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Ich schrieb tausende von Nachrichten an Wren, doch sie antwortete mir nie und blockierte mich sogar auf allen Social Media Profilen. Das war der klare Beweis, dass sie nichts mehr von mir wissen wollte.

Bei Floyd meldete ich mich ebenfalls nicht. Er schrieb mir nur eine Nachricht, dass Wren vorübergehend zu ihrer Mutter gegangen und nicht mehr in der Stadt war.

Seit Tagen schloss ich mich in meinem Zimmer ein, weshalb auch meine Mutter sich Sorgen machte. Sie hatte keinen blassen Schimmer was geschehen war und genau genommen wollte ich ihr auch nicht die Wahrheit erzählen.

»Keira, so langsam solltest du wieder in die Schule gehen! Ich kann dich nicht eine weitere Woche krank schreiben lassen.« , rief sie durch die Zimmertür, doch ich zeigte keinerlei Regung meinerseits.

Ich war mit den Nerven am Ende und wusste nicht genau was ich tun sollte. Ich wollte nur mit Wren reden. Was sich danach ergab, konnte sie selbst entscheiden.

Also versuchte ich es erneut sie zu erreichen. Ich wählte ihre Nummer, ehe der Freizeichenton an der Leitung zu hören war und es dann still wurde. Ich nahm mein Handy vom Ohr ab und schaute nach, ob es vielleicht von selbst aufgelegt hatte. Aber zu meiner Verwunderung wurde der Anruf abgenommen, denn die Zeit lief oben am Hörer.

»Hallo? Wren? Bist du dran?« , fragte ich sie, woraufhin sie nur mit einem kurzen Ja antwortete.

»Du brauchst auch nichts sagen. Ich will es dir nur erklären. Können wir uns bitte persönlich treffen? Ein letztes Mal und danach nerve ich dich nie wieder.« , flehte ich meine beste Freundin an.

In der Leitung blieb es still. Wren sagte nichts, hörte aber ihr leises Atmen. Ich gab ihr die Zeit, die sie brauchte, denn ich wollte nicht so aufdringlich sein, obwohl ich hartnäckig daran festhielte, dass ich noch einmal mit ihr reden könnte.

»Bitte Wren.« , setzte ich noch einmal an, in der Hoffnung, sie würde endlich Ja sagen.

»Na schön. In einer halben Stunde auf dem Spielplatz bei dir. Und sei pünktlich.« , sagte sie und legte direkt auf, ohne eine Antwort von mir abzuwarten.

Ich ließ keine Zeit mehr vergehen und zog mich schnell um. Ich schnappte mir noch eine Weste, ehe ich die Treppen hinunter ging und auf meine Mutter traf, die gerade das Haus verlassen wollte.

»Wohin willst du gehen?« , fragte mich meine Mutter, die in meine aufgequollenen Augen sah und die Brauen verzog. »Und wieso hast du geweint?«

Ich wollte ihr nicht die komplette Wahrheit sagen und erzählte ihr nur, dass ich mich mit Wren gestritten hatte und nun auf dem Weg zu ihr war.

»Ihr klärt das und ab Montag gehst du wieder normal zur Schule, hast du mich verstanden?« , sagte sie ernst und fixierte dabei mein Gesicht. Ich nickte nur, ehe sie sich von mir verabschiedete und das Haus verließ.

Ich machte mich ebenfalls auf den Weg und ging zu dem Treffpunkt, den mir Wren vorhin genannt hatte. An dem Spielplatz war niemand zu sehen, weshalb ich mich auf die Schaukel setzte und darüber nachdachte, wie ich es ihr sagen sollte.

Ich war wieder so in Gedanken gewesen, dass ich mich bei ihrer Präsenz erschrak. Wren sah selbst nicht sonderlich gut aus. Augenringe hatten sich auf ihrer Haut abgebildet und sie schien blasser als davor zu sein.

»Ich hab nicht allzu viel Zeit, also halte dich kurz.« , meinte sie mit einer emotionslosen Stimme, die mir einen Stich ins Herz verpasste. Es machte mich traurig, wie schnell eine Freundschaft bedeutungslos werden konnte.

»Erst einmal tut es mir leid, dass ich dir nie etwas davon erzählt habe. Ich hatte genau so eine Reaktion erwartet, deswegen hatte ich auch viel zu sehr Angst davor gehabt.« , fing ich an zu erklären.

Wren setzte sich ebenfalls auf die andere Schaukel neben mir und blickte stumm auf den Sand unter unseren Füßen. Mein Herz donnerte die ganze Zeit gegen meinen Brustkorb und auch mein Körper zitterte. Ich befürchtete, dass sie mich nur noch mehr verurteilen würde. Aber mir war es wichtig, dass sie die Wahrheit kannte und wir vielleicht im Guten auseinander gingen...
Auch wenn ich dass niemals wollte.

Ich erzählte ihr, wie es gestern dazu gekommen war und es auch niemals meine Absicht gewesen war, sie jemals damit zu verletzen.

»Seit wann bist du in ihn verliebt?« , fragte sie mich plötzlich, was mich überraschte.

»Seit letztes Jahr. Vielleicht auch länger, aber wahrgenommen habe ich es kurz nach meinem Geburtstag.«

Wren nickte verstehen, blickte immer noch zu dem Sand hinunter, ehe ich ihr Schluchzen hörte. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Es war furchtbar, sie so zu sehen.

Und dann verließen diese einfachen Worte ihre Lippen, die mir mehr Angst einjagten, als alles andere.

»Auch ich muss dir etwas Beichten...«

Got my Eyes on you TEIL 1 | +18 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt