Ein Vollpfosten auf Rollen - Kapitel 1.4

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Ein Vollpfosten auf Rollen - 1.4


Als der Schwindelanfall vorbei ist, atme ich ein paar Mal tief durch.

»Autsch!«, knurrt sie mich an. »Kannst du mir nicht auf eine dezentere Art mitteilen, dass ich die Klappe halten soll?!«

Ich ignoriere erfolgreich ihre Worte, wie auch den nächsten Schwindelanfall. »Und weißt du was? Sein Atem riecht wie abgestandenes Blumenwasser, vermischt mit penetrant riechenden Pfefferminzbonbons.«

Lila verzieht das Gesicht. »Okay, deine Botschaft ist angekommen. Wie eklig. Und das auf leeren Magen.« Ein langgezogener Seufzer untermauert ihren Unmut. »Was für ein Verlust, wo er doch echt zum Niederknien aussieht.«

Ich verdrehe entnervt die Augen und versuche erst gar nicht zu verbergen, dass mir dieser typische Ausrutscher in die Oberflächlichkeit voll auf den Zeiger geht. Und es geht noch weiter.

»Zara, wenn du wüsstest, was für einen kläglichen Welpenblick er draufhatte, als du ihn gestern beim Mittagessen so einfach hast stehenlassen. Er konnte nicht mal etwas ...«

Und da steht er plötzlich wieder. Ganz nah. Die Fata Morgana dieses Arrow-Typen.

Okay, im Grunde genommen kann er nicht wirklich eine Einbildung sein, so viel steht fest. Keine Ahnung, wie er es angestellt hat, vorhin einfach so zu verschwinden. Hey, vielleicht ist er etwas Unmenschliches oder Überirdisches oder was auch immer. Auf jeden Fall besteht kein Zweifel, dass er jetzt wieder dasteht, neben meinem Schließfach. Selbst wenn ich nicht gespürt hätte, welche Autorität und Macht von ihm ausgeht, so hätte ich seinen düsteren Blick nicht ignorieren können. Diese rabenschwarzen Augen und dazu die gewundene Tätowierung, die sich über seine Finger schlängelt. Alles an ihm wirkt bedrohlich.

Wieso steht er ausgerechnet so nah meinem Schließfach?! Echt großartig! Und als würde das nicht schon reichen, sieht er mir nun auch noch direkt in die Augen. Mir wird etwas klar: Er hat es auf mich abgesehen.

Shit!

»Zara, du hörst mir überhaupt nicht zu!«, nörgelt Lila neben mir.

»Sei ruhig!«, zische ich Lila eindringlich an und zerre sie hektisch an den Schultern herum, in der Hoffnung, dass sie den Typen endlich auch bemerkt. Ich selber gerate dabei ins Taumeln und pralle mit meinem Hinterkopf unsanft gegen die Spindtür. Mein Kopf fühlt sich an, als ob mein Hirn von einer Hand gepackt und gequetscht würde. Gleißende Flecken tanzen vor meinen Augen. Und da sind Worte, leise, so leise, dass ich nicht sagen kann, von wem sie kommen.

Alles ist, wie es sein soll, Zara. Hinterfrage nicht ...

Es sind nur wenige unkonzentrierte Sekunden, aber als ich die Augen wieder aufschlage, sind die Worte wie weggewischt. Allmählich lösen sich die gleißenden Flecken in meinem Blickfeld auf und über mir erscheint Lilas Gesicht, aus dem jede Farbe gewichen ist. Plötzlich erkenne ich die Köpfe vom Rest meiner Clique vor mir, von Isa und Chris. Sofort fühle ich mich besser.

Wie immer spreche ich den ersten albernen Satz aus, der mir durch den Kopf schießt. »Lila, mach den Mund zu, es zieht.«

Überraschenderweise gehorcht sie ohne Widerworte. Und Isa weiter hinten grinst, aber nur kurz, dann kauert sie sich zu mir hin.»Ist alles in Ordnung? Du siehst echt schrecklich aus. Was war denn nur los mit dir?«

»Keine Ahnung. Mir war plötzlich so schwindelig und dann ...« Ich breche ab, blicke an meinen Freunden vorbei. »Wo ist er hin?«

»Von wem sprichst du? Und wie siehst du überhaupt aus?« Chris zieht seine Brauen so hoch, dass sie beinahe seinen Haaransatz berühren.

»Na der Typ, der gerade noch hier gestanden und mich angestarrt hat.« Ich blicke von einem zum nächsten. Bei allen dasselbe: sorgenvolle Gesichter.

»Da war niemand, Zara«, wispert Isa.

Ich schüttle gedankenverloren den Kopf. Was ist nur mit mir los? Ich erinnere mich genau an die Begegnung mit dem Skateboard-Typen, an mein Schlamm-Bad und Lilas Moralpredigt wegen Nils. Und an diesen ganz in schwarz gekleideten Kapuzen-Kerl. Aber der ist wieder wie vom Erdboden verschluckt.

»Aber ... da ...«, stammle ich. Warum sitze ich eigentlich auf dem Boden des Schulkorridors? Es ist, als ob mir eine innere Stimme etwas zuwispert, doch ich verstehe es einfach nicht. »Irgendetwas war noch ...«


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Ich möchte mich bei euch allen von Herzen bedanken, dass ihr alle so liebe Kommentare und Votes hinterlassen habt und die ersten paar Kapitel schon unglaubliche 1.500 Klicks erreicht haben - das ist einfach der Wahnsinn!! Dankeschöööön!


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PS: Das auf der Skizze ist "meine Zara" und die Zeichnung ist schon so alt, wie das Projekt selbst - mehr vier Jahre alt *-*


Stadt der Verborgenen (Die Phoenicrus-Trilogie 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt