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-Seraphina-

Heute ist wieder einer der Tage, an dem uns Rosalind zum Unterrichten mit raus zum Steinkreis nahm, und zeigte, was für eine gemeine Hexe sie sein kann. Wie sie uns Schüler quälen kann. Gerade war Bloom, ihr absoluter Liebling, dran. Sie musste gegen eine erfahrene Luftfee kämpfen. Dabei machte sie wieder auf cool, was mir persönlich ziemlich gegen den strich ging. Nur weil sie denkt, sie sei die Beste, musste sie sich nicht gleich so aufspielen.

''Eure Gefühle sind nur ein Werkzeug. Nicht mehr und nicht weniger. Sie sind eine Kraftquelle. Euch wurde gelehrt sie zu kontrollieren. Doch das ist nicht immer die beste Option", hielt uns Rosalind einen Vortrag darüber, wie wir unsere Magie richtig einzusetzen haben. Die Luftfee, einen Ball aus Elektrizität in seiner Hand bereit haltend, nickte Bloom, die ihre Flammen auf ihrer Hand entstehen ließ, zu und schon fing das Duell an. Und da war es auch schon wieder vorbei. Die Luftfee schleuderte ihren Blitz schneller als Bloom reagieren konnte. Die elektrische Ladung traf sie an der Hand und sie verlor die Kontrolle über ihre Flammen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht taumelte sie zurück. Dann wendete sie sich wieder ihrem Gegner zu, sichtlich verärgert. Und der Wettstreit ging in die nächste Runde. Aber das Ergebnis war wieder das selbe. Ihrem Gegner bereitete es sichtlich vergnügen. Er ging mit immer stärkerer Vehemenz gegen sie vor, während Bloom immer wütender wurde.

Dennoch kämpfte sie weiter. Rosalind hingegen fuhr mit ihrem Vortrag fort: ''Im Kampf müsst ihr euch immer auf eure Instinkte verlassen."

Rosalind blickte die beiden Kämpfenden auffordernd an, was sie anspornte weiter zu machen. Ich konnte nicht anders als mit dem Kopf zu schütteln. Mittlerweile, so fand ich, war das ganze keine Übung mehr. Rosalind hetzte die Beiden gegeneinander auf. Und das schlimmste dabei war, dass Bloom sich hierbei nur noch lächerlich machte, was ihrer Laune nicht zuträglich war. Nicht nur dass sie einfach viel zu langsam mit ihrer Reaktion ist, nein... sie lässt sich da durch nur noch schneller provozieren.

''Lernt loszulassen...", sagte Rosalind und drehte sich um. Dabei blieb ihr Blick an mir hängen. Irgendwas an ihrem Blick sagte mir, dass sie mich an Blooms Stelle sehen wollte.

''...dann findet ihr eure wahre Kraft", sagte Rosalind, als sie merkte, dass meine Schwester jetzt vollkommen die Kontrolle verlor und kurz vor der Verwandlung stand. Erneut setzten die Kontrahenten zum Angriff an. Bloom hatte wieder leichte Startschwierigkeiten. Ihr Gegner nutzte das auf. Sein Gesicht war mit einem hämischen Grinsen verstellt, als er immer mehr und mehr Energie auflud. Die Blitze zuckten bis zum Boden und die umstehenden Schüler traten erschrocken einen Schritt zurück. Die Elektrizität zwitscherte und knallte. Das hatte nichts mehr mit einem freundlichen Wettstreit zu tun. Die würden sich noch umbringen. Dann streckte er die Hand nach Bloom aus und ein gewaltiger Blitz ließ den Platz zwischen den Steinen erstrahlen. Ich musste eingreifen. Die Luftfee, gegenüber von Bloom, machte jetzt Anstalten seine Macht gegen Bloom zu entfesseln, doch bevor sie auf Bloom traf, schritt ich ein. Ich warf einen Feuerball zwischen die Kämpfenden. Eine wärmende Flamme, die nicht verletzt, sondern meine Schwester abschirmen sollte. Eine Flammenzunge schnellte hervor. Sie war greifbar und formbar. Fast plastisch. Die Elektrizität prallte dagegen und wurde von der Flamme verschlungen. Vor mir schwebte nun eine Kugel aus Feuer und Blitzen, die den Bewegungen meiner Hände folgte. Überrascht sah ich auf. Alle um mich herum starrten mich an. Auch Rosalind war sprachlos. Ohne lange darüber nachzudenken, warf ich meinen Feuerball mit den Blitzen zurück zur Luftfee, aber langsam genug, dass er genug Zeit zum ausweichen hatte. Auch die Schüler hinter ihm konnten sich rechtzeitig ducken, ehe die beiden Mächte an den Stein hinter ihnen abprallten. Daraufhin gab es hier im Steinkreis einen lauten Knall. Kurz herrschte unendliche Stille. Alle sahen mich entweder überrascht, erschrocken oder geschockt an.

''Was sollte dass denn?!", schrie mich Bloom aus heiterem Himmel an.

''Ich habe dir mal wieder versucht den Arsch zu retten", entgegnete ich Bloom ungläubig.

-Bloom-

Überrascht sah ich meine Schwester an, als sie aus dem Steinkreis rannte. Ich war jedoch nicht die Einzige der es die Sprache verschlagen hatte. Alle hier sahen ihr nach. Kurz herrschte hier ein unangenehmes Schweigen, denn jeder musste das Gesehene erstmal verarbeiten. Aber bald darauf brach auch schon das große Getuschelt aus. Sachen wie: ''Wie hat sie das gemacht?" oder "Was war das denn bitte schön?" oder ''Die hätte uns damit alle Verletzen können!" hörte ich. Dann scharten sich ihre Freundinnen um sie. Diese Schlangen, mit denen auch ich mir ein Zimmer teilen musste. Sie umringten Phina und fragten, wie sie das gelernt hat und ob sie es ihnen beibringen kann. Meine liebe Schwester war natürlich mal wieder die Bescheidenheit in Person. Ätzend.

''Die Stunde ist für heute beendet, sagte Rosalind und verschwand aus dem Steinkreis. Nach und nach zerstreuten sich die Feen und nur noch Phinas Groupies blieben übrig.

Und natürlich ich. Allein am anderen Ende des Steinkreises, weil niemand auf mich wartete, oder mich mitschleifte. Egal wie sehr ich mich anstrengte, Phina war besser. Immer schon war das so. Unser ganzes Leben lang. Nur war das in der Schule nie so extrem aufgefallen. Aber wenn es um diese Magie ging war es überdeutlich sichtbar. Und alle liebten sie dafür. Dabei sind wir doch Zwillinge. Ich sollte die selbe Macht besitzen. Die selben Flammen. Wo waren sie?

Ich schloss die Augen und richtete den Blick in mich hinein. Aber ich konnte sie noch hören. Das Lachen der Mädchen war schrill und unausstehlich. Sie stimmten sogar einen Lobgesang für meine perfekte Schwester an.

"Phina, Phina, Phina!"

Dieses rhythmische Geträller machte mich Wahnsinnig. Mit jedem Takt spürte ich, dass irgendwas in mir versuchte auszubrechen. Was war dieses Gefühl? Wut? Hass?

Ja genau. Es war Hass! Genährt von meiner Verachtung baute sich ein Druck in meinem Inneren auf, der mit dem Singsang pulsierte. Mein ganzer Körper drohte zu zerspringen. Ich musste etwas dagegen tun. Diese heiße, unbändige Gewalt, musste weg. Diese Fröhlichkeit musste aufhören. Wie, wohin?

"Phina, Phina, Phina!"

Sie war die Antwort. Ich öffnete die Augen. Ich lächelte. Nein ich grinste. Ich hatte meine Antwort. Der angestaute Druck in meinem Inneren. Die Flamme, die ich zurückhielt, seit wir nach Alfea gekommen waren. Ich übertrug sie auf den Boden unter ihren Füßen. Ich fühlte mich so leicht, als er endlich weg war. Und dann ließ ich los.

Der Boden wölbte sich. Zuerst merkte nur Seraphina, was geschah. Natürlich merkte sie es. Sie stieß ihre Freundinnen beiseite und versuchte dann selbst davonzurennen. Dann Brach der Boden auf. Eine Explosion zerriss die Luft und entlud eine wunderschöne, grelle Stichflamme gen Himmel, so hoch, dass man sie bis zur Schule würde sehen können. Seht her ihr beschissenen Feen! Das da, das ist meine Magie!

The Fate of Twins 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt