Ein eiskalter Luftzug durchstreift die Straßen der Stadt. Vereinzelt schafft es der Mond sein Licht durch die verhängte Wolkenschicht hindurch scheinen zu lassen. Für San Francisco ist es erstaunlich ruhig. Beinahe schon zu ruhig. Teilweise hört man nur einige Autos aus der Ferne und das bedrohliche Heulen des Windes.
Aus einer der unzähligen Gassen dringt ein kaum hörbares Plätschern. Ein dumpfes Tropfen. Am Ende eines schmalen Rinnsal hatte sich eine kleine Pfütze gebildet. Die Flüssigkeit ist dickflüssig- und blutrot. Ein kaum hörbares Röcheln mischt sich unter die Geräuschkulisse. Verkrampft liegt ein Mann in seinem eigenen Blut. Die Augen weit aufgerissen. Neben ihm hockt eine weitere Gestalt in Schatten gehüllt. Langsam streckt sie ihre Hand aus und fährt über die von Blut rotgefärbte Kleidung. Ein leises Geräusch der Genugtuung entweicht seinen Lippen. Langsam fährt er mit seinen blutverschmierten Finger über die Wange des Mannes. Ein Teil des Blutes bleibt haften. Abgesehen von einem schmerzverzerrten Wimmern zeigt der blutende Mann keine sonderliche Reaktion. Die dunkle Gestalt erhebt sich. Das fade Licht einer Straßenlaterne erhellt sein Äußerliches. Er trägt einen kostspieligen Anzug, welcher allerdings an wenigen Stellen mit einigen roten Spritzern besudelt ist. Sein Blick fällt auf ein Messer, welches etwas entfernt in der Blutlache liegt. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht.
“Wissen Sie.”, beginnt er mit erheiterter Stimme zu sagen. “Der Mensch ist schon ein obskures Wesen. So leicht zu brechen..”, flüstert er in die Nacht. Er beugt sich hinunter und greift mit der linken Hand nach dem Messer. Das Mondlicht erhellt sein Gesicht auf eine gespenstische Art und Weise. “und doch ist ihm das Leben so unglaublich wichtig.” Er dreht sich zu dem verletzten Mann. “Es fließt durch unsere Adern und hält uns am Leben…”, er nähert sich dem Mann, “und doch wird vielen Menschen übel, wenn es aus ihnen heraus tritt.” Er greift nach dem Stoff des Hemdes des Mannes. Mit einer schnellen Handbewegung wischt er das Blut von der Klinge. “Das Leben eines jeden Menschen wird enden, das ist ein Fakt…”, er hält die Schneide des Messers an die Kuppe seines Daumens, “und doch haben alle Menschen Angst vor dem Tod.” Langsam lässt er die Klinge tief durch seine Haut gleiten. Das Blut quillt dunkelrot aus der Wunde. Er hebt seinen Daumen über das Gesicht des Mannes. Langsam tropft Blut auf ihn herab. “W-warum..”, fängt der Mann an zu stammeln, “warum töten sie mich nicht einfach.” Seine Stimme ist so leise, dass man es auch für ein Säuseln des Windes halten könnte. Das Lächeln auf dem Gesicht des Mannes wird breiter. Es verwandelt sich in ein Grinsen- Eine Fratze der Erheiterung. Er beugt sich zu dem Mann hinunter. Er blickt ihm direkt in die Augen. Seine silbrigen Augen scheinen geradezu zu leuchten. “Weil…”, er führt das Messer zu der Kehle des Mannes, “sie es nicht anders verdienen.” Langsam lässt er die helle Klinge in den Hals des Mannes eindringen. Aus der durchtrennten Hauptschlagader beginnt sintflutartig das Blut zu fließen. Ruhig führt er seinen Schnitt fort. Mit der Finesse eines Virtuosen gleitet die Klinge durch den Hals und zerteilt die Kehle des Mannes. Immer mehr Blut sammelt sich um seinen Kopf herum. Das Blut dringt in den Rachen des Mannes. Es fließt in die Luftröhre und füllt langsam die Lunge. Langsam beginnt er zu krampfen. Verzweifelt ringt er nach Luft, in dem Wissen nie wieder einen Atemzug nehmen zu können.
Gelassen streift der Mann sein Messer erneut am Hemd seines sterbenden Opfers ab. Noch immer lächelnd richtet er sich auf. Er zieht an den Ärmeln seines Jacketts, um es zu richten. Mit einer eleganten Bewegung lässt er das Messer in der Seitentasche verschwinden. Er wirft einen Blick auf den am Boden liegenden Mann. Er war verstummt. Der Kopf ist zur Seite geneigt. Die Kehle durchtrennt. Etliche Schnittwunden am restlichen Körper. Die Arme verkrampft von seinem letzten Todeskampf. Die Augen im Momente seines Todes eingefroren.
Der Mann dreht sich um. Ruhigen Schrittes verlässt er die Gasse. Das Jackett zugeknöpft, um die Blutflecken zu verbergen. Auf der Straße bleibt er für einen Moment stehen und richtet seinen Blick gen Himmel. Die Wolken waren verschwunden. Das Licht des Vollmonds erhellt die Nacht. In ihrer ganzen Stärke strahlen die Sterne. Für einen Moment funkelt eine Träne in seinen Augen.
Dann führt er seinen Weg fort. Ohne auch nur noch einmal zurückzublicken.

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get, what you deserve.
Mistério / SuspenseNach dem seine Frau bei einem Raub zu Tode geprügelt wurde, beschließt Michael Cosnick den Mörder eigenständig ausfindig zu machen und für seine Schandtaten gebührlich zu bestrafen. Doch er merkt, dass dies gar nicht so leicht ist wie gedacht. Durch...