Naeryx stand dort wie angewurzelt. Vor ihm klaffte ein schwarzes Loch in den der Sarg seines alten Meisters angesenkt wurde. Die Kerzen des Pastors erhellten den Friedhof nur spärlich, sodass die Gesichter der anwesenden wie weiße Masken unter dem schwarzen Trauergewand hervorblitzten. Naeryx, ein magerer Bursche in Lumpen gekleidet blickte sich um und scannte die Gesichter der Mittrauernden. Er hatte den Mann geliebt wie einen Vater. Neben ihm stand Sir Umbrage, ein hochgewachsener Shadar'Kai dessen Reichtum er seiner Loyalität zu der Rabenkönigin verdanken konnte. In edlen Stoffen gekleidet schritt er vor, räusperte sich und begann mit tiefer, rauchiger Stimme zu sprechen: "Vesharil Tormund war ein Teil unserer Familie, eine treue Seele, ein bescheidener Mann. Wir werden ihn schmerzlichst vermissen." Naeryx hing der noblen Erscheinung an den Lippen. Er musterte seinen langen Mantel, der seine schmalen Beine im schwachen Wind umspielte, betrachtete seine schlanken Gesichtszüge, als er sprach. Er würde alles darum geben, ein solches Leben wie Sir Umbrage führen zu dürfen. Ein Leben eines reichen Herren, der gehen konnte wohin er nur wollte, keine Sorgen haben musste ob das Geld reichte.
Er wandte seinen Blick ab und sah Vesharils Sarg ein letztes Mal an, bevor er unter der dunklen Erde des Shadowfells begraben wurde. Dicker Nebel waberte um seine Waden, als er seinen Weg zu der kleinen Kapelle bahnte. Doch gerade als er eintreten wollte, spürte er eine Hand auf seiner Schulter.
"Mister Krumple....", er erkannte Sir Umbrages Stimme, die leise aber bestimmt durch die Stille schnitt "Ich erwarte euch am morgigen Tag um punkt 5 im Glockenturm. Arbeitet ihr zufriedenstellend, dürft ihr an unserem Abendmahl teilhaben."
"Sehr wohl, Master!", antwortete er schnell. Sein Herz begann augenblicklich zu schlagen. Eine Ehre sollte ihm zuteil werden, mit einer der reichesten Familien in Gloomwrought speisen zu dürfen. Er nickte kurz und betrat kurzerhand die Kapelle. Er kannte den Herren, er war abweisend und erteilte nicht den Befehl zu gehen. Sein Blick verriet es. Er hoffte auf ein neues Leben. Auf Glück im Unglück. Er nahm an der Trauerfeier teil, besuchte, wie es ihm geheißen war, den Notar von Mister Tormund und wartete geduldig, bis man ihn empfing.
"Mister Krumple, euer Chef Mister Tormund hat euch eine Kleinigkeit vermacht, sowie einen Brief", der Elf blickte ihn nüchtern an und hielt ihm stumm ein Paket entgegen, auf dem ein Brief mit echtem Wachs gesiegelt lag. Naeryx nahm das Paket dankend an und verschwand aus dem Büro. Im Glockenturm angekommen packte er das Paket aus. Ein senfgelber Anzug kam unter dem Packpapier zum Vorschein, sowie ein Anstecker inform einer Brosche. Naerys Augen weiteten sich vor Freude. Etwas so edles hatte er nie besessen. Das Waisenkind ohne Besitz und bis vor zwei Jahren noch ohne Heimat kam unter seiner Fassade zum Vorschein, als eine Träne so klein wie eine Süßwasserperle seine Wange herabrollte. Er packte den Brief aus und begann zu lesen:
"Mein lieber Naeryx, wenn du dies liest bedeutet das vermutlich, dass mich Lolth endlich zu sich gerufen hat und ich in Frieden ruhen kann. Ich möchte dir zum Abschied ein paar Regeln mit auf deinen Weg geben. Schließlich müssen wir Außenseiter zusammen halten. 1. Lass dich nie unter Wert bezahlen, auch nicht von Master Umbrage.
2. Achte gut auf dein Gold, wir haben nicht viel davon.
3. Wenn dein Traum in Sicht ist, folge ihm."
Naeryx legte den Brief beiseite und wischte sich die Träne aus dem Gesicht. Pünktlich zum Abendmahl läutete er die Glocke der Umbragemansion. Und am Fuße der Türschwelle konnte er eine Gestalt erkennen, die von Master Umbrage persönlich ins Haus gezerrt wurde. Eine dürr Gestalt, beschmiert mit bunter Farbe und gekleidet in ein Kostüm, was in allen Farben des Regenbogens schillerte.
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Witchlight - Origin
FanfictionOrientiert an dem DnD 5e Modul, treffen tief im Shadowfell der Drow zwei ungleiche junge Herren aufeinander, die sich auf den ersten Blick nicht unähnlicher sein könnten. Doch die Zeit beweist, dass sie beide ein und dasselbe vom Leben wollen: Extra...