Lichtung

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Wir standen auf einer Wiese, einer unendlich weiten, saftig grünen Blumenwiese. Die Sonne strahlte warm und hell, kitzelte mich sanft im Gesicht. Auf meinen Armen streifte ein leichter Sommerwind entlang, fast, als wollte er mich streicheln. Die Wiese duftete nach wilden Blumen, ich roch den süßlichen Duft der Veilchen, den beruhigenden Hauch des Lavendels, einen belebenden, blumigen Duft eines wunderschönen, rosigen Flieders und eine wunderbare Kombination an Gerüchen der verschiedensten wilden Wiesenblüten, die sich um die herrlichste Jahreszeit auf dieser Lichtung tümmelten.
Mein Gesicht war gefüllt von einem tiefen Lächeln, während ich mit geschlossenen Augen den wohligen Duft des Sommers und die angenehme Wärme auf meiner Haut genoss.
Plötzlich spürte ich an meiner rechten Hand eine sanfte Berührung und mein Herz machte einen kleinen Sprung. Ich blinzelte und sah an meinem Arm herunter. Er fuhr ganz langsam mit seinen Fingern an meinem Handrücken entlang. Ein aufgeregter Schauder fuhr von meinen Fingerspitzen aus durch meinen gesamten Körper und endete schließlich in meinem Herz. Ich seufzte ganz leise und genoss die Wärme, die nun auch aus meinem Inneren kam.
"Mhh", machte er und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Etwas schüchtern blickte ich kurz auf und geradewegs in seine glitzernden, graublauen Augen, die auch mich ansahen.
Er versuchte, sein Lächeln zu unterdrücken, was ihm einen kleinen spitzbüberischen, schelmischen Gesichtsausdruck verlieh und zusätzlich für zwei winzige, niedliche Grübchen direkt neben seinen Mundwinkeln sorgte.
Um uns herum zwitscherten die Vögel harmonisch, als befänden sie sich auf einem gemeinsamen Konzertauftritt. Der duftende Flieder zu meiner Linken beherbergte Schwärme an traumhaft farbigen Schmetterlingen: tiefrote, schneeweiße, kanariengelbe, himmelblaue, veilchenlilane und hellgrüne Farbspektren verflossen zu einem wie gemalten Gemälde der Natur.
Ein paar dieser Schmetterlinge hatten sich scheinbar in meinen Bauch verirrt, denn dort fühlte es sich an, als würden ein paar einzelne, leichte Schmetterlingsflügel umherflattern und mir ein fast unscheinbares, sanftes Kribbeln verschaffen. Noch immer trafen sich unsere Blicke und noch immer ruhte seine Hand an meine gelehnt auf der Höhe meiner Hüfte. Vorsichtig nahm ich seine Hand in meine und beobachtete seine Reaktion. Der schelmische Gesichtsausdruck wich langsam wieder dem, eines ehrlichen, frohen Lächelns. Ich spürte eine leichte Röte in mein Gesicht schleichen und wandte meinen Blick von seinem ab. Darauf reagierte er mit einem Schritt nach vorne, näher zu mir heran. Durch die ineinander verschränkten Hände befanden sich nun nur noch unsere beiden Arme zwischen uns, ansonsten war dort keine Lücke mehr.
Plötzlich grinste er mit einem schelmischen Funkeln in den Augen und schubste mich von sich weg, sodass ich mit dem Po voran und einem lauten knacksen und knistern auf der grünen Wiese landete. Die schönen Blumen federten meinen Aufprall leider nicht so stark ab, wie es angenehm gewesen wäre. Dennoch musste ich nach einem kurzen Moment der Verwunderung laut loslachen, denn direkt nach seinem unerwarteten Angriff, wurde er von zwei Schmetterlingen attackiert, als wollten sie meinen Sturz rächen. Sie flogen auf ihn zu, stupsten ihn an, brachten wieder Abstand zwischen sich und ihn und starteten einen erneuten Sturzflug. Soweit ein Sturzflug als Schmetterling eben möglich war.
"Wie süß", lachte ich und versuchte, ein Bein von ihm zu fassen zu bekommen, um ihn ebenfalls auf den Boden zu kriegen. Doch er gab sich freiwillig geschlagen, besiegt von einem Admiral und einem Schwalbenschwanz, und ließ sich lachend neben mir auf den Boden fallen. "Schon gut, schon gut", prustete er, "ich gebe auf!"

Lichtung / ClearingWhere stories live. Discover now