Die zukünftige Königin

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Die Vögel sangen und flogen über den Himmel, jedes Mal aufs Neue, wenn ich durch den Wald huschte. Ich war auf der Flucht. Auf der Flucht vor mir selber. Besser gesagt vor meinem Vater, doch lasst mich erklären. Mein Vater wollte mich verewigen und zwar mit einer anderen Frau.

Ich kannte sie nicht und wollte sie auch nicht heiraten. Ich, Prinz William, wollte frei entscheiden mit wem ich mich verewigte. So kam es, dass ich immer öfters flüchte. Ich drückte mich vor den Begegnungen mit dieser Frau. Sie war wunderschön, daran konnte ich nicht zweifeln.

Ihr Gesicht hatte schöne Züge. Ihre Augen waren groß und grün. Ein helles grün, welches einem direkt in seinen Bann zog. Die Lippen waren mit Lippenstift bemalt. Sie waren meistens rot und hatten eine schöne Form, kein Zweifel. Ihre Haare waren fast wie Gold, so glänzten sie in der Sonne. Auch ihre Nase war einzigartig. Eine elegante Form mit einem einzigen Hügel, welcher vermutlich durch eine Verletzung zu Stande gekommen ist.

Nicht zu vergessen ihr Körper. Er war elegant, nicht zu dick und nicht zu dünn. Genau passend für eine zukünftige Königin, doch nicht für meine zukünftige Königin. Wie gesagt wollte ich sie nicht, ich wollte jemand anderen.

Es war ebenfalls eine Sie. Wunderschön. Einzigartig. Dieses einfache Bauernmädchen ist meine zukünftige Königin. Mehr wollte und brauchte ich nicht in meinem Leben.

So war ich, wieder einmal, auf den Weg zu ihr. Sie wohnte außerhalb der Stadt, weit draußen auf dem Land.

Ich habe sie das erste Mal gesehen, als ich mit meinen Freunden ausgeritten war. Sie hatte ein braunes Kopftuch auf, ein einfaches Kleid an und eine schmutzige Schürze um ihre Taille gebunden. Schon dort empfand ich etwas. Irgendetwas hatte mich in ihren Bann gezogen. War es das unschuldige Lächeln, die schmutzigen Wangen, welche mit Kohle beschmiert waren, oder waren es ihre Augen, welche so leuchteten.

Schöne Augen waren es. Blaue Augen, um genau zu sein. Hellblaue mit etwas grün. Ich hatte noch nie zuvor solche Augen gesehen und ich wollte unbedingt ein Kind, welches diese unschuldigen Augen hatte.

Ich schrieb ihr, auf dem Rücken meines Pferdes, mit einfachem Blatt und Feder einen Brief. Ich wollte, dass sie wusste, wer ich war, deshalb unterschrieb ich mit meinem Namen.

Nichts mehr, nur mein Name. Ich hoffe sie wusste dann, wer ich war, denn ich zeichnete eine kleine spitze Krone neben meinem Namen.

Als Zeichen für mich.

Gib mir eine Tochter

mit deinem sturen Herzen oder,

deinem ausgeglichenen Temperament.

Gib unseren Kindern

deine hellen Augen oder,

dein bezauberndes Lächeln.

Damit die Welt,

auch wenn wir nicht mehr sind,

in ihnen all die Gründe finden,

warum ich dich geliebt habe.

(Nizar Qabbani)



Ich legte diesen Brief auf den Boden vor ihrem Haus und drehte mich um, ohne anzuklopfen oder jenes andere, was ich gerne gemacht hätte.

Doch ich ging, mit erleichterten Herzen und ohne zu wissen, dass die Liebe meines Lebens, meine zukünftige Königin, die zukünftige Mutter meiner Kinder, tot hinter diesen Mauern lag.

Ermordet durch eine Frau, angeheuert von der Liebe und Sehnsucht nach Macht. Eine Frau, die ihren zukünftigen Platz nie verdient hatte, und die ihn niemals verdienen wird.

Sie, die zukünftige Königin von Arientell.

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