»Shit, das tut echt weh!«, Kevin presste ein Taschentuch auf die Wunde an seinem Handgelenk. »Der braucht ja einen Maulkorb!«
Die Frau schnappte ihren Kleinen und bemühte sich, das tobende Kind im Buggy festzuschnallen. »Es tut mir ja so leid, ich weiß nicht, was in Maximilian gefahren ist, er hat so etwas noch nie gemacht.« Sie wischte sich mit einem Tuch über die Stirn. Das Kind wand sich in dem Wagen, trat mit seinen Füßchen fest gegen den Fußschutz. Sie strich dem Kleinen über seine Locken, zog aber die Hand zurück, als er versuchte, auch nach ihr zu schnappen.
»Hier, für Ihre Unannehmlichkeiten«, die Frau zog einen Schein aus ihrer Designertasche. Einhundert Euro. Dazu gab sie ihm ein Pflaster für seine Wunde.
»Ja, schon gut.« Er presste die Lippen zusammen, dieser kleine Teufel mit dem Engelsgesicht hatte verdammt spitze Zähne. Die Frau stopfte dem Jungen einen Schnuller in den Mund, auf dem er wild herum kaute. Sein Zorn schien sich zu steigern, wenn Kevin ihn anblickte. Deshalb schob er den Wagen zur Seite, so dass das Kind nur den Rasen sehen konnte, und half der Mutter, die Förmchen aus dem Sandkasten zu klauben.
»Vielen Dank, das ist sehr nett. Maxi hat so friedlich gespielt und ich war in mein Buch vertieft, dass ich gar nicht mitbekommen habe, wie er sich auf Sie gestürzt hat.«
»Ich bin gejoggt, hab nur kurz auf die Uhr geschaut, dann hing er schon an meinem Arm.«
»Im Miniclub in Tunesien war ein kleines Mädchen, das hat die anderen Kinder gebissen, er muss es sich von ihr abgeschaut haben. Es ist schon eine Weile her, irgendwie hat er es psychisch wohl doch nicht verarbeitet.«
Die Frau räumte das Spielzeug in das Fach über den Rädern des Wagens. Der Kleine zappelte und versuchte sich zu befreien. Die Mutter schob den Buggy brüsk an und eilte davon. Das Letzte, was Kevin sah, war der große bunte Schnuller, den der Knirps ausgespuckt hatte. Er beugte sich hinunter, um das Teil aufzuheben, damit er es der davoneilenden Mutter bringen konnte. Angewidert ließ er es gleich wieder fallen. Der Junge hatte den Sauger komplett zerkaut. Er lief nach Hause und weichte sein Shirt in kaltem Wasser ein. Er hoffte, dass er die Blutflecke so entfernen konnte. Danach nahm er den provisorischen Verband ab und begutachtete die Wunde, hielt sie dann unter fließendes Wasser, desinfizierte sie und klebte ein neues Pflaster darüber. Das würde eine Narbe geben. Verdammtes Balg.
Am Abend, als seine Freundin Hannah kam, war der Zwischenfall im Park längst vergessen.
»Am 30. September kommt ein neuer Horror Film im Kino, wir könnten doch nach Frankfurt fahren und danach noch in eine Sushi Bar. Sowas gibt's hier in dem Kaff ja nicht.«
»Nur wir beide?«, er spielte mit ihren Haaren. Ihr Kopf auf seinem Bauch. Das war zwar etwas unbequem, aber auf eine angenehme Art.
»Wir könnten deinen Freund Timo mitnehmen und Marie.« Sie lächelte ihn mit großen blauen Augen an.
»Du willst die beiden nur verkuppeln«, grinste er und rieb sich über das Pflaster am Handgelenk. Die Wunde begann zu jucken. Heilungszeichen sagte seine Mutter dazu immer.
»Ja, will ich. Timo ist solo, Marie hängt nur mit diesem Nerd Sascha rum. Nein da läuft nichts, aber der nervt. Marie ist doch hübsch, Timo steht auf dunkel. Vielleicht klappt es ja sogar. Dann könnten wir zu viert öfters mal was machen.«
»Marie und Timo? Timo zockt Games und sie trainiert für Ironman. Er schießt online mit PumpGuns und sie offline mit Sportbogen. Ja passt.« Er lachte und kitzelte seine Freundin.
Drei Wochen später ...
.»Soll meine Mutter dich mitnehmen?«

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Infektion
Hành độngGrippe und Lungenpest halten die Welt in Atem, so kann sich, anfangs unbemerkt, eine weitere Krankheit ausbreiten: Infektion Zet, hervorgerufen durch Parasiten, die die Körper ihrer Wirte nutzen und diese so zu willenlosen Zombies machen. Während di...