Kapitel 1

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Da stand er, ganz in schwarz angezogen, an ihrem Grab und weinte. Die Beerdigung war gerade vorbei und alle anderen, die dort waren, gingen. Nur er stand noch da und starrte auf den Grabstein, auf dem ihr Name stand: 

Alva Rain 2008-2023

 Es war absurd, dass sie Rain hieß und im Regen gestorben war. Den Angaben zufolge hatte sie Selbstmord begangen. Sie war im Regen, auf einer Wiese, erfroren und ein Tag darauf von einigen Wanderern aufgefunden worden. Die es sofort der Polizei gemeldet hatten. Er hatte einen Anruf von Alvas Mutter bekommen, das sie Tod sei und er zu ihrer Beerdigung eingeladen war.

Einen Monat später fand dann die Beerdigung statt. Sie war schon immer ein Natur-Mädchen gewesen, weshalb ihre Eltern entschieden hatten sie in einer Urne auf einem Waldfriedhof zu begraben. Nur einen Grabstein wollten sie traditioneller Weise aufstellen.

„Lukas?!" rief ihn eine Stimme von hinten. „Komm, wir müssen los. Die Trauerfeier beginnt." Es war seine Mutter. Er war so in Gedanken versunken gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie alle anderen schon zum Zelt gelaufen waren, in dem die Trauerfeier stattfinden sollte.

Er drehte sich um und sah seine Mutter vorm Zelteingang stehen und ihm zuwinken. Er winkte zurück und lief auf sie zu. „Alles okay?" fragte seine Mutter. Natürlich war nicht alles okay, seine Freundin... okay, Ex-Freundin. Sie hatten sich drei Wochen, bevor Alva gestorben war getrennt. Aber sie war ein großer Teil seines Lebens gewesen und er konnte sie nicht einfach so vergessen. Aber das sagte er natürlich nicht. Er sagte: „Klar." und lief an seiner Mutter vorbei ins Zelt.

Drinnen standen und saßen die Trauergäste und unterhielten sich in bedrückter Stimmung. Während er an den Menschengruppen vorbei ging schnappte er ein paar Gesprächsfetzen auf. Sie sprachen größtenteils über Sie, Alva. Die meisten waren aus der Schule, aber auch Familienmitglieder und Nachbarn waren dort. Er sah ein paar bekannte Gesichter wollte aber mit keinem das Gespräch anfangen und war froh, dass keiner ihn ansprach.

Nach einiger Zeit, in der Lukas nur herumsaß und die Leute beobachtete, kam sein bester Freund auf ihn zu und boxte ihm spielerisch an den Arm. „Hey, findest du es hier auch so langweilig?" fragte er und ließ sich neben ihn auf den Stuhl fallen. Sein bester Freund, Noah hatte noch nie ein Gespür für ungeeignete Momente gehabt. Und nun auch jetzt. „Es ist ne Trauerfeier, was verlangst du davon? Außerdem ist es die Trauerfeier meiner Ex, also ein bisschen mehr Respekt bitte." antworte Lukas. 

Noah und er kannten sich schon seit der Grundschule und waren seither beste Freunde. Vor ein paar Jahren waren sie dann zusammen aufs Gymnasium gewechselt. Sie verstanden sich immer super und konnten Stunden zusammen reden, obwohl  sie nicht wirklich viel gemeinsam hatten. 

Noah war eher der sportliche Playboy. Er war schon in der Grundschule der Schwarm aller Mädchen, mit seiner großen, sportlichen Statur und seinem braunen Wuschelkopf. Er hatte bestimmt schon über 20 Freundinnen. Dazu war er noch Captain des Fußballteams und auch nicht schlecht in der Schule. Er war sehr beliebt, ganz im Gegensatz zu ihm. 

Lukas war mit seiner sehr großen, schlanken Figur und seinen braunen Haarennicht so der Mädchen crush. Er war sehr gut in der Schule und trieb wenig Sport. Er liebte es zu lesen und Mathe Rätsel zu lösen, weswegen er oft als Streber bezeichnet wurde. Noah verteidigte ihn dann immer und sorgte dafür, dass er nicht   gemobbt wurde. Mit Mädchen verstand er sich auch gut, diese sahen ihn aber eher als Kumpel und nicht als potenziellen boyfriend. Alva war seine erste richtige Freundin und mit der hatte er nach zwei Monaten Schluss gemacht. Und jetzt hatte sie Selbstmord begangen.

„Hallo? Erde an Lukas." „Hhmm hää, was?" Noah wedelte ihm mit seiner Hand vor der Nase rum. „Du warst so in Gedanken versunken, ich dachte schon du hast vergessen, dass ich da bin." sagte Noah und sah ihn misstrauisch an. „Ja, ja. Sry, war in Gedanken. Wo waren wir?" fragte er. „Wir  wollten uns was zu essen holen." antwortete Noah und zog Lukas hoch. Zusammen gingen sie zum Buffet und taten sich Essen auf. 

Der restliche Abend verlief relativ ruhig. Noah und Lukas redeten und aßen noch viel und die bedrückte Stimmung hab sich langsam auf. Sie  redeten mit vielen Freunden und Alva's Familie. Sie waren am Boden zerstört und Noah versuchte so gut es ging sie aufzuheitern doch nicht irgendwann schickte Lukas ihn weg, weil er die Familie zu sehr bedrängte. Gegen 21:00 Uhr waren alle sehr müde und machten sich auf den Weg nach Hause, bis nur noch Alva's Eltern, Lukas, Noah und ein paar Freunde der Familie übrig waren, die beim Abbau halfen.

Nachdem das Zelt vollständig abgebaut war und alles in den Miet-Lieferwagen von Alva's Eltern gepackt wurde stiegen alle in ihre Autos und fuhren weg. Alva's Eltern nahmen Lukas und Noah dankbarer Weise mit und setzten sie vor ihren jeweiligen Häusern ab. 

Als Lukas am Abend in seinem Bett lag dachte er noch lange über Alva nach. Warum wollte sie sterben? Warum so früh? Sie war doch erst 15. Hatte sie sich wegen ihm umgebracht? Weil er sie verlassen hatte? Er wollte sie doch nur nicht verletzten. Anfangs hatten sie so viel Spaß zusammen doch gegen Ende sah sie immer so unglücklich aus, egal, was er versuchte. Er schaffte es nicht sie aufzuheitern. Schlussendlich hatte er sich von ihr getrennt, da er dachte, dass er Schuld an ihrem Unglück war. Aber war es so? Sie sah nach ihrer Trennung noch trauriger aus. Und einige Zeit später hatte sie sich dann umgebracht. Er dachte noch viel darüber nach und ihn plagte das schlechte Gewissen, als er schließlich einschlief. 


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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 03, 2023 ⏰

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