?", fragt er, mich wieder hochziehend und mit einer Hand meine Wange streifend. Zustimmend nicke ich, bin froh, dass wir mal wieder den gleichen Gedanken zu haben scheinen und muss unwillkürlich lächeln.
,,Was hältst du von einer Flasche Wein?", fragt er, als wir gut eine Stunde später das Tor des Parks passieren und noch immer an den Händen verbunden sind. ,,Oder bleibst du beim Wasser?", neckt er mich und stupst mich kurz an. ,,Schmeckt natürlich auch." ,,Blödmann.", jammere ich und schüttle den Kopf, ,,Kaufen wir eine Flasche Wein." ,,Gut, möchtest du einen bestimmten?" ,,Eh–...", ich lache verschmitzt, ,,Entscheide du, ja?" ,,Du trinkst nicht oft Wein, mh.", sagt er, nickt aber verständnisvoll. Unter anderem Umständen wäre mir diese Unsicherheit in einen mir so fremden Gebiet bestimmt peinlich, doch Minho klingt weder belustigt noch erstaunt. ,,Ich suche hoffentlich was gutes aus. Wenn es dir nicht schmeckt, musst du ehrlich sein, ja? – Und beim nächsten Mal probieren wir dann einen anderen aus."
Beim nächsten Mal.
Seine Worte sind wie Honig um meinen Mund, weil es wie ein Traum klingt ihn wieder sehen zu dürfen.
,,Beim nächsten Mal.", bestätige ich nickend und schon jetzt voller Vorfreude. Es erfüllt mich mit Glück, meine Zeit mit ihm zu verbringen und umso glücklicher bin ich, als ich wieder ganz ohne Mundschutz und Mütze mit ihm in meinem Apartment bin. Ich führe Minho ins Wohnzimmer, drücke ihn auf die Couch und würde mich am liebsten sofort neben ihm schmiegen, doch das tue ich nicht. Ich besorge zwei Weingläser und eine Schüssel und fülle sie mit den Chips, die wir neben dem Wein besorgt haben. Kurz spiele ich noch mit dem Gedanken, noch einen anderen Snack zuzubereiten, da ruft Minho mich auch schon zu sich. Er hat sich schon auf der Couch ausgebreitet, hält eine Decke hoch, als ich komme und lädt mich damit gleich zum kuscheln ein, da ein Teil dieser auch seinen Körper umschließt. ,,Lass mich doch nicht so lange warten.", schmollt er gespielt. ,,Ich dachte, wir könnten noch was anderes snacken oder so..." Ohne darauf einzugehen, zieht er mich ganz nah zu sich und bettet eines meiner Beine zwischen seine.
Lange dauert es nicht, bis Minho unsere Gläser mit der tief roten Flüssigkeiten füllt und mir das meine vor die Nase hält. ,,Muss ich da jetzt auch erst dran riechen und–" ,,Jisung!", lacht er entsetzt, schiebt seine Hand zwischen meine Haare und drückt mich kurz zu sich. ,,Muss du nicht, aber kannst du natürlich machen.", haucht er dann wieder leise und setzt sich auf. Kaum haben wir den Film gestartet ist er nämlich etwas runtergerutscht. Ohne zu zögern nimmt er einen ersten Schluck, lässt mich dabei aber nicht aus den Augen. ,,Vielleicht holst du dir noch ein Glas Wasser.", haucht er, streicht nochmal kurz durch meine Haare.
– auch das ist schnell erledigt und so kann auch ich den ersten Schluck. Minho hat schon erwähnt, dass es ein trockener Wein ist. Er soll nach Beeren, Kirschen und Pflaumen schmecken – doch stattdessen hinterlässt er ein Gefühl in meinem Mund, bei dem ich mir unsicher bin, ob ich ihn mag. Ich verziehe mein Gesicht aber wohl zu offensichtlich, denn mein Gegenüber schiebt das Wasserglas in meiner anderen Hand schnell zu meinem Mund. ,,Nicht so gut?", fragt er leise. ,,Weiß nicht.", nuschle ich ehrlich unentschlossen, ,,Vielleicht zum Essen." Verständnisvoll nickt der Dunkelhaarige und nimmt noch einen Schluck – einen größeren, aber nicht zu groß – leckt sich anschließend über die Lippen und schmiegt diese kurz an meine Schläfe. ,,Du musst das nicht trinken, wenn du es nicht magst." ,,Weiß ich doch.", kichere ich gleich und ziehe die Schüssel zu mir herüber. ,,Ich übernehme die Chips und du den Wein." ,,Ich will auch welche.", schüttelt er gleich den Kopf und langt, den Augenkontakt standhaft haltend, herzhaft zu. Selbst ist er aber nur ein– zwei Chips, ehe er mir den Rest langsam aber sicher übergibt und sich selbst tatsächlich wieder dem Wein widmet.
╰── ⋅ ⋅ ── ✩ ── ⋅ ⋅ ──╯
DU LIEST GERADE
cherries and wine | ᵐⁱⁿˢᵘⁿᵍ
Fanfiction⋆*・゚:⋆*・゚ "𝒉𝒊𝒔 𝒄𝒉𝒆𝒓𝒓𝒚 𝒍𝒊𝒑𝒔 𝒐𝒏 𝐡𝐢𝐬 𝐰𝐢𝐧𝐞-𝐟𝐥𝐚𝐯𝐨𝐫𝐞𝐝 𝐤𝐢𝐬𝐬..." ╭── ⋅ ⋅ ── ᴇxᴛʀᴀᴄᴛ ᴄʜᴀᴘᴛᴇʀ ⁷ Grinsend drückt er mich wieder gegen die Küchenzeile, streift meine Lippen und überlässt es mir, den Kuss vollkommen ehrlich zu s...