Kapitel 5

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Ich folgte meinem Herrn in ein karges, weißes Zimmer. Weiterhin leidete ich stumm mit Tränen. Ich gehörte wirklich ihm. Gekennzeichnet mit den silbernen Ringen, die mich an ihn banden. Mir zeigten, dass ich ihm unterlegen war. Mir endgültig bewiesen, dass ich verloren hatte. Mein Vorsatz nie endgültig zu der willenlosen Sklavin, welche die Menschen von mir verlangten, zu werden-zerstört. Mein Leben-zerstört. Ich-zerstört. Er hatte seinen Willen bekommen und ich lag nun vor ihm im Dreck.

,,Hier ist dein Zimmer, mon esclave", unterbrach mein Herr meine Gedanken. Verwirrt schaute ich mich um: Ein Bett, mit weißem Bezug, ein ebenso weißer Vorhang vor einem großen Fenster, ein Schrank aus edlem weißen Holz an der linken Seite und ein Tisch vor dem ein Stuhl steht. Irritiert fragte ich: ,,Warum stecken sie mich nicht einfach in einen Käfig, wie es jeder andere gemacht hatte, Herr?" Herr. Dieses einzige Wort zerstörte mehr in mir, als das die vielen Schläge es je getan hatten. Genervt blickte mein Herr mich an: ,,Du bist meine Sklavin, Kiya. Also gehörst du mir. Und was nützt es mir dich zu schlagen oder in einen winzigen Käfig zu sperren?" So hatte ich das noch nie gesehen. Ich schwieg. ,,Jetzt leg dich hin und schlaf, morgen bringt dich Gaspart in mein Büro.", befahl er. Weinend nickte ich. Ich wollte nicht tun was er sagte. Ich wollte ihn nicht Herr nennen. Ich wollte morgen nicht in sein Büro. Aber ich musste. Zitternd ging ich in Richtung Bett. Zwischendrin schaute ich ängstlich zurück. Hatte Angst das mein Herr mich doch schlug, mich demütigte. Obwohl das hatte er schon getan. Mehrmals. So oft das ich jetzt keinen Willen mehr hatte. So oft das ich aufgegeben hatte. So oft das ich ihm gehorchte. Als ich im Bett lag, war mein Kissen von den stummen Tränen feucht.

Nachdem mein Herr verschwunden war, lag ich nur noch weinend im Bett. Ein häuflein Elend, das wusste das es verloren hatte. Ich gehörte ihm. Musste tun was er sagte. Ohne Willen, ohne Gegenwehr. Musste diesem Mann für immer gehorchen. Ich war nie frei gewesen. Hatte die Welt noch nie ohne die kalten Fesseln, die an meine Gelenken geschlossen waren und welche mich als nutzlose Sklavin auszeichneten, gesehen. War noch nie einer eigenen Entscheidung gefolgt. Hatte nie einen eigenen Willen. Einzig und allein die frechen Bemerkungen, die ich hin und wieder ausstieß, hatten mich Überleben lassen. Hatten dafür gesorgt das ich nicht vollständig zusammenbrach. Das hatte ich jetzt nicht mehr. Das wurde mir genommen. Das einzige was mich hielt. Das einzigste was mir half noch ein wenig von Kiya, dem Mädchen welches einfach ein Mensch sein wollte, welches einfach leben wollte, in mir zu behalten. Zwar versteckt, aber ich hatte es noch. Dieser winzige Teil wurde nun mit Gewalt herausgerissen. Die blutenden Wunden, die er hinterließ, waren meinem Herrn egal. Ich war ihm egal.

Ich wachte auf, weil Gaspart an meiner Tür klopfte. Er trat ein und legte ein Haufen Kleider auf meinen Tisch:,,Geh duschen, kämm deine Haare und zieh das an. Dein Herr erwartet dich in seinem Büro. Eine Dienerin steht hier draußen und wird dich führen." Schon ging er wieder aus dem Zimmer. Verwirrt blickte ich mich um. Am Ende des kleinen Raumes war eine Tür, die ich vorher garnicht gesehen hatte. Irritiert lief ich, mit den frischen Kleidern im Arm, auf diese Tür zu. Sie war nicht verschlossen und ließ sich leicht öffnen. Ängstlich schaute ich in den kleinen Raum hinein. Weiße Fließen, ein modernes Waschbecken, eine Toilette und eine Dusche. In diese sollte ich anscheinend. Warum ließ mich mein Herr duschen? Meinen anderen Herren war nie etwas daran gelegen, das ich sauber war oder 'hübsch' aussah. Es hätte aber auch keinen Sinn gemacht, weil sie mich die ganze Zeit geschlagen hatten. Ich drehe mich um und schaue in den Spiegel, der über dem Waschbecken hängt. Mich schaut ein verängstigtes 17jähriges Mädchen mit sehr verzausten Haaren entgegen. Meine Katzenohren hängen traurig herab. Sie sind an allem schuld. Ich bin ein Neko und deswegen Sklavin. Meine Backe ist angeschwollen und die alten Verbände kleben an mir. Außerdem habe ich den silbernen Ring um meinen Hals, den mein Herr mir angelegt hat. Dem Mädchen im Spiegel kullert eine Träne über die Wange.

Schnell entledigte ich mich meiner braunen Fetzen von Anziehsachen und löste die Zopfgummis von denen es mich wunderte das es sie immernoch gab. Mulmig ging ich in die Dusche. Ich hasste Wasser. Doch egal ob es mir gefiel oder nicht ich musste es tun. Weil mein Herr es von mir verlangte. Wenn er es will so muss ich es tun. Das war mein Schicksal und es würde sich nicht ändern. Ich war gebrochen. Wieder einmal wurde mir das klar. Ich kniff die Augen zu und drückte auf den Knopf. Schon schoss eiskaltes Wasser auf mich herunter. Schnell griff ich mir irgendein Shampoo und wusch mich. Langsam wurde das Wasser wärmer. Meine Tränen vermischten sich mit ihm und flossen gemeinsam den Abfluss runter. Ich stieg aus der Dusche uns schnappte mir ein Handtuch. Hastig trocknete ich mich ab. Dann insbizierte ich die Sachen die mir Gaspart gebracht hatte. Unterwäsche, eine Schwarze Legins und ein graues T-shirt mit kurzen Armeln und tiefem Ausschnitt, so dass man die Ringe auf den ersten Blick sah. Ich schluckte und zog mich dann aber an. Ich griff zu der Bürste, die auf dem Waschbecken lag und versuchte meine Haare zu bändigen. Als ich dann irgendwann mit den Fingern durchfahren konnte ohne das ich die ganze Zeit feststeckte, flocht ich mir die vorderen zwei Strähnen. Als ich jetzt in Spiegel sah wies nur noch die geschwollene Backe auf die letzten Wochen hin. Vorsichtig ging ich aus meinem Zimmer und traf auch die 'Dienerin' auf die Gaspart mich hingewiesen hat. Sie führte mich schweigend zum Büro meines Herrn. Durch die langen, breiten Flure des Herrenhauses. Ich erkannte die Tür schon von außen. Das letzte Mal als ich durch sie durchgegangen war, war ich überzeugt davon in spätestens zwei Monaten weiterverkauft zu werden. Ich war überzeugt davon die Strafen zu überstehen. Ich ging als Kiya durch diese Tür. Ich hatte noch einen winzigen Willen und die Kraft mich gegen meinen Herrn aufzulehnen. Ich war ungebrochen durch sie gegangen. Und war dort gegen mein Herrn vorgegangen, hatte ihn weder 'Herr' genannt noch war ich vor ihm gekniet. Und ich trug keine Ringe mit seinem Namen. Jetzt würde ich sie als Sklavin durchschreiten. Als seelenlose Neko. Und ich würde vor ihm knien. Ich musste vor ihm knien. Ich würde ihn mit 'Herr' anreden und ich würde seine Zeichen tragen. Festgeschlossen. Ich würde ihm gehören. Würde nur noch ein Gegenstand sein. Sein Gegenstand. Und ich konnte es nicht ändern. Konnte nicht gegen ihn gewinnen. War verloren. Seine Sklavin.

Langsam drückte ich die Klinke hinunter. Wie beim ersten Mal saß mein Herr skeptisch hinter seinem Schreibtisch. Wie beim ersten Mal knallte die Tür laut hinter mir zu. Wie beim ersten Mal zuckte ich zusammen. Wie beim ersten Mal schaute er mich mit diesem Blick an. Es war genau gleich und doch so anders. Ich war jetzt gebrochen. Ich war seine Sklavin. Ich sank vor ihm in die Knie. Als sich schon wieder Tränen in meinen Augen bereit machten, wischte ich sie hastig weg und schaute zu meinem Herrn nach oben. ,,Du lernst, mon esclave, du lernst.", gab er zufrieden von sich:,, Und jetzt muss ich dir was erzählen, Kiya, du bist meine Sklavin deswegen grigst du es eh irgendwann mit. Wenn du es irgendeinem erzählst, der nicht in diesem Anwesen lebt..., obwohl ich muss dir gar nicht sagen was dir danach für Strafen blühen. Ich denke du verstehst, mon esclave? Ich habe sehr, sehr großen Durst deswegen muss ich es dir jetzt sagen." Er stand auf und lief um den gläsernen Tisch. Bevor ich über diese Worte nachdenken konnte redete er schon weiter: ,,Ich bin ein Vampir. Ich komme aus Frankreich und bin Herzog Élian Enghien. Hier nennt man mich aber Elias Edens. Keiner weiß das ich der vertriebene Herzog bin." Er stockte plötzlich und hielt sich die Hand vor den Mund. Er schien einen Krampf zu haben. Er? Ein Vampir? Mein Herr ist ein Vampir. Der einzigste Mann der mich brechen konnte ist ein Vampir. Ich gehörte einem Vampir. Mein Herz schlug schnell und ich zitterte, aber ich durfte nicht aufstehen. In mir wirbelte tausende von Gefühlen. Angst, Erfuhrcht, Trauer, Demütigung, aber vorallem Angst. Große Angst die sich in riesigen Wellen in mir ausbreitete. Wollte er mich töten? Einfach so? Aber ich musste weiter vor ihm knien, er hatte nicht gesagt das ich aufstehen durfte. Verkrampft blieb ich auf dem Boden knien. Vor Angst nicht im Stande mich zu wegen. Mein Herr war inzwischen bei mir angekommen. ,,Steh auf", brachte er unter hervorgehaltener Hand hervor. Hastig erhob ich mich. Er war ganz nah: ,,Ich muss dich jetzt beißen, mon esclave, es tut ein bisschen weh. Pass auf. 1-2-3" Und dann biss er, genau unter den Halsring. In meine Haut. Zuckender Schmerz durchfuhr meinen ganzen Körper. Ich wollte schrein, doch konnte keinen Ton von mir geben. Wollte ihn von mir wegstoßen, doch konnte mich nicht bewegen. Ich spürte jeden Tropfen Blut den er aus meinem Körper trank. Jeden Tropfen den er mir nahm. Und es schmerzte. Machte mich schwächer. Der Schmerz war gewaltig. Ich fühlte mich als würde jedes Leben aus mir gezogen werden. Alles was ich noch besaß. Ich schwankte und fand mich in seinen Armen wieder. Und er trank. Trank fast alles Blut aus mir heraus. Es tat nicht nur ein bisschen weh, es tat mehr weh als alles was ich jemals davor gespürt hatte.
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1604 Wörter
-war die Wendung von Élian zu unerwartet? 😅
-Bin wieder zuhause und hatte Zeit zu schreiben deswegen ja. Das war das 5. Kapitel hoffe euch hat es gefallen und würde mich freuen wenn ihr die Geschichte von Kiya weiterverfolgt wenn sie euch interessiert 💜💜

Auf ewig Sklave Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt