Kapitel 1

80 4 3
                                    

Es ist wieder Montag. Ein Montag wie jeder andere auch. Mein Wecker hat heute nicht Alarm geschlagen... wie denn auch, wenn ich auch vergessen habe, ihn einzustellen. Die Sonne scheint durch den melierten Vorhang und wirft ihre Strahlen wie kleine, tanzende Sternensplitter auf den Boden. Witzig... aber nicht nennenswert. Völlig zerknautscht rolle ich aus dem Bett, lande mit einem heftigen Knall auf den Boden, sehe auf, spähe ins Bett, ob er wach ist.

Nein, er schläft. Ein Glück auch... er tat mir gestern so Leid, als er nach Hause kam.

Er ließ die Schultern hängen, er sah mich nicht an, als ich ihn begrüßte und blickte auch nicht auf, nachdem ich ihn fragte, ob er Hunger habe.

"Nein danke, passt schon. Ich will nichts ", entgegnete er plump. Seine Stimme war auch nicht wie sonst... ich kannte ihn und seine Stimme nur zu gut, aber gestern... das war etwas ganz anderes. Er schlief langsam Richtung Schlafzimmer. Ich hörte, wie sein Körper erschöpft auf das Bett fiel und das Bettgestell ächzte... ja, wir hätten uns schon längst ein neues Bett leisten sollen, aber zurzeit haben weder er noch ich Zeit.

Leise tappste ich ihm hinterher, linste durch den Türspalt an die rechte Seite des Raumes. Da lag er, kraftlos, übermüdete... verletzlich.

"Was ist los? Was ist passiert?", entkam es meinem Mund... und ich bereute es sofort...

Endlich sah er mich an. Seine Augen waren nicht mehr so strahlend wie sonst, eher trüb, wie die eines Fisch'. Oder eher, wie das grau-blaue Wasser, in dem er schwamm. "Es ist alles zu viel... ich halt das langsam nicht mehr aus!", murmelte er ins Kopfkissen... seine Stimme bebte... etwas, dass ich noch nie bei ihm hörte. Was wird zu viel?, dachte ich, und als ob er Gedanken lesen könne, krächzte er, " Der Druck, er wird einfach zu groß! Was ist, wenn das Album floppt, was ist, wenn wir von den Kritikern zermetzelt werden, was wenn...", schluchzte er dahin. Ich betrat das Zimmer, setzte mich auf die Bettkante und erneut ächzte das Bettgestell. Ich nahm in bei den Schultern, zog ihn auf, so dass er mir entgegen saß. Er sah aus, wie ein kleines Kind, dass geradeso nicht in Tränen ausbrach, aber die schimmernden Perlen in seinen trüben Augen verrieten mir, dass es ernst war.

Vorsichtig, wie ein Porzellan-Ei, nahm ich ihn in meine Arme, legte meine Hand auf seinen Hinterkopf und begann behutsam durch seine Haare zu streicheln. Er legte seinen Kopf auf meine Schulter, schluchzte...

So saßen wir da, einige Stunden, zusammen... bis er einschlief und ich saß so da, alleine, beobachtete ihn, seinen Körper, der mit jedem Atemzug entspannter wirkte, bis ich auch einschlief.

Sorrows || A FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt