[WATTYS 2023-WINNER/Fesselndste Welt] ** Marian, stehlende Adelstochter mit großem Herzen trifft auf Robin Hood, verwegener Dieb mit gewaltigem Ego. Werden sie alten Schmerz, Vorurteile und schließlich den grausamen Sheriff von Nottingham überwinden...
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England, Anno 1193
Nottinghamshire
Stunden war es her, da wandelte sich der Himmel langsam von feurigen orange- und rosafarbenen Tönen zu immer dunklerem Violett und Blau, bevor die Sterne am Firmament zu funkeln begannen. Wie Schafe zogen dicke, weiße Wolken träge über den Nachthimmel hinweg. Getrieben von einer lauen Spätsommerbrise trug der Windhauch den Duft von Heu und Wildblumen mit sich, während er durch Baumkronen und Blattwerk wehte.
Während auf den Wiesen und Auen das Zirpen der Grillen mit der Dämmung anschwoll und die Abendklänge ihre eigene Symphonie erschuf, waren zum Sonnenuntergang die erschöpften Bauern und Knechte von ihrer Arbeit auf ihren Feldern in ihr Heim zurückgekehrt. Inzwischen waren die Fensterläden der Häuser verschlossen, Feuer entzündet und Decken bis an das Kinn heraufgezogen worden, um die Kühle der Nacht auszusperren. Ein bleicher Sichelmond stand hoch am Himmel und warf seinen schwachen Schein auf das Land, das langsam aber sicher in tiefen Schlummer versank.
Eine breite Handelsstraße, welche sich wie eine Schlange durch Wald und Landschaft wandte, führte an Gehöften und Feldern, durch das dahinterliegende Dorf bis hinauf zur Festung der stolzen Grafschaft. Das silberweiße Mondlicht malte ein Spiel aus bleichen Schatten und Lichtern auf den Waldboden des Sherwood Forst und glitt über das dunkle Gestein der Burg des noblen Earl De Burgh, Fürst der im Schlaf liegenden Ländereien. Ihr auffallendes Dach, gedeckt mit roten Schindeln, verbarg die in ihrem Inneren Kammern, in welchen die Auszählung der Steuergelder vonstattenging.
Ein leises Klackern war es, das die sonst so stille Nacht durchzog. So schnell das Geräusch sich erhoben hatte, so zeitig war es bereits wieder verstummt. Die Gestalt jedoch, die sich an die kalten Mauern presste und im Schutze der langen Schatten vor den Augen der Wachen verbarg, verweilte einen Moment länger in der schützenden Dunkelheit. Mit pochendem Herzen drückte sich Marian näher an das Gestein der alten Festung. Moos und Flechten kitzelten unter ihren Fingern, als sie mit der Hand unruhig ein Stück des Mauerwerks umklammerte und einige Sekunden den Geräuschen im Burghof lauschte.
Irgendwo schnaubten oder scharrten die Pferde in der kleinen Stallung und Würfel klackerten auf einem Holzfass, an dem ein paar Wachen dem Glücksspiel frönten, um der lähmenden Langeweile einer Nachtschicht zu entrinnen. Die junge Diebin seufzte erleichtert, prüfte noch einmal den Halt ihres Hakens, den sie im Mörtel zweier Mauersteine verkeilt hatte und setzte ihre Schritte dann vorsichtig auf die zerbrechlichen, rötlichen Schindeln.
Nur ein Schritt trennte sie vom tödlichen Abhang, unter dem sich die glatte Burgmauer in die Tiefe erstreckte und schließlich auf dem harten Pflaster des Hofes endete. Ihre Finger hielten das Seil fest umgriffen, als sie sich daran herunterließ. Ein Surren begleitete den schlanken Körper, bis die Stiefel leise auf dem schmalen Fensterbrett aufsetzten.