Versteckt

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Dudley schlug die Augen auf. Ihm war übel, richtig übel. Er war noch nicht ganz bei Bewusstsein, da musste er sich bereits zu seinen Füßen übergeben. Er fühlte sich, als hätte man ihn quer durch den Raum katapultiert. Sein Magen fühlte sich flau und aufgebracht an. Erst, als er ein Schluchzen im Rauschen, das durch seine Ohren dröhnte, wahrnahm sah er vom grauen Steinboden auf.
"James...James bitte", schluchzte es und Dudley versuchte sich zu orientieren. Er stand in Mitten eines kargen, kalten Raumes, der ihm irgendwie bekannt vorkam. Es gab keine Lichtquelle, deshalb musste er seine kleinen Augen sehr zusammen kneifen, um überhaupt Konturen in weiterer Entfernung erkennen zu können. Da waren zwei Gestalten nicht weit von ihm. Die eine lag, die andere kauerte gekrümmt daneben. Die Eine bewegte sich im Rhythmus des Schluchzens und Weinens, die andere regte sich nicht.

"James, mein Sohn", heulte Harry mehr in blinder Verzweiflung, als aus Wut. Er war wie betäubt. Eben noch hatte sein Sohn doch noch neben ihm gestanden. Eben hatten sie doch noch über den Ligusterweg geredet. Und eben noch hatte sein Sohn ihn dorthin begleitet. Was war also in so kurzer Zeit nur geschehen?

"Ist er", wollte Dudley nun wissen, der obwohl ihn nichts mit seinem Cousin oder dessen Sohn verbannt seine Trauer fühlte. Bedächtig ging er deshalb auf die Beiden zu, bis er kurz ins Stolpern kam, als Harry ihn aschfahl bleich annickte, nun unendlich alt und ausgezerrt.
Dudley war überrascht, wie verlebt sein Cousin plötzlich wirkte, den er deshalb kaum wiedererkannte. Eben noch an seiner Haustür war Harry für ihn unverkennbar jener Junge in Alt-Männergestalt gewesen, den er als Kind schikaniert und gepisakt hatte. Ein Junge mit stechendgrünen, wachen und leidenschaftlich leuchtenden Augen. Nun jedoch war er nichts mehr davon. Nun strahlte nichts mehr überlegen oder rebellisch jugendlich. Nun sprach nur noch unendlich altes, wissendes Leid aus ihm.

"Ja", hauchte Harry mehr, als das er sprach. Weinend hob er die Hand, um seinem Sohn die letzte Ehre zu erweisen und ihm die Augenlider hinab zu ziehen. Wie in Trance vollführte Harry diese Geste, leer und taub in seinem Inneren.

Stunden gingen dahin in denen Harry nichts sagte oder sich gar bewegte, während Dudley in einigem Abstand saß und versuchte die Zweisamkeit des lebenden Vaters und toten Sohnes nicht zu stören, bis Dudley schließlich hungrig, müde und vor allem ratlos das Schweigen brach: "Wo sind wir hier eigentlich. Ich glaub ich kenne diesen Ort." Zu Dudley's Verwunderung nickte Harry und sah ihn zum ersten Mal wieder an. "Ja wir waren hier schon mal. Damals bevor ich nach Hogwarts kam. Hier hat Onkel Vernon versucht den Einladungen aus Hogwarts zu entkommen. Hier habe ich meinen 11ten Geburtstag gefeiert und bin dann zum ersten Mal in die Zaubererwelt gegegangen."

Dudley staunte, als ihm gewahr wurde, dass Harry recht hatte. An diesem Ort hatte sein Vater beinah verrückt vor Wut und Verzweiflung Zuflucht gesucht. Hier hatte sie dieser verrückte Riese überwältigt und Harry einfach mitgenommen. Dieser Tag war so traumatisch für Dudley gewesen, das er ihn fast wieder vergessen und lange Zeit verdrängt hatte. Denn wer wollte sich schon daran erinnern, dass er einen Schweine-Ringelschwanz verpasst bekommen hatte? Dudley sicher nicht!

"Und was machen wir hier", wollte Dudley wissen. "Abwarten", entgegnete Harry kraftlos, den die Gedanken daran seiner Frau und seinen Kindern sagen zu müssen, dass James tot war, nicht los ließen. Vor allem, weil er ihnen nicht einmal sagen konnte wieso! Er wusste nicht wieso sie angegriffen worden waren und auch nicht, warum man ihn - Harry Potter - unter falschem Vorwand zu seinem Muggel-Cousin Dudley Dursley gelotst hatte zu dem er Jahrzehnte lang keinen Kontakt gehabt hatte. Und erst recht nicht, warum man sie dann noch angegriffen hatte.
All das ergab überhaupt keinen Sinn und das machte Harry Angst. Wenn er eines gelernt hatte, dann, dass schlimme Dinge einfach passierten, egal wie sehr man ihnen entkommen wollte.

Dudley gefiel die Lethargie seines Cousins nicht. Er hatte ihn hierhin gebracht. Einfach so, gegen seinen Willen. Und Dudley wusste noch nicht einmal wie! Sie waren einfach plötzlich hier aufgetaucht. Meilen entfernt von seiner Heimat. Das war alles vollkommen verrückt! Und nun war er diesem Verrückten praktisch ausgeliefert, der keinerlei Anstalten machte die Polizei zu rufen oder ihm irgendwas zu erklären. Da stimmte doch etwas nicht! So langsam wandelte sich das Mitleid in Dudley in unbändige Wut um. Er wollte hier nicht mehr bleiben! Er wollte zurück! Zurück in sein Zuhause, den Liguster Weg Nummer 4!

"Bring mich zurück", forderte Dudley und Harry sah überrascht zu ihm auf, als er entgegnete: "Zurück?" "Ja zurück! Zurück zu mir nach Haus. Ich muss diese Irren aus meinem Haus kriegen und die Polizei darüber informieren!" "Und worüber? Das zwei Unbekannte mit Flüche meinen Sohn getötet und dein Haus verwüstet haben", wollte Harry von ihm wissen, doch noch bevor der sprachlose Dudley antworten konnte erhob sich Harry. "Du weißt schon, wie das für andere klingen wird?" Dudley nickte wohl wissend, dass das völlig verrückt und unglaubwürdig klang. Und er wollte nicht als völlig verrückt gelten!
"Ich schlage vor ich werde erst einmal versuchen jemanden aus meiner Gemeinschaft über diese Vorfälle zu informieren. Ganz diskret natürlich, denn ehrlich gesagt weiß ich nicht mit wem oder was wir es zutun haben und was der Grund für all dieses Unheil ist. Aber ich werden es erfahren! Für James!"

"Und was machen wir solange", wollte Dudley wissen, dem die Müdigkeit, Kälte und der Hunger genauso wie die Ungewissheit zusetzten.
"Ich kann uns ein Feuer machen", schlug Harry vor, der daraufhin zum Kamin schritt. Dudley blickte ihm verwundert nach, denn wie sollte man ein Feuer ohne etwas brennbares anzünden? Schließlich hatte sich Dudley diesbezüglich schon umgeschaut. Doch, als hätte er es geahnt sah er, wie sein abnormaler Cousin einfach den Arm hob und einen Feuerstrahl entfachte aus dem Ding, das Verrückte wohl als Zauberstab bezeichnet hätten.

Ohne ein weiteres Wort zu wechseln tauschten Dudley und Harry die Plätze. Dudley setzte sich an das Feuer und Harry nahm erneut neben James Platz dem er liebevoll seinen grünen Mantel überwarf. Als der Stoff sich über das bleiche Gesicht legte, das dem Seinen so ähnlich war, schwor sich Harry noch einmal diejenigen zu finden, die seinem Sohn so viel Unrecht getan hatten. Dann machte er sich daran eine Botschaft zu verschicken. Heimlich und kurz gehalten so, dass nur eine Person sie in der gesamten Zauberer- und Muggelwelt zu deuten vermochte.

Ende: Kapitel 4
©Beutelwölfin 👜🐺

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 25, 2023 ⏰

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