Hannah
Maries Hand schmerzte. Sascha presste ihre Finger zusammen. »Lauf nicht hin! Er ist einer von ihnen. Siehst du es jetzt?«, seine Stimme klang hohl. Ringsumher ertönten vereinzelt Schreie. Doch die meisten Menschen standen nur hilflos, wie gelähmt, herum.
Kevin hob sein Gesicht, schaute in ihre Richtung. Sein Mund war blutverschmiert. Marie zitterte. Die Zeit verging wie in Zeitlupe. Inzwischen hatten sich zwei seiner Freunde auf Kevin gestürzt. Einer riss ihn an den Haaren nach hinten, der andere warf ihm eine Jacke über den Kopf. Ein weiterer kümmerte sich um Hannah. Die, die den Tobenden hielten, schrieen um Hilfe, da sie ihn kaum bändigen konnten. Marie versuchte sich von Saschas erstaunlich kräftigem Griff loszureißen.
»Hey, lass mich, wenn du schon nicht anpacken willst!«
»Willst du gebissen werden? Du kannst nicht helfen und ich denke nicht im Traum daran.«
»Du bist so ein Feigling.«
»Ich bin nur kein Selbstmörder.«
Inzwischen waren bei den Jungen, die mit Kevin rangen, noch zwei weitere, die halfen, ihn am Boden zu halten. Auch ein Lehrer tauchte endlich auf. Er eilte mit einem Rot Kreuz Koffer zu Hannah. Von der Ferne ertönten Sirenen. Eine Durchsage forderte die Schüler auf, ihre Klassenräume aufzusuchen. »Du musst mit mir kommen.« Sascha versuchte sie hinter die Bäume, die den Schulhof umgaben, zu ziehen. Marie riss sich los. »Ich will zu Hannah!«
Doch die Stelle wurde inzwischen von mehreren Lehrern abgeschirmt.
»Falls sie Zeugen suchen, geh auf keinen Fall hin!« Saschas Stimme klang beschwörend. »Die versuchen es unter Kontrolle zu halten, doch es ist zu spät. Sei vorsichtig, du weißt, wo du mich findest.« Sascha hatte sich zurückgezogen, bevor eine Lehrerin sie erreichte, um sie aufzufordern, nach hinten in das Gebäude zu gehen. In der Klasse herrschte eine bedrückte Stille. Wenige hatten das Drama direkt mitbekommen, doch jeder wusste inzwischen Bescheid. Der Mathematiklehrer betrat das Klassenzimmer, als eine Durchsage ertönte. Alle, die den Vorfall auf dem Schulhof beobachtet hatten, wurden gebeten, sich in die Aula zu begeben. Marie, zögerte, ihr Mäppchen rutschte hinunter. Während sie die Einzelteile auf dem Boden zusammensuchte, standen zwei ihrer Mitschüler auf und verließen den Raum. Sie sortierte ihre Stifte und blieb sitzen. Was hatte sie schon gesehen. Wenn sie befragt würde, müsste sie zugeben, dass Sascha, obwohl krankgemeldet, auch da gewesen war.
Die Stunde plätscherte dahin, auch der Lehrer konnte sich nicht auf seinen Stoff konzentrieren, als die Tür nach einem kurzen Klopfen geöffnet wurde. Ein Polizeibeamter betrat den Raum.
»Ihr habt sicher von dem Vorfall auf dem Schulhof gehört, bei dem eine Schülerin schwer verletzt wurde. Sie ist in der Klinik und wird notoperiert. Wir vermuten, dass der junge Mann unter dem Einfluss von Drogen gehandelt hat. Eine Substanz, die Menschen psychisch sehr verändern kann. Ich muss alle bitten, sich an die Polizei oder einen Vertrauenslehrer zu wenden, falls ihr wisst, wer diese Drogen verteilt. Ebenso würden wir gern mit den Schülern reden, die in letzter Zeit zu Kevin Strauß Kontakt hatten.«
Marie machte sich klein. Was sie über Hannahs Freund wusste, ließ sie an der Drogenversion zweifeln. Er war wie sie im Sportleistungskurs und extrem gesundheitsbewusst. Freiwillig hätte er nie illegale Drogen genommen. Aber Hannah hatte den Angriff überlebt. Trotz des vielen Blutes. Der Polizist verabschiedete sich. Inzwischen war die Stunde vorbei und die zwei Zeugen der Schulhofattacke aus ihrer Klasse noch nicht zurück. Sie schaute versonnen aus dem Fenster, unten standen vier Polizeiwagen. Obwohl es in den Pausen sonst ziemlich laut einherging, war es jetzt sehr ruhig. Die Schüler flüsterten nur bedrückt miteinander. Nach der Klingel kam statt der Kunst die Deutschlehrerin. Sie erwähnte den Vorfall nicht, schaute jedoch ständig auf ihre Uhr, nachdem sie Arbeitsblätter verteilt hatte. Die letzte Stunde fiel aus. Marie konnte sich kaum auf die Heimfahrt konzentrieren. Beinahe fuhr sie einen Mann um, der ihr wütend hinterherschrie, nachdem sie es gerade so geschafft hatte, ihn zu umrunden.
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Infektion
ActionGrippe und Lungenpest halten die Welt in Atem, so kann sich, anfangs unbemerkt, eine weitere Krankheit ausbreiten: Infektion Zet, hervorgerufen durch Parasiten, die die Körper ihrer Wirte nutzen und diese so zu willenlosen Zombies machen. Während di...