Es ist eine recht alte Geschichte, die ich hier erzähle und doch ist sie so zeitlos wie nur eine Lagerfeuergeschichte sein kann, also hört zu.
Es war in einer jener schicksalhaften Juli Nächte, vor vielen Jahren und ich schlurfte mitten hindurch. Es roch nach Stille und die Straßenlaternen warfen ihr schummriges Licht auf den Gehsteig. Der Wolkenschäfer hatte seine Schäfchen dicht beisammen und so war der Blick auf die Sterne verdeckt als es passierte. Wo es her kam, ich kann es nicht sagen, aber es war groß und es stob mitten durch die Herde. Die Schäfchen flohen aufgeregt in alle Richtungen.
Ich fröstelte plötzlich. In diesem Moment war mein erster Gedanke, dass ich bereute meine Jacke Zuhause gelassen zu haben. Mein zweiter Gedanke jedoch galt dem Wesen, dass soeben die Wolken vertrieben hatte. Hatte ich mir das eingebildet?
Da zog sich ein dünner Film aus Eis über die Wiese neben dem Weg. Ein Rascheln, ganz nah. Nervös schielte ich zu der alten Kastanie, wo ich den Ursprung des Geräusches vermutete. Beinahe hätte ich da geschrien,denn ich blickte in große, runde Augen die mich feindselig anzublitzen schienen. Sagte ich groß? Riesig trifft es eher! Wie Fußbälle waren sie, mindestens, und sie glühten wie die Kohlen in diesem Feuer. Die Augen gehörten zu einem Körper mit seidigem Glanz. Die Äste der Kastanie bogen sich unter dem Gewicht des monströsen Tieres, dass sonst einem Raben glich. So wie ich das Wesen beobachtete, war mir plötzlich nicht mehr kalt, obwohl die ganze Wiese noch immer von der Eisschicht bedeckt war.
Da passierte es. Das Wesen öffnete seinen Schnabel und ein heißeres Krächzen erklang in die Nacht. Ich hatte mich übrigens längst gefragt, ob ich nicht doch ein, zwei Bierchen zu viel gehabt hatte. Heute bin ich mir da sicher, denn das zweite Krächzen klang für mich fast wie menschliche Worte. "Komm mit mir!",krächzte das Wesen erneut. Ich habe damals den Kopf geschüttelt und da war es in den Himmel gestiegen. Das ausbreiten seiner Schwingen klang dabei, als hätte ein alter Ritter sein Schwert gezückt. Ja, es war als würde es mit Klingen durch den Himmel schneiden.
Was aus dem Eis wurde?
Naja, das verschwand mit dem Wesen, mitten durch die Nacht.
Ich kann bis heute nicht sagen, ob ich damals das Abenteuer meines Lebens verpasst habe oder ob ich dem Tod von der Schippe sprang, aber niemals werde ich des Tieres Blick auf mir vergessen.Ich sehe ihn in unseren Kohlen...
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Geschichten die die Glut erzählt
Short StoryEr schaute hinab in das ersterbende Feuer und pikste mit dem von Mashmallows klebenden Stock in die rote Glut. Der Autor wusste nicht wie, er wusste nicht warum, aber die Reste des Feuerholzes schienen ihn zu drängen ihre Geschichten anzuhören. Gesc...