Fear - Thomas

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Verträumt drehe ich meinen Ring am Finger hin und her, das matte, schwarze Metall liegt kühl um meinen Finger. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, ihn immer zu tragen. Phillip hat den Kopf in die Hände gestützt und blickt verloren auf den Haufen Papiere vor ihm. Seit fast einem Jahr sind wir jetzt verheiratet, es gab einige Schwierigkeiten im Job. Als Ehepaar ist es eigentlich nicht erlaubt auf dem selben RTW zu arbeiten. Aber wir haben es möglich gemacht, ich weiß immer noch nicht wie die Leitstelle es geschafft hat, das mit der Versicherung zu klären aber ich beschwere mich sicherlich nicht. Ich lasse Phillip mit dem Papierkram alleine und setzte mich vor den Fernseher um die Nachrichten anzusehen. Eine halbe Stunde und ein Haufen bullshit später sitze ich immer noch gelangweilt vor dem Fernseher. „Uns ereilt gerade eine spannende Meldung von unserer Journalistin aus dem Bundesgefängnis, anscheinend wurde heute morgen der gewalttätige Sexualstraftäter Albert Schmidt aus dem Gefängnis entlassen. Er wurde für den Jahrelangen schweren missbrauch seines Sohnes Thomas Schmidt für 7 Jahren verurteilt, das allerdings ist noch nicht einmal 4 Jahre her. Es verwundert uns alle, wie er so früh auf Bewährung entlassen werden konnte." Ich kann mich kaum bewegen als die Nachricht in meinem Gehirn ankommt. Phillip springt auf, „Thomas?! Hab ich das grad richtig gehört??" Ich kann nicht antworten und zittere vor Angst. ich sehe aus dem Augenwinkel wie Phillip auf mich zustürmt, er zieht mich in seine Arme und ich kann die Tränen nicht mehr zurückhalten. Jetzt war doch einmal alles gut! Ich verstehe nicht wie es sein kann dass mir immer diese Dinge passieren?! Endlich waren es mal nur Phillip und ich, und niemand der versuchen wird mich umzubringen! Das kann doch nicht wahr sein.

Der Schock sitzt Tage später immer noch tief, als Phillip und ich auf dem Polizeirevier sitzen. Paul schaut mich von der anderen Seite des Schreibtisches mitleidig an, hinter der Tür zum Nebenraum hört man Phillip schreien. Das unangenehme Schweigen ist unerträglich aber auch Phillips Gebrüll will ich nicht zuhören, doch es lässt sich nicht vermeiden. „Was soll das heißen, wir kriegen keinen Persönlichen Schutz?!" Stephan antwortet ruhig, jedenfalls versucht er es, „Phillip, was soll ich denn machen? Wir haben auch Personal mangel, wir haben keine..." Phillip unterbricht ihn, „Und wie stellst du dir das vor? Thomas und ich arbeiten einfach seelenruhig weiter, während sein Vergewaltiger frei rumläuft und uns wahrscheinlich beide umbringen möchte?? Wie soll das denn gehen? Erinnerst du dich was das letzte mal passiert ist als wir eine Gefahr nicht rechtzeitig beseitigt haben?!" Stephan schweigt bedrückt und Paul räuspert sich beschämt. „Es tut mir wirklich leid Phillip, ich weiß nicht wie ich dir helfen soll, wir haben kein Personal für sowas! Außerdem wurde er für nicht Rückfallgefährdet eingestuft." Phillip rastet wieder aus, „Das glaubst du doch selber nicht!" Die Tür fliegt auf und Phillip stürmt an mir vorbei, „Thomas komm!" Ich stehe auf „ich sag bescheid wenn wir zuhause sind" Paul nickt, ich werfe Stephan noch einen entschuldigenden Blick zu, bevor ich Phillip folge.
„Nein ich fahre" Phillip nickt nur und steigt an der Beifahrerseite ein. Ich habe meinen Führerschein noch nicht so lange, aber selbst ich weiß dass fahren in seinem aktuellen Zustand nicht die beste Idee ist.
„Ich fand das grad nicht ok Phillip." sage ich leise und halte den Blick auf die spärlich beleuchtete Straße gerichtet. „Ich meine es ernst Phillip, die beiden haben so viel für uns getan, wir sind so gute Freunde." Ich erwarte was als nächstes passiert nicht und zucke zusammen als Phillip mit beiden Händen auf die Armatur schlägt. „Was willst du denn jetzt Thomas? Was hätte ich deiner Meinung nach machen sollen?! Huh? Still rumsitzen und hoffen dass wir nicht sterben?!" Ich spüre eine Träne meine Wange runter rollen, er hat mich noch nie so angeschrien. „Ja jetzt sagst du nichtsmehr! Das ist mal wieder typisch du, nicht mal gegen deinen eigenen Ehemann kannst du dich verteidigen, genauso wie du dich nicht gegen deinen Vater oder Luis verteidigen konntest!" Ich kann kaum glauben was er gerade geschrien hat. Ich schlucke meine Tränen runter und trete auf die Bremse, wir sind am Stadtrand und noch ziemlich weit weg von Zuhause. Ich bleibe stehen und drücke den Knopf für die Türentriegelung. „Raus" sage ich leise, während ich geradeaus auf die Straße starre, „ist das gerade dein Ernst?" „Raus." Ich werde nicht lauter, ich sehe ihn nicht an, ich warte einfach nur ab. Er schnappt sich seine Jacke und steigt aus, er knallt die Tür laut zu und ich gebe Gas. Ich weiß genau wo ich jetzt hin will, zu Jacky.

Die Tränen sind versiegt als ich vor Jackys Tür stehe, sie öffnet mir strahlend, bevor sie mein verheultes Gesicht sieht. Sie zieht mich am Arm in die Wohnung. „Was ist passiert Thomas?" Ich sehe sie an und meine Trauer, meine Angst und die Wut kommen wieder in mir hoch. „Setzt dich erstmal, ich mach uns einen Tee." Ich lasse mich in die bekannten, roten Polster von Jackys Couch sinken, die Schwere der Situation trifft mich hart und ich fange an zu schluchzen. Jacky kommt aus der Küche angewuselt und nimmt mich in den Arm. „Oh Thommy, was ist denn passiert?" Ich weine gegen ihren Pulli und hinterlasse nasse Flecken. Als ich wieder einigermaßen zur Ruhe gekommen bin, erzähle ich ihr alles was passiert ist, während ich an meinem Tee nippe. Die warme Flüssigkeit rinnt meinen Rachen hinunter und eine angenehme Wärme breitet sich in mir aus. Jacky sieht mich geschockt an, als ich mit der Geschichte fertig bin. „Und das hat er wirklich so gesagt?" Ich nicke unter Tränen, „Das tut mir sooo leid Thommy, aber es war nicht ok, dass du ihn einfach rausgeschmissen hast." „Ich weiß" sage ich seufzend „und es tut mir auch wirklich leid, aber ich war so wütend und verzweifelt und ich habe so viel Angst." Sie nickt und nimmt mich wieder in den Arm. „Dieser Shit passiert immer dir" „ja, ne?" Ich lache durch die Tränen. Sie lacht mit und die Stimmung ist gleich ein wenig besser. „Du solltest Phillip anrufen." Ich nicke.
Phillip ist nicht rangegangen und auch Jacky hat es nochmal probiert, aber nichts. Wir haben Pizza bestellt und ich habe mich dazu entschieden heute Nacht bei Jacky zu bleiben.
Sanftes Licht durchdringt die Vorhänge als ein Auto vorbeifährt. Ich liege wach und starre an die Decke, ich kann einfach nicht schlafen ohne zu wissen dass Phillip sicher Zuhause ist. Ich greife seufzend nach meinem Handy, die Helligkeit des Bildschirms blendet mich und lässt den Rest des Raums in absoluter Dunkelheit versinken.
Es klingelt nur 2 mal dann nimmt er ab. Ich setzte mich ruckartig auf. „Phillip? Wo bist du?" Erst Stille dann seine Stimme, aber verzogen und schludrig. „Thommy, ich..." „Bist du betrunken?!" frage ich alarmiert. „Thommy, ich werde dafür sorgen.. dass, er, dass er dir nie nieee wieder weh tun kann..." Die Leitung rauscht. „Phillip!!"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 22, 2023 ⏰

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Cursed Destiny (ASDS Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt