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Tae wirkte nicht allzu begeistert. Seine Augen huschten unruhig hin und her, ab und an vernahm ich ein genervtes Zungenschnalzen oder er raufte sich gestresst das Haar. Die dunklen Strähnen glichen beinahe einem Vogelnest, hingen ihm chaotisch in der Stirn. Es verlieh ihm etwas Süßes. Er wirkte so, als wäre er erst vor einigen Minuten aus dem Bett gekommen.
Seine Hände knackten, er rieb sich die Finger gegen den sauberen weißen Kittel. Hinter mir sprach jemand. Ich riss mich aus meinen Tagträumereien, konzentrierte mich auf die Realität, in der ich mich befand. Aus irgendeinem Grund war es hier kalt.
»Bist du sicher, dass die Werte hier annehmbar sind? Es muss ein Fehler vorliegen.« Taes Bruder klickte sich durch die Daten. Sein Blick war fokussiert auf den Monitor vor ihm gerichtet. Ich verstand nicht viel von dem, was sie da besprachen. Untersuchungen, Schauen nach jeglichen Fehlern, Überprüfungen. Mein Körper schien nicht ganz einwandfrei zu funktionieren. Jemanden wie mich auf diese Weise wiederzubeleben hatten sie bis jetzt noch nicht geschafft. Umso größer war die Gefahr also, dass dennoch Fehler vorliegen könnten.
Wie immer war ich verkabelt. Zahlen am Monitor, Werte gemischt mit Buchstaben, die mir fremd waren.
Ich saß geduldig auf der Liege und wartete. Ich wartete, bis sie fertig waren. Und dann? Dann wurde ich womöglich zurück in mein Zimmer gebracht. Dabei wollte ich das eigentlich nicht. Mich tötete die Langeweile und die Einsamkeit dort. Und ich brauchte Antworten auf die vielen Fragen, die mir im Kopf herumschwirrten.»Nein, die Messwerte sind richtig. Irgendwas scheint mit seinem Herzen nicht zu stimmen«, seufzte Tae frustriert.
Mein Herz also. Der Motor des Körpers. Anscheinend hatten sie für den Fall ein richtiges Organ dafür verwendet. Die Frage, die mir jedoch besonders auf der Zunge brannte, war mein Gehirn. Woraus bestand es? Ob es ebenfalls noch menschlich war? Ich fasste mir an den Kopf, als könnte ich allein mit meiner Hand ertasten, was unter meiner Schädeldecke lag. Vielleicht konnte ich heimlich in den Daten graben, wenn gerade niemand aufmerksam genug war.
Schmerzen waren in den dunklen Augen Taes zu sehen, als ich aufschaute. Machte er sich Sorgen? Sicherlich, schließlich war sein Projekt gefährdet, wenn jetzt schon Probleme mit meinem Herzen vorhanden waren.
Vorsichtig legte ich meine Hand auf meine Brust, konnte erneut die Dellen auf der Haut spüren, die untypisch für einen menschlichen Körper waren. Ein unwohles Gefühl beschlich mich.Ich streckte meine Hand aus berührte sanft die weichen Wangen des jungen Mannes, sprach stumm den Schmerz von Tae an, der sich deutlich in seinem Gesicht widerspiegelte. Tatsächlich schien er mich zu verstehen, was ich meinte. Er stritt es nicht ab, nickte nur zustimmend.
»Ich mache mir Sorgen. Auch wenn Komplikationen zu erwarten waren, so hatte ich doch gehofft, dass sie diesmal vermieden werden konnten.«Aus irgendeinem Grund wollte ich aufstehen und Tae einfach in den Arm nehmen, ihn trösten, ihm sagen, dass alles gut werden würde. Ich unterdrückte den Drang jedoch. Zur gleichen Zeit fühlte sich dieses Verlangen auch falsch an. Ich sollte nicht mehr Probleme verursachen.
»Das einzige, was wir nun tun können, sind Untersuchungen. Wir können fürs erste nicht mehr tun, als weiterhin die Lage zu beobachten und weitere Untersuchungen zu machen. Zur Not... müssen wir dein Herz ersetzen.«
Ein Implantat also. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie auf die technischen Möglichkeiten zurückgreifen werden. Da mein Körper zum größten Teil schon künstlich war, würde ein weiteres nicht-biologisches Organ keinen großen Unterschied machen. Und doch war es so falsch. Wenn möglich, hätte ich mein organisches Herz lieber behalten, denn aus irgendeinem Grund fühlte es sich... menschlicher an. Meine ganze Existenz war ... außergewöhnlich und nicht richtig. So genau war das Gefühl nicht zu beschreiben.
»Ich bringe dich zurück ins Zimmer, Jeongguk. Ruh dich so gut es ging aus«, teilte Tae mir mit einer monotonen Stimmlage mit und wandte mir den Rücken zu. Ich wollte protestieren, ihm sagen, dass ich nicht wieder allein in diesem leblosen, sterilen Raum bleiben wollte, doch ich sagte nichts. Stattdessen wartete ich, bis Dr. Kim Namjoon mich von den Geräten befreit hatte und ich Tae folgen konnte.
Weiß stach mir in die Augen, als wir den Raum verließen. Meine Füße berührten kalten Boden. Es fühlte sich angenehm an. Ich erinnerte mich zurück an den Tag, als ich allein durch den Trakt geschlendert bin, von der Neugierde getrieben, was mich um die nächste Ecke erwarten würde, nur um am Ende doch wieder mit den gleichen monotonen Wänden überrascht zu werden.
»I-Ich ... litt s-schon einmal a-an ... a-an einer K-Krankheit ... n-nicht?« Meine Stimme war leise, noch immer krächzend und unkoordiniert, dass ich befürchtete, Tae mich weder gehört noch verstanden hatte. Ich sprach selten etwas. Das war womöglich das zweite Mal, dass ich jemals etwas aus meiner Kehle gebracht hatte.
Dies schien auch den jungen Doktor zu überraschen. Mit geweiteten Augen drehte er sich zu mir um. Wir blieben mitten im Gang stehen, es war ruhig zwischen uns. Wenn ich mich nicht irrte, konnte ich sogar einige Tränen in Taes Augenwinkeln glitzern sehen.
»Du kannst dich erinnern, Gukkie«, wisperte er leise und kam langsam auf mich zu, mehr überrascht von meinen zurückkehrenden Erinnerungen als von meiner Stimme. Ich konnte es ihm nicht verübeln, schließlich wartete Tae schon seit meines ersten Erwachens darauf, dass ich mich, wenn es auch nur ein Bruchstück meines vorherigen Lebens war, wieder erinnern konnte.
Ich war nicht fähig, mir selbst zu erklären, woher diese Information kam, woher ich wusste, dass ich krank war. Es schien wie eine Selbstverständlichkeit in meinem Bewusstsein zu wabern, wahrscheinlich schon immer da gewesen und doch unentdeckt und für mich bis dato noch verschlüsselt.
Jetzt aber war es mir klar. Ich erinnerte mich an meine Kindertage, woher ich kam, wie ich weggerannt war, der Grund für mein Verschwinden. Mir kamen zwei Namen in den Sinn, aber ich wusste nicht mehr, wer sie waren. Natasha und Erika ...
»S-Schicksal ... denkst du... Es ist eine Strafe? Weil ich ... w-wiedergeboren wurde?«, fragte ich heiser. Tae kam auf mich zu, packte mich an den Schultern und... Ich fand mich augenblicklich in seinen Armen wieder. Er drückte mich fest, sein Körper zitterte. Er antwortete mir nicht.
Ich legte nur zögerlich den Arm um den sich bebenden Körper, dachte nach. Noch immer konnte ich nicht erklären, warum ich mich jedoch zu diesem Mann hingezogen fühlte. Dafür fehlten mir die Erinnerungen. Mehr wurde mir nicht offenbart.
»Keine Strafe«, sprach Tae schließlich und löste sich nur widerwillig von mir. Die Tränen hatten sich aus seinen Augen gelöst, wurden jedoch schnell von seinen Wangen gestrichen, damit sie niemand zu Gesicht bekommen konnte. Stattdessen war sein Gesichtsausdruck wieder ... Wie immer. Hart, kalt, schwer zu lesen. Ein wenig enttäuschend für mich. Ich mochte den Tae, der mir seine Gefühle offen zeigte.
»Das ist Technologie, Jeongguk. Wir sind leider noch nicht ganz fortgeschritten in der Wissenschaft, was es mit dem Ewigen Leben auf sich hat. Aber es ist eine Chance für dich. Eine zweite, die wir und das Schicksal dir bescheren konnten. Das Leben ist nicht immer perfekt. Es kommen ständig Probleme dazwischen.«
Tae legte eine Hand an meinen Rücken und schob mich langsam weiter. »Magst du mir erzählen, woran du dich erinnern kannst?«, fragte er vorsichtig nach. Ich presste meine Lippen aufeinander. An Vieles konnte ich mich nicht erinnern, also gab es auch nicht viel zu erzählen.
»Tae ... «, begann ich mit schwacher Stimme und blieb stehen. »I-Ich möchte ni-nicht ... zurück ins Zimmer ...«
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Nach langer Zeit mal wieder ein Kapitel. Oh man :')
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𝐄𝐫𝐫𝐨𝐫 𝐑𝐗37 ᵏᵒᵒᵏᵛ
Fanfic𝗟𝗮𝘂𝗳𝗲𝗻𝗱 | 𝗙𝗮𝗻𝗳𝗶𝗰𝘁𝗶𝗼𝗻 | 𝗗𝗲𝘂𝘁𝘀𝗰𝗵 »Sag mir, Tae, bin ich denn wirklich noch der Jeongguk, den du einst gekannt und geliebt hast, wenn ich nur seine Erinnerungen trage und sein Verhalten nachahme?« Ohne jegliche Erinnerungen erwa...