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Es piepst. Es ist laut. Ein Piepsen. Ein zweites. Ein drittes Mal. Dann ist es aus. Ich mache meine Augen nicht auf. Zu sehr bin ich von den physischen Gefühlen überwältigt, die zuerst nur leicht gestartet haben und nun immer schlimmer werden. Vorallem mein After brennt unaufhörlich und das Kiefer pocht. Ich möchte wieder weg in den Schlaf driften, aber bevor das passiert, piepst es plötzlich wieder. Ich wage es die Augen einen Spalt zu öffnen. Sie setzten eine Welle an nicht aushaltbaren Stechem frei. Ich befinde mich in Sakusas und meinem Doppeltbett. Zusammengekauert und nackig. Das Piepsen, das immer wieder ertönt, kann ich als Endton der Waschmaschine identifizieren. Ich mache zuerst mal nichts. Liege erst mal nur da. Versuche zu verstehen, was passiert ist. Ist es tatsächlich passiert? Habe ich schlecht geträumt? Wo ist dieser Mann? Vorsichtig richte ich mich auf. Dabei zucke ich zusammen und muss erstmal schwer schlucken. Oder so ähnlich. Mühevoll schiebe ich mir das Tuch vom Kopf und nehme den Stoff aus meinem Mund. Kurz setzt ein Reflex ein, als ich bemerke, wie trocken meine Mundhöhle ist. Ich huste schwach. Stärker könnte ich es nicht aushalten. Ich würde meinen gesamten Körper spüren. Das würde ich nicht verkraften. Ich starte noch einen Versuch mich aufzusetzten. Es gelingt mir irgendwie. Ich denke nichts. Ich fühle keine Emotionen. Ich bin da. Meine Mundwinkel hängen nach unten. Mein Augen sind leer. Tod starren sie auf die noch nasse Blutlacke unter mir. Sie ist kalt. Das Blut an mir ist jedoch schon getrocknet und verkrustet. Es ist eklig. Ich muss es waschen.
Das Nachttischlämpchen ist an. Genauso wie das große Licht im Wohnzimmer. Es blendet mich. Mein Blick wandert zur linken Seite von mir und ich erkenne ein Bild. Mit bibbernden Händen gereife ich danach und sehe es mir an. Da bin ich drauf. Es wurde wohl aufgenommen, nach dem ich bewusstlos geworden bin. Auf dem Bild ist eine Warnung notiert: Mach nichts Falsches. Ich sehe auf. Was soll ich denn tun? Es gibt doch nichts zu machen. ... Es ist vorbei. ... Und wieder das Geräusch der Waschmaschine. Wie ausgewechselt erhebe ich mich, humple in das Bad und räume die Wäsche aus. Kurz muss ich inne halten, um den Schwindel und das schwarze Flackern vor den Augen verschwinden zu lassen. Mit einer unheimlichen Selbstverständlichkeit beginne ich das Bettzeug abzuziehen und einzuweichen, mache die Fenster auf, wasche mich selbst nur grob und Hänge die Wäsche auf. Wie in Trance beseitige alles was auch nur irgendwie darauf schließen lässt, was vor weniger als zwei Stunden vorgefallen ist. Keine einzige Träne vergieße ich dabei. Um ehrlich zu sein hat sich meine Mimik komplett versteinert. Ich weiß nicht was ich denken soll. Hin und wieder meldet sich eine Erinnerung von zuvor, welche ich wieder verdränge. Nachdem ich die Fenster wieder geschlossen habe, nehme ich den Föhn aus dem Bad und richte ihn auf den nun verwaschenen Blutfleck auf der Matratze. Er ist leider noch nicht getrocknet. Normalerweise würde mir das laute Geräusch des Haartrockners viel unangenehmer sein, aber momentan hör ich es kaum. Ich starre nur auf diesen Fleck und frage mich, wann er endlich trocken ist. Mach was ... Ich mach was. Soll ich das machen? Hoffentlich bemerkt es Sakusa nicht. Müde drehe ich das Gerät ab und sprühe einen Geruchsneutralisierer über die halbtrockene Stelle. Anschließend beziehe ich alles neu und mache das Schlafzimmer wieder frisch. Es ist sogar besser als davor. ... Vor ... vorher halt. Das letzte Bisschen, dass ich noch als dreckig empfinde bin ich selbst. Deshalb beschließe ich kurzer Hand duschen zu gehen. Es brennt. Es brennt so schlimm! Und sticht. und drückt. Pocht und zieht. Es soll einfach nur aufhören! Dieser Gedanken begleitet mich bis zu meinem Schlafplatz. Auch wenn ich bereits im Türrahmen war, habe ich mich gegen das Schlafzimmer entschieden. Stattdesen mache ich es mir auf der Couch mit einem Kissen und einer Fliesdecke bequem. Gute Nacht, Atsumu. Schlaf gut.

Nächster Tag

Es ist später Nachmittag. Die Schmerzen und die Müdigkeit verfolgen mich weiterhin. Auch mein vertseinertes Gesicht kann ich nicht ablegen, obwohl dass sehr untypisch für mich ist. Sakusa nennt mich eigentlich immer seinen Sonnenschein. ... Apropo Sakusa. Ich nehme mein Handy, das in der Küche auf der Arbeitsplatte liegt und sehe, dass eine Menge Nachrichten eingelangt sind. Jedoch mache ich mir nicht die Mühe auch nur eine anzusehen. Mein Freund kommt eh morgen. So wichtig kann es nicht sein. Im Schritttempo kümmere ich mich um die letzte Wäsche in der Waschmaschine. Die Blutflecken am Laken gehen nicht weg. Ich nehme es und stopfe es in den Mülleimer. Als nächstes Möchte ich mir neue Sachen zum anziehen nehmen. Dafür gehe ich Richtung Schlafzimmer, aber sobald ich das Bett erblicke stoppe ich. Mir wird flau im Magen. Ich geh auf das Gefühl nicht großartig ein und begebe mich wieder zur Couch. Dort  nehme ich mir einfach die Klamotten, die noch zum Trocknen am Ständer hängen. Alles kein Problem. ...
Die restliche Zeit verbringe ich vor dem Fernsehr, das Handy abgeschaltet.

Aufhören! )Kurzgeschichte(Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt